Das Echo Labyrinth 04 - Volontäre der Ewigkeit
bekam ein kleines, dunkles Fläschchen.
»Das ist Wein aus Iraschi«, sagte der Wirt streng zu ihm. »Anders als die Kamra ist der Wein von dort durchaus genießbar - genau wie die Süßigkeiten.«
Das Essen kam eine halbe Stunde später. Mein namenloses Gericht aus Tulan erwies sich als verführerisch duftender Pilaw. Meine Gesprächspartner schüttelten den Kopf, aber ich war zufrieden.
»Und so was schmeckt dir?«, fragte Kofa erstaunt. »Na, mein Kushi ist sicher besser.«
»Ach, das probiere ich bestimmt auch mal. Weißt du, ich glaube, ich schaffe es sogar, Juffin mal wieder hierherzubringen.«
»Wirklich?«
»Vergiss bitte nicht, dass ich inzwischen Zugang zu den größten Geheimnissen von Lojso Pondochwa habe«, sagte ich augenzwinkernd. »Wenn etwas passiert, befindet sich sein einziges Kind in meiner Macht. Und eines Tages werde ich so überzeugt von mir sein, dass ich Juffin einfach mitbringe.«
»Kofa, kennst du den Herrn dort?«, fragte Kima Blimm plötzlich.
»Den mit der Brille? Nein. Der schreckliche Mochi hat heute offenbar Glück und gewinnt lauter neue Gäste.«
»Der Kerl hat sogar die gleiche Brille wie der Wirt«, sagte ich erstaunt und schaute mir den Mann genau an, dessen Lochimantel für die Jahreszeit etwas zu warm war.
»Worüber staunst du denn?«, schnaufte Kofa. »Das ist die Standardbrille. Wir haben in Echo nur einen Optiker.«
»Und der fertigt alle Brillen an?«
»Das reicht doch völlig. Es gibt nicht viele, die eine Brille tragen möchten. Und es gibt etliche Wege, das Sehvermögen zu verbessern. Aber manche Exzentriker behaupten, eine Brille würde ihnen stehen«, erklärte Sir Kofa.
»Nuli Karif trägt aber eine ganz andere Brille«, wandte ich ein. »Eine mit rundem Gestell.«
»Natürlich. Er ist Leiter unserer Zollbehörde und hat seine Brille bestimmt von einem Schmuggler bekommen, nachdem die beiden sich sechs Stunden lang prima unterhalten haben. Das jedenfalls würde zu ihm passen. Abes. jetzt trink deine Kamra, damit wir verschwinden können. Unter uns gesagt: Ich muss noch ein wenig arbeiten.«
»Du bist ja heute inkonsequent«, seufzte ich. »Erst willst du dich partout erholen, und jetzt musst du plötzlich arbeiten. Für mein schlichtes Gemüt ist das zu kompliziert.«
»Ich muss mich schon jetzt von euch verabschieden«, sagte Kima Blimm und gähnte herzhaft. »Ich gehöre ins Bett. Richtet meiner Enkelin einen schönen Gruß aus. Ich weiß, dass es sinnlos ist, sie von etwas überzeugen zu wollen. Also sagt ihr bitte nur, dass ich mich nach ihr sehne.«
»Aber gern«, meinte ich nickend. »Wenn Sie wollen, kann ich bei Lady Melamori auch ein gutes Wort für Sie einlegen. Manchmal bin ich ganz gut im Reden.«
»Das habe ich schon gemerkt«, lächelte Kima Blimm. »Ich würde mich freuen, wenn dir das gelingt.«
Er stand auf und verabschiedete sich, während Sir Kofa und ich noch eine Stunde sitzen blieben, da der strenge Mochi beschlossen hatte, wir dürften auf keinen Fall gehen, ohne eines seiner ausgezeichneten Desserts probiert zu haben. Zum Abschied schenkte Mochi mir einen besonders strengen Blick.
»Hat es Ihnen bei mir gefallen?«, fragte er gereizt.
»Und wie.«
»Dann kommen Sie ruhig öfter«, murmelte er und öffnete uns dabei die schwere Tür, als wollte er uns rauswerfen.
»Kofa«, seufzte ich müde zum Abschied, »du bist ein echter Wohltäter. Was kann ich dir als Gegenleistung bieten?«
»Befolge nächstes Mal meinen Rat und bestelle hier Kushi auf kumanische Art - das ist mir Lohn genug. Ich bin etwas verärgert darüber, dass du das heute nicht getan hast.«
In der Morgendämmerung kehrte ich ins Haus an der Brücke zurück und schlüpfte möglichst leise in meinen Todesmantel, um Kurusch nicht zu wecken. Durchs Fenster sah ich es langsam hell werden und fragte mich, warum ich mich überhaupt noch umgezogen hatte. Aber vielleicht würde ich unterwegs ja den letzten Nachtschwärmer treffen. Ein bisschen Spaß hatte ich schließlich verdient.
Ich beschloss, auf Techi zu hören und bei mir zu übernachten. Natürlich hatte ich dabei einen Hintergedanken: Ich wollte wissen, ob meine Süße mich vermisste oder Gefallen daran fand, allein zu sein. Ich hätte meine Seele darauf wetten können, dass man mich demnächst unter einem nichtigen Vorwand ins Haus an der Brücke riefe. Und Techi würde mir sicher bald erklären, sie habe sich daran gewöhnt, morgens über meine Schuhe zu stolpern, und wolle darauf nicht mehr
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