Das Echo Labyrinth 03 - Die Füchse von Mahagon
irgendwann«, sagte ich beschwichtigend. »Früher oder später jedenfalls.«
»Eben, früher oder später«, wiederholte Melifaro gereizt, trank sein Glas auf einen Zug leer und stellte es so unvorsichtig auf den Tisch, dass es umkippte und auf dem Boden zerschellte. Lady Techi lächelte.
»Du bist ja ein richtiger Rowdy, Melifaro. Ich hab noch nie ein Glas in so viele Stücke zerspringen sehen.«
»Wenn du willst, bring ich dir bei, wie das geht«, meinte er großzügig und nahm mein volles Glas.
Erstaunt beobachtete ich meinen Freund. Das Leben steckt voller Überraschungen.
»Willst du noch nicht schlafen gehen?«, fragte ich dann. »Es ist höchste Zeit für dich.«
»Eigentlich schon«, sagte er ehrlich. »Manchmal möchte ich meine Umgebung zum Lachen bringen, schlafe aber stattdessen ein - peinlich, peinlich.«
»Na ja, so weit ist es ja noch nicht«, tröstete ich ihn. »Komm, ich fahr dich zu mir nach Hause. Ich glaube, die Gesellschaft von Rulen Bagdasys wäre jetzt Gift für dich.«
»Kommt gar nicht in Frage. Ich will in mein Bett«, rief Melifaro hartnäckig. »Rulen kann ja wieder in den Stadtteil Rendezvous gehen und dort ein paar blaue Flecke kassieren.«
»Also gut, fahren wir zu dir«, sagte ich gelassen.
Wenn Melifaro unbedingt bei sich schlafen wollte, würde ich ihn sicher nicht daran hindern. Ich sah Lady Techi an, doch sie stopfte nur gedankenverloren ihre Pfeife. Ihre Miene schien weniger freudig, als man es bei einer Wirtin hätte erwarten können, die einen schwierigen Gast loswurde.
»Wollen Sie Ihr Lokal schon schließen?«, fragte ich unverbindlich.
»Ich weiß noch nicht. Warum?«
»Es gefällt mir bei Ihnen, und Ihre Getränke schmecken mir ausgezeichnet. Vielleicht bringe ich diesen Helden nach Hause und komme dann zurück. Darf ich?«
»Natürlich. Machen Sie das nur«, sagte sie lächelnd. »Ich könnte Ihnen auch bei der Konkurrenz ein Abendbrot bestellen.«
»Tolle Idee! In einem Wirtshaus zu sitzen und das Essen aus einem anderen Wirtshaus kommen zu lassen, hab ich noch nie gemacht.«
Diesmal beeilte ich mich wirklich, ignorierte jeden Begriff von Höchstgeschwindigkeit und wünschte mir so ein Höllentempo, dass wir tatsächlich binnen vier Minuten in der Straße der dunklen Wolken waren.
Melifaro schlief wie ein Stein auf der Rückbank meines Wagens. Ich versuchte vergeblich, ihn wachzurütteln, und seufzte tief. Tragen konnte ich unseren hoch gewachsenen Helden unmöglich. Das Schleppen schwerer Gegenstände gehört ganz und gar nicht zu meinen Stärken. Ohne Zeit zu verlieren, wiederholte ich einen Zaubertrick, den ich schon mehrfach angewandt hatte, und nach einer Sekunde befand sich Melifaro zwischen Daumen und Zeigefinger meiner linken Hand. »Da wartet eine so nette Lady auf mich, und ich muss mich mit dir quälen«, meinte ich genervt, nahm aber stark an, dass Melifaro meine Worte nicht hörte.
Im Wohnzimmer erwartete mich erneut ein seltsamer Anblick. Außer Rulen Bagdasys saßen dort drei Herren. Weil sie die gleiche Mütze trugen wie Rulen, nahm ich stark an, dass auch sie aus Isamon stammten.
Im Zimmer herrschte heillose Unordnung, und auf dem Tisch lagen alle möglichen Essensreste. Ich hatte immer gedacht, man brauche eine ganze Partygesellschaft, um so ein Chaos zu veranstalten.
»Na, erholt ihr euch schön?«, fragte ich gereizt.
Die Männer sahen mich ungerührt an. Mein Todesmantel beeindruckte sie nicht besonders - vermutlich, weil ich keine schicke Mütze trug.
»Habt ihr euer Hirn aufgefressen?«, pöbelte Rulen seine Gäste an. »Dieser Mann stammt aus adliger Familie und steht dem Königshof nahe.«
»Ich rate euch dringend, hier aufzuräumen und nach Hause zu gehen«, sagte ich und versuchte, möglichst grausam und streng zu klingen, doch das gelang mir nicht recht. »Der Hausherr schläft noch, aber er kann jeden Moment erwachen. Er ist nicht besonders gut gelaunt und empfängt selten Gäste - also ...«
»Du kapierst wohl auch nicht, wen du vor dir hast?«, pöbelte Rulen nun mich an. »Das sind die Herren Zizerinek, Machlasufis und Michusiris. Na, fällt der Groschen noch immer nicht? Das sind die Titanen!«
»Für so was hab ich keine Zeit«, antwortete ich kühl und ging zur Treppe. »Aber denk daran: Wenn Melifaro aufwacht und es hier noch immer so aussieht, wird es böse enden. Ich glaube nicht, dass eure Mützen das überleben.«
Ich war der Auseinandersetzung mit der Plebs aus Isamon herzlich müde und ging ins
Weitere Kostenlose Bücher