Das Echo Labyrinth 03 - Die Füchse von Mahagon
du ihn in einer halben Stunde zu sehen bekommst, weißt du, was ich meine«, sagte Sir Manga. »Ich kann ihn nicht mal wegschicken, denn er hat meinen Sohn in der Fremde gastfreundlich aufgenommen. Hätte dein dummer Bruder Antschifa damals doch auf der Straße übernachtet! Unsere Geduld ist am Ende. Deine Mutter hat mir sogar gedroht, nur noch zu warten, bis du kommst, und dann zu ihrer Familie nach Uriuland zu verschwinden. Weißt du, bis jetzt hat mich noch keine Frau im Stich gelassen, und in meinem Alter habe ich keine Lust mehr auf Experimente. Nimm bitte unseren merkwürdigen Gast und Schönling in die Hauptstadt mit. Dort wirst du ihn sicher bald los. Echo ist schließlich eine Metropole, oder?«
»Hast du ihn wirklich so satt?«, fragte Melifaro. »Da bin ich aber in der Tat gespannt, was für ein Mensch das sein mag. Und wenn es die einzige Lösung ist, nehme ich ihn bestimmt mit. Das ist bei uns in der Familie immer so«, meinte Melifaro zu mir. »Antschifa macht Dummheiten, und ich muss sie ausbügeln. Was denkt er eigentlich über die ganze Sache?«
»Er ist sehr zufrieden. Dieser seltsame Gast ersetzt ihm eine Horde von Schiffsjungen, die er mit Schimpfkanonaden übers Deck zu treiben gewohnt ist. Na schön, geht jetzt ins Wohnzimmer. Max, verzeihen Sie bitte, dass ich Sie mit familiären Angelegenheiten gelangweilt habe. Das war alles andere als höflich von mir.«
»Dafür aber sehr interessant«, sagte ich lächelnd.
»Vater, halt die Ohren steif. Ich habe einen exzellenten Killer mitgebracht. Es wird schon wieder gut. Wir werden alles dafür tun, dass du dein Problem vergessen kannst, was, Max?«, fragte Melifaro mit Unschuldsmiene.
»Das könnte eine gute Lösung sein - aber bitte nur, wenn unser Gast heute Abend partout nicht in die Hauptstadt mitfahren möchte.«
»Sündige Magister! Mein armer Vater hat meine Bemerkung nicht mal für einen Scherz gehalten!«, flüsterte Melifaro mir zu und wirkte ehrlich erschrocken.
»Ach, das sollte ein Scherz sein?«, fragte ich mit gespielter Überraschung.
Jetzt war die Reihe an Melifaro, mir die Faust in die Seite zu stoßen. Und er hat riesige Hände.
Das Wohnzimmer war leer, und Sir Manga setzte sich zu uns an den Tisch.
»Wir haben wirklich Glück. Ich schlage vor, ihr esst erst mal eine Kleinigkeit. So eine Glückssträhne kann schnell zu Ende sein. Da heißt es zugreifen!«
»Ich höre immer auf das, was Erwachsene sagen«, meinte ich und musterte die vielen, ungemein interessanten Gerichte.
»Du scheinst gut erzogen«, spöttelte Melifaro und biss in ein lecker aussehendes Croissant.
»Kaum bist du gekommen, schon fällst du übers Essen her - sehr gut, Brüderchen! Hauptsache, die Kauwerkzeuge bleiben nicht unbenutzt!«
An der Türschwelle stand ein kleiner, aber gedrungener rothaariger Kerl. Mir war gleich klar, dass ich ein weiteres Mitglied dieser wunderbaren Familie vor mir hatte. Er gehörte allerdings zu der Sorte von Leuten, mit denen man sich besser nicht anlegte. Allem Anschein nach konnte er jeden Gegner von den Füßen holen. Er hatte einen Schal um den Kopf gewickelt, dessen Enden fast den Boden berührten. Sein schwarzer, schlichter Lochimantel reichte kaum bis an die Knie, was in der Hauptstadt gewiss Befremden ausgelöst hätte. Auch seine Skaba war kurz und ließ die Schäfte seiner Stiefel sehen, die allerdings kunstvoll verziert waren.
Gleich nach ihm erschien der groß gewachsene Bachba, den ich schon bei meinem letzten Besuch kennen gelernt hatte. Er begrüßte uns freundlich, setzte sich gemütlich auf einen Stuhl und vertiefte sich ins Essen. Allem Anschein nach war er das einzige schweigsame Mitglied dieser seltsamen Familie.
Melifaro unterhielt sich mit Antschifa und sah ihn dabei mit großem Respekt an.
»Antschifa, das ist Max«, stellte er mich seinem Bruder vor. »Er arbeitet im gleichen Laden wie ich und sorgt dafür, dass ich nachts ruhig schlafe.« Dann wandte er sich an mich: »Du weißt vermutlich schon, dass vor dir der Schrecken der Meere steht, der ewige Stolz unserer Familie und die große Hoffnung meines Vaters: Sir Antschifa Melifaro.«
»Und ich hätte wetten mögen, der da sei das Produkt deiner Besuche im Rendezvous-Viertel, Vater«, meinte Antschifa und wies mit dem Kopf auf mich. »Ist das kein Halbbruder von mir? Schade.«
»Alles ist möglich«, meinte Sir Manga achselzuckend. »Max, was sagen Sie dazu?«
»Ich fürchte, das ist etwas übertrieben. Ich würde gern zu Ihrer Familie
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