Das Echo Labyrinth 04 - Volontäre der Ewigkeit
den Wänden hingen hübsche Bilder. Nur da und dort tummelte sich ein wenig Kitsch. Die wenigen Besucher erschienen mir wie Mitglieder eines elitären Clubs - keine auferstandenen Kreuzritter oder Träger des hiesigen Nobelpreises zwar, aber angenehm reservierte und doch sympathische Intellektuelle vom Schlage unseres Sir Kofa.
»Mein Leben lang habe ich geträumt, an einen Ort wie diesen zu geraten«, flüsterte ich ihm zu.
»Gefällt es dir hier wirklich?«, fragte er erfreut. »Ich war mir nicht sicher, ob du das alles zu schätzen weißt, aber jetzt bin ich froh. Hallo, Sir Kima, sind Sie aus Ihrem Keller geflüchtet? Daran haben Sie recht getan! So eine Nacht sollte man nicht allein in der Burg Jafach verbringen. Wollen Sie uns nicht Gesellschaft leisten?«
Ich erblickte einen älteren Mann in schlichtem Mantel. Er hatte so intensiv leuchtende blaue Augen, dass ich ganz verwirrt war.
»Kennen Sie sich noch nicht?«, fragte Kofa erstaunt. »Das ist Sir Kima Blimm, der Großvater von Lady Melamori. Du hast schon einiges aus seinem Keller gekostet, Max.«
»Wir kennen uns gut, aber nur vom Hörensagen. Jetzt können wir den offiziellen Begrüßungsritus durchführen«, erklärte der blauäugige Sir Kima lächelnd. »Du bist es wirklich!«, rief er dann und setzte hinzu: »Ich hoffe, du hast nichts dagegen, dass ich dich duze, Max.«
»Aber nicht doch. Wer so oft mit Sir Melifaro zu tun hat wie ich, ist gegen Beleidigungen immun.«
»Das verstehe ich gut«, meinte Kima kichernd und fragte dann deutlich besorgt: »Wie geht es meiner Enkelin? Könntet ihr mir ein wenig über sie erzählen?«
»Was gibt es da schon zu berichten?«, meinte Kofa achselzuckend. »Wenn sie ins Haus an der Brücke kommt, hat sie dieses seltsame Wesen aus Arwaroch auf dem Rücken. Und regelmäßig verirrt sie sich auf die Flure der Stadtpolizei, wo sie die Mitarbeiter von General Bubuta erschrickt, von denen einige echte Angst vor ihr haben. Das macht ihr einen Heidenspaß. Sehen Sie Ihre Enkelin so selten, Sir Kima?«
»Leider praktisch gar nicht. Das Mädchen hat sich mit ihren Eltern gestritten, als ihr Vater ein paar Bemerkungen über ihren exotischen Liebhaber machte. Ich war von Anfang an dafür, die Sache mit Geduld anzugehen. Dieser groß gewachsene junge Mann - wie heißt er noch ... ach ja, Alotho - geht jetzt endlich nach Arwaroch, und die Sache ist bald vergessen. Wie ist meine Enkelin bloß auf die Idee gekommen, den Streit mit ihrem Vater auf mich zu übertragen? Früher hat sie mich oft besucht und mir von ihren Problemen erzählt, aber das hat sich inzwischen alles geändert.«
Kima Blimm ließ den Kopf hängen und sagte dann: »Sündige Magister, ich rede zu viel. Wir sollten das Thema wechseln.«
»Der grausame Mochi kommt auf uns zu - da haben wir sowieso keine andere Wahl. Die nächste halbe Stunde sprechen wir nur übers Essen.«
Ein blonder Mann mit vielen grauen Haaren trat zu uns an den Tisch. Seine blauen Augen musterten uns streng. Er trug eine Brille mit viereckigem Metallgestell und einen schwarzen Lochimantel aus Leder. Aus der Enzyklopädie der Welt von Sir Manga Melifaro wusste ich, dass diese Kleidung typisch für Seeleute war, hatte in Echo bisher aber noch keinen solchen Ledermantel gesichtet.
»Mochi hält diese Sachen für praktischer. Wenn er einen Soßenfleck oder so was abbekommt, muss er den Mantel nicht ausziehen, sondern wischt ihn bloß ab und arbeitet weiter«, erklärte mir Kofa flüsternd.
»So einen vernünftigen Menschen hab ich hier schon lange nicht mehr getroffen«, rief ich begeistert.
»Guten Abend, Kofa! Guten Abend, Kima! Ich freue mich, Sie mal wieder zu sehen. Guten Abend, Max! Ich habe Sie auch ohne Ihren Todesmantel erkannt. Schön, dass Sie bei mir vorbeischauen.«
Alle diese Nettigkeiten hatte Mochi so gereizt gesagt, als hielte er uns am Ohr und wollte uns zwingen, eine Pirogge zu essen.
»Nimm das nicht so ernst, Max. So redet er mit allen«, meldete sich Sir Kofa per Stumme Rede, und ich merkte, dass ich mein Staunen nicht hatte verbergen können.
»Schon in Ordnung. Langsam gefällt mir das sogar. Er näselt so hübsch und vermeidet es, mich mit >Sir« anzureden. Das klingt angenehm demokratisch. Außerdem habe ich eine Vorliebe für Menschen, die vor mir und meiner Funktion keine Angst haben.«
»Da Sie heute erstmals bei mir sind, fühle ich mich verpflichtet, Ihnen bei der Auswahl des Menüs zu helfen«, sagte Mochi streng.
»Hör nicht auf ihn, Junge«,
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