Das Echo Labyrinth 04 - Volontäre der Ewigkeit
eine Minute später erschien der König schon. Nachdem wir pflichtbewusst einige Floskeln über das Wetter getauscht hatten, wies er uns auf ein Tischchen hin, auf dem Getränke und Gebäck bereitstanden.
»Vor kurzem habe ich das übertriebene Zeremoniell abgeschafft. Mein alter Haushofmeister ist in Rente gegangen, und sein Nachfolger ist so flexibel, dass ich meine Gäste empfangen kann, wo ich will. Ich muss offen gestehen, dass der Speisesaal nicht der angenehmste Ort zum Essen ist.«
»Da haben Sie Recht«, sagte Juffin und nickte ergeben. »Wenn ich dort auf Euch warte, vergeht mir der Appetit.«
»Ich freue mich, dass Sie ein so ehrlicher und appetitloser Untertan sind«, erklärte der König und zwinkerte mir dabei zu. »Max, hätten Sie nicht Lust, mein Kollege zu werden? Juffin hat mir schon gesagt, dass Sie nichts dagegen haben.«
»Ich träume schon mein Leben lang davon, ein echter König zu sein«, entgegnete ich. »Am besten erzählen Sie mir Ihren Plan, von dem Sir Juffin mir schon einiges angedeutet hat.«
»Na ja, Plan ist vielleicht nicht das richtige Wort«, meinte Gurig VHI. »Sagen Sie Ihren Untertanen doch einfach, Sie wären gern ihr König, könnten Echo gegenwärtig aber nicht verlassen. Ihre Untertanen setzen Ihnen dann eine Krone aufs Haupt und fahren zufrieden nach Hause, und ich stifte Ihnen eine Residenz, die Ihrer Bedeutung entspricht. Ich dachte an das Weiche Haus.«
»Wollen Sie ihm wirklich die ehemalige Bibliothek der Königlichen Universität überlassen? Das ist ein sehr hübscher Bau, Max. Er gefällt dir sicher.«
»Was soll ich als König überhaupt tun? Ich habe in meinem Leben schon etliche Tätigkeiten ausgeübt, aber König war ich noch nie.«
»Keine Sorge, Max - Sie brauchen sich über diese Aufgabe wirklich keine Gedanken zu machen. Sie leben hier, und Ihre Untertanen mit ihren Problemen leben viele Meilen entfernt. Ab und an werden sie Ihnen einen Boten schicken, da sie die Stumme Rede nicht beherrschen. Auf diese Meldungen werden meine Mitarbeiter antworten - dazu sind sie schließlich da. Mitunter müssen Sie einen Empfang über sich ergehen lassen, aber das wird eher selten sein, und wir bereiten Sie auf alles vor. Wissen Sie - wenn die Königswürde nicht so leicht zu tragen wäre, hätte ich sie längst abgelegt. Und das Wichtigste: Ihre Arbeit als König ist nicht von langer Dauer. Ich schätze, in zwei Jahren haben Sie alles hinter sich.«
»Wieso das denn?«, fragte ich erstaunt.
»Na ja, wenn Sie das Vertrauen Ihrer Untertanen gewonnen haben, erklären Sie Ihrem Volk eines Tages, dass Sie die Macht an mich übergeben. Wissen Sie - die Leeren Länder sind mir schon lange ein Dorn im Auge, und meine Vorgänger haben immer davon geträumt, diese Gegend zu einem Teil des Vereinigten Königreichs zu machen. Mit Ihrer Hilfe kann ich diesen bescheidenen Traum realisieren.«
»Daran habe ich keinen Zweifel«, sagte ich lächelnd. »Und was gut für mich ist, ist auch gut für meine Untertanen. Ich bin sehr froh, zum Vereinigten Königreich zu gehören.«
»Das freut mich. Andere Landesfürsten lassen sich davon oft nicht so leicht überzeugen.«
»Ich bin eben ein naiver Barbar.«
Fünf Minuten später verließ ich den Audienzsaal als König.
»Ich kann mir vorstellen, wie der arme Melifaro reagiert, wenn er davon erfährt: Grün vor Neid wird er werden«, meinte ich zu Juffin.
»Der hat schon manchen Schicksalsschlag weggesteckt - mach dir um ihn mal keine Sorgen.«
»Sagen Sie, Juffin - warum ist König Gurig eigentlich so scharf auf die Leeren Länder?«
»Auch das weißt du nicht? Dann mache ich für dich einen Geografiekurs für Anfänger. Sieh mal«, begann mein Chef und zog eine kleine Weltkarte aus der Tasche.
«Die Leeren Länder trennen das Vereinigte Königreich von der Grafschaft Chota, die uns freundlich gesonnen ist. Die Herrscher dort träumen schon lange davon, Untertanen des Vereinigten Königreichs zu sein. Ich glaub sie sind den seit Jahrhunderten dauernden Krieg mit dem Fürstentum Kebla herzlich leid. Und eine nette, blühende Provinz wie die Grafschaft Chota ist die Zier eines jede Imperiums. Außerdem nimmt unser König gern neue Gebiete unter seine Obhut. Das hat er von seinem Vater.«
»Irgendwann wird unser tapferer König auch Arwaroc beherrschen wollen.«
»Wer weiß, was die Zukunft bringt«, meinte Sir Juffin nachdenklich. »Willst du dir deine Residenz anschauen? fuhr er fort, während ich mich ans Steuer meines
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