Das Echo Labyrinth 05 - Einfache Zauberdinge
ergriffen hatte, war mein Leben ganz egal. Wäre ich gestorben, hätte er sich eben jemand anderen für sein Vorhaben gesucht. Du hattest jedenfalls die besten Aussichten, mich umzubringen.«
»Du hättest stattdessen auch mich umbringen können. Oder es wäre etwas noch Schlimmeres passiert.«
»Es gibt nichts Schlimmeres als den Tod«, belehrte mich Schürf. »Andere Ereignisse können deine Welt beschädigen, aber vernichtet wird sie nur durch den Tod.«
»Schön, meine Herren, genug philosophiert!«, rief Juffin. »Schürf, Sie bleiben brav in Ihrer freiwilligen Haft. Ich glaube kaum, dass Ihr Reiter Sie hier wird besuchen wollen. Bei guter Führung dürfen Sie von Zeit zu Zeit einen Spaziergang machen. Nur schlafen dürfen Sie nicht.«
»Das denke ich auch«, pflichtete Lonely-Lokley ihm bei. »Wenn es Ihnen gelingt, meinen Reiter binnen vier Tagen unschädlich zu machen, komme ich mit dem Schlafmangel allein klar. Wenn Sie aber länger brauchen, werde ich ein wenig gegen das Chrember-Gesetzbuch verstoßen müssen.«
»Darauf sollten Sie besser nicht spekulieren«, meinte Sir Juffin und lächelte freundlich. »Das kann ich Ihnen flüstern.«
»Ach, das war nur so dahergesagt. Ich habe ohnehin keinen Zweifel an Ihren Fähigkeiten«, entgegnete Schürf höflich. »Und keine Dornen ohne Rose, wenn ich so sagen darf, denn in meinem Büro liegen noch einige Bücher, die ich dringend lesen will.«
»Schön, verstehen Sie das Ganze also als Sonderurlaub. Max und ich fahren derweil in die Irrenanstalt.«
»Ist die Lage wirklich so dramatisch?«, fragte ich und lächelte unsicher.
»Ich glaube schon«, antwortete Juffin ernst. »Helfen kann uns jedenfalls niemand. Aber wir bleiben dort nicht lange, sondern befragen nur ein paar Insassen nach ihren Träumen und dergleichen. Jetzt sei bitte so lieb, Max, und bring Schürf seine Bücher. Ich möchte keinen Boten damit beschäftigen.«
»Sie hätten wirklich einen besseren Vorwand finden können, mich aus dem Zimmer zu schicken«, sagte ich. »Wenn Sie mit Sir Schürf Geheimnisse austauschen wollen, tun Sie das doch per Stummer Rede!«
»Welch scharfsinnige Bemerkung«, brummte mein Chef.
»Aber wir haben Besseres zu tun, als Geheimnisse auszutauschen. Ich schicke dich einfach weg, damit du dich nicht als großer Held oder unglückliches Opfer fühlst.«
Ich schüttelte ungläubig den Kopf und verließ das Büro.
Egal, was mein Chef sagte: Mein zweites Herz war fest überzeugt, dass die beiden ein vertrauliches Gespräch führen würden, denn Juffin roch geradezu nach Geheimnistuerei. Um den beiden meine Großzügigkeit zu zeigen, verzichtete ich darauf, sie länger zu stören. Und es wäre taktlos gewesen, über den Flur zu hetzen, um schon nach wenigen Minuten mit den Büchern zurück zu sein. Sollten sie ruhig so lange flüstern, wie sie es für nötig hielten.
Also durchquerte ich den Saal der allgemeinen Arbeit so langsam wie möglich, ging den anschließenden Korridor entlang und trat schließlich in Lonely-Lokleys großes Büro.
Ich nahm einige Bücher aus dem Regal und vom Schreibtisch und lächelte darüber, wie Schürf mich zurechtgewiesen hatte, als ich Das Pendel der Ewigkeit an den falschen Platz stellen wollte. Dieser eigenartige Kerl war einer meiner besten Freunde hier, mit dem ich sogar schon den einen oder anderen Traum geteilt hatte. Seltsamerweise dachte ich darüber erst jetzt nach, also nachdem er versucht hatte, mich umzubringen.
Schweigend kehrte ich aus Lonely-Lokleys Büro zurück und legte ihm seine Bücher vor die Nase. Er besah sie gedankenverloren.
»Für kurze Zeit reicht das«, sagte er dann, »aber nicht für lange. Darf ich jetzt schon um Nachschub bitten?«
»Selbstverständlich«, versicherte Juffin. »Übrigens hat der frisch erkorene Monarch kürzlich seine Residenz bezogen - eine ehemalige Bibliothek.«
»Stimmt!«, rief ich. »Am besten gibst du mir eine Literaturliste, und morgen schau ich mal, was ich für dich besorgen kann.«
»Morgen hast du dazu keine Zeit«, meinte Juffin lächelnd. »Da triffst du dich mit deinen wunderbaren Untertanen, um ihren Thron zu besteigen. Hast du das etwa vergessen?«
»Eigentlich ja. Aber das ist halb so schlimm, denn nach der Zeremonie habe ich bestimmt noch Zeit, meine Buchbestände zu sichten. Gut, Schürf, dass du mich darum gebeten hast. So begebe ich mich morgen nicht ganz umsonst in meine Residenz.«
»Der klopft Sprüche, was?«, rief Juffin entzückt. »Nicht ganz
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