Das Echo Labyrinth 03 - Die Füchse von Mahagon
wirklich nicht behandeln.«
»Zeig mir lieber mein Schlafzimmer, statt mich zu bemitleiden«, bat ich. »Euer Familiennest ist so groß, dass ich mich darin verlaufen könnte und erst in zehn Jahren völlig verwahrlost aufgefunden würde.«
»Komm, mein Unglück«, sagte Melifaro und erhob sich recht unwillig vom Tisch.
»Du ähnelst unserem Vater wirklich«, sagte Antschifa mit Nachdruck zu mir. »Vielleicht solltest du die Königinmutter mal diskret nach ihren früheren Beziehungen fragen.«
»Das tue ich sicher, falls ich sie mal im Königreich der Toten erwische. Angeblich soll das gar nicht so schwer sein. Gute Nacht, Leute.«
Das magische Schlafzimmer war ein Werk des Magisters Philo Melifaro und eine Frucht des durch viele Jahrhunderte von ihm zusammengetragenen Wissens. Es erwies sich als eine Zufluchtsstätte, wie ich sie schon lange gesucht und gebraucht hatte. Hier traf ich auf die mir seit Kindertagen bekannten Traumgestalten.
Ich schlief fest und ruhig, und vor meinen Augen entfaltete sich ein Panorama meiner Lieblingsträume. Ich sah einmal mehr das kleine, schnuckelige Städtchen in den Bergen bei Kettari mit seiner Serpentinenstraße und den hübschen kleinen Cafes. Schade, dass ich diesen von mir erträumten Ort vor kurzem an eine andere Welt abgetreten hatte.
Ich erwachte kuii nach Mittag, hatte Sir Juffins Auftrag also perfekt erfüllt. Jetzt konnte ich nicht nur erfrischt weiterleben, sondern war mir sogar sicher, noch viel Spaß zu haben.
Überglücklich ging ich nach unten. Sir Manga und seine hübsche Frau knabberten friedlich an ihrem Frühstücksgebäck.
»Die Jungs schlafen noch«, sagte Manga zu mir. »Sie haben sich bis zum Morgengrauen unterhalten. Tut es Ihnen nicht leid, das Gespräch verpasst zu haben?«
»Oh nein. Die Nacht im Schlafzimmer Ihres Vaters war die erholsamste Nacht meines Lebens. Dieser Raum ist das Werk eines Genies.«
Die ältere Generation der Familie Melifaro nickte verständnisvoll.
»Was macht Ihr ehrwürdiger Ahne jetzt eigentlich?«, wollte ich wissen.
Ich war sicher, keine taktlose Frage gestellt zu haben. Der Schöpfer eines so genialen Zimmers konnte unmöglich einfach an Altersschwäche gestorben sein.
»Vermutlich sucht er im Jenseits seinen Großen Magister. Vielleicht hat er ihn sogar gefunden. Auf alle Fälle ist er dort bestimmt glücklich, denn die Reiselust liegt uns allen im Blut.«
»Bist du schon wach, Max?«, fragte Sir Juffin mich per Stummer Rede. »Ich fürchte, ihr zwei müsst euren Urlaub abbrechen. Offen gesagt muss ich euch noch vor Sonnenuntergang sehen.«
»Ich kann Ihren besten Mitarbeiter Melifaro sofort wecken«, sagte ich mit diebischer Freude. »Möchten Sie das?«
»Ich fürchte, das wird er nicht überleben. Lass ihn besser noch eine oder anderthalb Stunden schlafen, dann wecke ich ihn. Und du, Max? Hast du dich erholt? Geht es dir gut?«
»Erholung ist ein viel zu schwaches Wort dafür. Was ist eigentlich passiert? Warum müssen wir nach Echo zurück?«
»Bis jetzt ist nichts passiert, aber heute Abend kommt ein Schiff aus Arwaroch. Das wird für uns alle sehr spaßig. Also kommt bald zurück. Ende.«
Schuldbewusst sah ich Melifaros Eltern an. »Ich fürchte, ich habe eine unangenehme Nachricht für Sie. Sie müssen sich einen Tag früher als geplant von Ihrem jüngsten Sohn trennen.«
»Na wunderbar«, meinte Lady Melifaro erleichtert. »Zu den Magistern mit ihm! Wir haben sicher noch genug Zeit, mit ihm zu plaudern. Außerdem hat er versprochen, den furchtbaren Kerl aus Isamon mitzunehmen. Stimmt's, Manga?«
»Ja, das hat er versprochen«, rief Sir Manga fröhlich.
»Ich kenne ihn zwar nicht so gut, aber gestern Abend fand ich ihn ziemlich lustig«, wandte ich vorsichtig ein.
»Die ersten zwei, drei Tage hab ich das auch so gesehen«, pflichtete mir Sir Manga bei. »Aber spätestens am vierten Tag hab ich langsam gemerkt, dass er doch nicht so nett ist, wie ich anfangs dachte. Dann hab ich erfahren, dass die Diener das Haus verlassen wollen, bis er wieder weg ist, und auch mein ältester Sohn hat gegen diesen Gast rebelliert. Und ein paar Tage später bin ich selbst mit Mordgedanken durchs Haus gelaufen. Wissen Sie, Sir Max, ich fürchte, die Gebote der Gastfreundschaft können gefährlich sein. Ich spreche jetzt nicht nur von meiner Familie, sondern von allen gut erzogenen Menschen.«
»Aber Ihr Leiden endet doch demnächst«, tröstete ich ihn. »Ihr Gast fährt bald in die Hauptstadt. Und wenn er nicht
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