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Das egoistische Gehirn: Warum unser Kopf Diäten sabotiert und gegen den eigenen Körper kämpft (German Edition)

Das egoistische Gehirn: Warum unser Kopf Diäten sabotiert und gegen den eigenen Körper kämpft (German Edition)

Titel: Das egoistische Gehirn: Warum unser Kopf Diäten sabotiert und gegen den eigenen Körper kämpft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Peters
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viel Energie. Damit nun die Energieversorgung unter der Bewegungslast nicht zusammenbricht, kommen die anderen beiden Säulen zum Tragen.
    Das autonome System , die zweite Säule, verdankt seinen Namen der Tatsache, dass der Mensch es willentlich kaum beeinflussen kann. Der Herzschlag und die Atmung unterliegen zum Beispiel dem autonomen (oder auch vegetativen) Nervensystem. Wird der Körper stärker belastet, sendet er über die Bahnen des sympathischen Nervensystems Befehle zu den inneren Organen, um so Atemfrequenz und Pulsschlag zu beschleunigen sowie verstärkend auf die Energiemobilisation aus den Körperdepots einzuwirken.Vergleicht man diesen Teil des Stresssystems mit der Telekommunikation, könnte man hier von einem »Festnetz« sprechen.
    Die Stresshormon-Achse des neuroendokrinen Systems

    Abbildung 2

    Das menschliche Motorsystem für zielgerichtetes Verhalten.
    Es gliedert sich – wie das Portal eines Palladio-Palastes – in drei Säulen: das somatische, das autonome und das neuroendokrine System. So wie der Palast drei Stockwerke hat, so hat das Motorsystem drei hierarchisch angeordnete Ebenen: Im oberen Stockwerk sind die Großhirnhälften, im mittleren der Hirnstamm und im unteren die Alpha-Motoneuronen des Rückenmarks sowie die neuroendokrinen Motoneuronen des Bauchraums (Nebennieren-, Pankreas-Betazellen).
    (die dritte Säule) wiederum kann man, um im Bild zu bleiben, als »Mobilfunknetz« bezeichnen. Sie reguliert, wie viel Kortisol aus den Nebennieren freigesetzt wird. Und wie die Wellen, die das Mobiltelefon an den Satelliten sendet, sich im Äther ausbreiten, so durchdringt Kortisol über das Blut und das Gewebe den gesamten menschlichen Organismus, einschließlich des Gehirns. Die Informationen gelangen auf dem hormonellen Weg selbst an Körperstellen, die nicht von autonomen Nervenbahnen erreicht werden.
    Zurück zum Körper eines Wettkampf-Sportlers: Befindet er sich in einem Zustand muskulärer Anspannung, Konzentration und Erregung, ist das Stresssystem hochaktiv. Das stressbedingte hohe Leistungsniveau regulieren die Säulen 2 und 3, indem sie durch das sympathische Nervensystem und über Hormone wie Adrenalin und Kortisol die Energiezuteilung im menschlichen Organismus kontrollieren. Diese Anteile des autonom-neuroendokrinen Systems, die schließlich unser Stresssystem ausmachen, sind es, die die Brain-Pull-Funktion im menschlichen Organismus ausüben!
    Das Zusammenspiel in der »Villa Motorik«

    Aber auch ein noch so gut trainierter Motorkortex funktioniert nicht, wenn es an Energie mangelt. Die optimale Energieversorgung ist im Leistungssport ebenso essentiell wie die richtige Technik. Letztere kann man trainieren; was aber ist mit dem Energiehaushalt eines Sportlers? Lässt sich vorzeitiger Energieverlust vielleicht sogar durch Training verhindern?
    Abel Kirui ist auch so ein Bewegungswunder. Der Kenianer ist Weltmeister im Marathon. Seine Muskulatur ist optimal darauf eingestellt, auf der 42,2 Kilometer langen Distanz die vorhandene Körperenergie in eine möglichst hohe Laufleistung umzusetzen. Wenn Abel mit seinem Lauf beginnt, ziehen die Muskeln Energie in Form von Zucker aus dem Blut. Diese Glukose wird in den Muskelzellen zunächst umgewandelt – in Laktat (Milchsäure). Dieses Laktat ist ein hochbegehrter Treibstoff unseres Körpers, aber vor allem unseres Gehirns. Von den ursprünglich 100 Prozent der in Glukose enthaltenen Energie beinhalten die entstandenen Laktatmoleküle immerhin noch 94 Prozent.
    Das Problem für jeden Sportler ist die Tatsache, dass die Muskelzellen diesen Stoff (genau genommen seine Vorstufe) nicht nur bilden, sondern ihn auch verbrennen können. Im Grunde käme das hochenergetische Laktat dem hungrigen Muskelgewebe gerade recht. Um als Langstreckenläufer erfolgreich zu sein, muss dies aber unbedingt verhindert werden. Denn in Muskeln verbranntes Laktat kann während eines Laufs nicht ersetzt werden, Kiruis Rennen wäre zu Ende, bevor es richtig begonnen hätte: Ein rapider Leistungsabfall würde ihn vorzeitig zum Aufgeben zwingen. Damit das nicht passiert, schickt sein autonomes Motorsystem eine Botschaft in die Muskelzellen, eine Art Kanban-Signal, wie wir es von den Lieferketten kennen. Der Befehl lautet: »Laktat nicht verbrennen, sondern sofort ans Gehirn weiterleiten!« Jetzt kommt es darauf an, dass die verschiedenen Abteilungen der Villa Motorik die richtigen Entscheidungen treffen und perfekt zusammenarbeiten: Der Befehl, Laktat nicht im

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