Das Echo Labyrinth 03 - Die Füchse von Mahagon
und wir wissen ja, dass der Arme an Reizüberflutung gestorben ist.«
»Ja«, sagte ich nickend. »Und darunter hat meine Karriere sehr gelitten. Inzwischen hab ich mich aber entschieden, König zu sein.«
Melifaro erging sich in Spekulationen über meine hoheitliche Zukunft, denen ich nicht sehr aufmerksam lauschte. Mich überkam ein seltsames Gefühl, eine merkwürdige Vorahnung von etwas Unausweichlichem, aber noch Unbestimmtem. Dieses Warten auf etwas schwer zu Definierendes ist eigentlich ein sehr angenehmer Zustand.
»Wo fahren wir eigentlich hin?«, fragte Melifaro plötzlich.
»Zu deiner Familie, dachte ich. Oder hast du es dir anders überlegt?«
»Nein, nein, aber wir hätten längst abbiegen müssen.«
»Konntest du das nicht früher sagen?«, rief ich und machte kehrt.
»Ich wollte abwarten, bis auch du merkst, dass wir falsch gefahren sind. Weißt du, mein neugieriges Gehirn will stets das Unbegreifliche durchschauen, dich zum Beispiel. Aber dann hab ich begriffen, dass wir bis nach Landland kommen würden, ehe du merkst, dass du dich verfahren hast. Und ich habe einfach keine Lust, den ganzen Kurzurlaub lang über staubige Landstraßen zu irren.«
Ich dachte an mein hektisches Wendemanöver und musste kichern. Meine seltsame Vorahnung verschwand, und ich fühlte mich wie neugeboren. Oder stimmte wieder was nicht mit mir?
»Du bist heute irgendwie seltsam«, meinte Melifaro und musterte mich skeptisch. »Ist dir eine Laus über die Leber gelaufen, oder ist dein Todesmantel zu eng?«
»Deine fürsorgliche Miene steht dir nicht«, sagte ich. »Mir geht es bestens. Ich bin nur etwas müde, denn ich hatte unglaublich viel zu tun. Als ich heute ins Haus an der Brücke zurückkehrte, hatte ich den Eindruck, dass ihr die ganze Zeit nur damit beschäftigt gewesen seid, für jeden Tag meiner Abwesenheit eine Kerbe zu machen. Aber das ist nicht so schlimm. Ich übernachte im Zimmer deines Großvaters, und danach geht es mir sicher wieder besser.«
»Das hilft dir bestimmt«, sagte Melifaro. »Aber sei mal ehrlich: Geht dir deine dauernde Geheimnistuerei nicht selber auf die Nerven, Sir Nachtantlitz?«
»Ein bisschen«, bestätigte ich nickend.
Mein Bekenntnis gefiel Melifaro offenbar so gut, dass er es fertigbrachte, ein paar Minuten lang zu schweigen. Dann aber kamen wir bei ihm zu Hause an, und gleich sprudelte er wieder los, um seinen Vater zu begrüßen.
Sir Manga Melifaro erwartete uns vor der Haustür. Seit unserer letzten Begegnung hatte er sich kein bisschen geändert. Allenfalls sein dicker roter Zopf mochte ein wenig länger geworden sein. Erstaunlich, wie gut diese ungewöhnliche Frisur dem Verfasser der Enzyklopädie stand.
»Dein Bruder ist total verrückt geworden«, sagte er zu seinem Sohn und wandte sich dann an mich. »Guten Abend, Sir Max. Ich wage meinen Augen kaum zu trauen, dass Sie es geschafft haben, ein zweites Mal zu uns zu kommen.«
»Ich habe diesen Menschen drei Tage lange bekniet, unsere bescheidene Hütte zu besuchen«, mischte sich Melifaro ein. »Und das nur deinetwegen, Vater. Ich habe also etwas bei dir gut. Welcher meiner großartigen Brüder soll überhaupt verrückt geworden sein?«
»Dreimal darfst du raten«, meinte Sir Manga und schloss die Augen mit der Miene eines Märtyrers.
»Antschifa dürfte die größten Chancen haben. Schließlich ist er sehr begabt und führt ein ausgesprochen aufreibendes Leben, hab ich Recht?«
»Volltreffer!«, rief das Oberhaupt der seltsamen Familie. »Eigentlich wollte ich mich schon per Stummer Rede gemeldet haben, doch es kam immer was dazwischen, und dann sah ich dieses fliegende A-Mobil vor dem Haus halten und begriff, dass es zu spät war, mich mit dir in Verbindung zu setzen.«
»Fliegend?«, fragte ich. »Sir Manga, ich bitte Sie!«
»Mit Verlaub, Sir Max - ich bin sicher, dass die Räder Ihres Wagens den Erdboden nicht berührt haben. Mein Kompliment basiert mithin auf exakter Naturbeobachtung.«
»Was hat mein Brüderchen denn ausgefressen?«, unterbrach uns Melifaro.
»Stell dir vor: Er hat einen Gast mitgebracht. Und dann auch noch aus Isamon!«, rief Sir Manga. »Und was für einen! Du wirst gleich sehen, dass es sich dabei um ein ganz besonderes Exemplar handelt.«
»Es ist in unserer Familie doch völlig normal, Gäste mitzubringen«, sagte Melifaro und wies mit dem Kopf auf mich.
Ich stieß ihm im Scherz die Faust in die Rippen, aber er merkte es wohl nicht mal, da meine Hände sehr klein sind.
»Wenn
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