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Das egoistische Gen

Titel: Das egoistische Gen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dawkins
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Altruismus zu sprechen kommen, auf das Prinzip „Kratz mir meinen Rücken, dann kratze ich deinen“.
    Wenn Tiere in Gruppen zusammenleben, muß dies ihren Genen mehr Nutzen bringen, als es sie Investitionen kostet.
    Ein Rudel Hyänen kann ein soviel größeres Beutetier fangen als eine einzelne Hyäne, daß es sich für jedes egoistische Individuum bezahlt macht, im Rudel zu jagen, obwohl das bedeutet, daß die Nahrung geteilt werden muß. Aus wahrscheinlich ähnlichen Gründen arbeiten einige Spinnen bei der Errichtung eines riesigen gemeinschaftlichen Netzes zusammen. Kaiserpinguine halten sich warm, indem sie sich zusammendrängen.
    Jeder gewinnt dadurch, daß er den Elementen eine kleinere Oberfläche aussetzt, als wenn er allein wäre. Ein Fisch, der schräg hinter einem anderen herschwimmt, gewinnt vielleicht einen hydrodynamischen Vorteil aus der Turbulenz, die der vordere Fisch erzeugt. Dies könnte zum Teil erklären, warum Fische Schwärme bilden. Radrennfahrer kennen einen ähnlichen Trick im Zusammenhang mit der Luftturbulenz, und dies mag auch die Erklärung für die V-Formation fliegender Vögel sein. Wahrscheinlich gibt es einen Konkurrenzkampf um die Ablösung von der unvorteilhaften Position an der Spitze des Schwarmes. Möglicherweise wechseln sich die Vögel nur widerwillig als Anführer ab – eine Form des verzögerten wechselseitigen Altruismus, der am Ende dieses Kapitels zu erörtern sein wird.
    Viele der mutmaßlichen Vorteile des Gruppenlebens haben damit zu tun, daß die Tiere zu verhindern suchen, Räubern zum Opfer zu fallen. Eine elegante Formulierung einer derartigen Theorie lieferte W. D. Hamilton in einem Aufsatz mit dem Titel Geometry for the Selfish Herd.   Um keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen, muß ich betonen, daß er mit „egoistischer Herde“ eine „Herde egoistischer Individuen“ meinte.
    Wieder einmal beginnen wir mit einem einfachen „Modell“, das zwar abstrakt ist, uns aber die reale Welt zu verstehen hilft. Nehmen wir an, eine Art wird von einem Räuber gejagt, der immer dazu neigt, das am nächsten befindliche Beutetier anzugreifen. Vom Standpunkt des Räubers aus betrachtet, ist dies eine vernünftige Strategie, da sie darauf abzielt, Kraft zu sparen. Vom Standpunkt der Beute aus gesehen, hat sie eine interessante Konsequenz. Sie bedeutet nämlich, daß jedes Beutetier fortwährend versuchen wird zu verhindern, dem Räuber am nächsten zu sein. Wenn das Beutetier den Räuber von weitem entdecken kann, wird es einfach davonlaufen. Aber auch wenn der Räuber plötzlich ohne Warnung auftauchen kann, wenn er sich beispielsweise im hohen Gras auf die Lauer legt, kann jedes einzelne Beutetier etwas tun, um die Wahrscheinlichkeit, daß es dem Räuber am nächsten ist, zu minimieren. Wir können uns jedes Beutetier als von einer „Gefahrenzone“ umgeben vorstellen. Diese ist definiert als diejenige Bodenfläche, innerhalb derer der Abstand jedes beliebigen Punktes zu diesem Individuum kleiner ist als zu jedem anderen Individuum. Wenn die Beutetiere beispielsweise in einer regelmäßigen geometrischen Formation dahermarschieren würden, so könnte die Gefahrenzone um jedes einzelne Tier ungefähr sechseckig sein (es sei denn, das Tier befände sich am Rand). Wenn nun zufällig ein Räuber in der Individuum A umgebenden Gefahrenzone lauert, so ist es wahrscheinlich, daß Individuum A gefressen wird. Die Individuen am Rande der Herde sind besonders ungeschützt, da ihre Gefahrenzone nicht ein relativ kleines Sechseck ist, sondern eine weite Fläche auf der offenen Seite einschließt.
    Nun wird ein vernünftiges Individuum selbstverständlich versuchen, seine Gefahrenzone so klein wie möglich zu halten.
    Insbesondere wird es den Rand der Herde zu meiden suchen.
    Wenn es sich am Rand wiederfindet, wird es sofort Schritte ergreifen, um sich zur Mitte hin zu begeben. Leider ist es nun einmal so, daß jemand am Rand sein muß, doch wenn es nach jedem einzelnen Tier ginge, so wäre es selbst nicht dieser Jemand! Es wird ein unaufhörliches Hineinwandern vom Rand einer Aggregation in ihre Mitte geben. War die Herde zuvor locker verstreut, so wird sie infolge der Einwärtsbewegung bald dicht zusammengepfercht sein. Selbst wenn wir in unserem Modell keinerlei Aggregationsneigung voraussetzen und die Beutetiere zu Beginn aufs Geratewohl zerstreut sind, wird der eigennützige Drang jedes Individuums dahingehen, seine Gefahrenzone zu verkleinern, indem es sich in eine

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