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Das egoistische Gen

Titel: Das egoistische Gen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dawkins
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Gewinne spielen. Ein ähnlicher Vergleich läßt sich zwischen wagemutigen und vorsichtigen Kapitalanlegern an der Wertpapierbörse ziehen. In gewisser Weise ist die Börse eine bessere Analogie als ein Kasino, weil das Kasino absichtlich zugunsten der Bank beeinflußt ist (was genaugenommen bedeutet, daß Spieler mit hohen Einsätzen im Durchschnitt ärmer nach Hause gehen als Spieler, die niedrigere Einsätze machen, und Spieler, die mit kleinen Einsätzen spielen, ärmer als jene, die überhaupt nicht spielen. Der Grund dafür hat jedoch mit unserer Erörterung nichts zu tun). Von diesem Fall abgesehen, erscheinen sowohl Spiele mit hohem als auch mit niedrigem Einsatz vernünftig. Gibt es Spieler unter den Tieren, die mit hohem Einsatz spielen, und andere, die ein vorsichtigeres Spiel bevorzugen? In Kapitel 9 werden wir sehen, daß man sich häufig die Männchen als Spieler mit hohem Einsatz und hohem Risiko und die Weibchen als vorsichtige Kapitalanleger vorstellen kann, insbesondere bei polygamen Arten, bei denen die Männchen um die Weibchen konkurrieren. Zoologen, die dieses Buch lesen, werden Arten kennen, welche sich als Spieler mit hohem Einsatz und hohem Risiko beschreiben lassen, und andere Arten, die ein vorsichtigeres Spiel spielen. Kehren wir nun zu dem Thema zurück, auf welche Weise die Gene „Voraussagen“ über die Zukunft machen.
    Die Gene können das Problem, in ziemlich unvorhersehbaren Umwelten Voraussagen machen zu müssen, unter anderem dadurch lösen, daß sie eine gewisse Lernfähigkeit einbauen. Dabei nimmt das Programm vielleicht die Form folgender Instruktionen an die Überlebensmaschine an: „Hier ist eine Liste von Dingen, die als lohnend definiert sind: süßer Geschmack im Mund, Orgasmus, milde Temperaturen, lächelndes Kind. Und hier ist eine Liste von unangenehmen Dingen: verschiedene Arten von Schmerz, Übelkeit, leerer Magen, schreiendes Kind. Wenn du zufällig etwas tust, was eines der unangenehmen Dinge nach sich zieht, so tu es nicht wieder; andererseits wiederhole alles, was eines der angenehmen Dinge zur Folge hat.“ Der Vorteil dieser Art des Programmierens liegt darin, daß die Anzahl der detaillierten Vorschriften, die in das Originalprogramm eingebaut werden müssen, beträchtlich verringert wird. Darüber hinaus ist ein solches Programm in der Lage, Änderungen in der Umwelt gerecht zu werden, die nicht im einzelnen hätten vorausgesagt werden können. Andererseits müssen trotzdem noch bestimmte Voraussagen gemacht werden. In unserem Beispiel sagen die Gene voraus, daß süßer Geschmack im Mund und Orgasmus „gut“ sind in dem Sinne, daß Zuckeressen und Kopulieren für das Überleben der Gene wahrscheinlich von Vorteil sind.
    Die Möglichkeit, daß ein Individuum Saccharin verzehrt oder masturbiert, ist in diesem Beispiel nicht vorausgesehen, und ebensowenig vorausgesehen sind die Gefahren des übermäßigen Zuckergenusses in unserer Umwelt, wo Zucker in unnatürlicher Menge vorhanden ist.
    Lernstrategien sind bereits bei einigen Computerschachprogrammen verwandt worden. Diese Programme werden im Verlauf ihrer Spiele gegen menschliche Gegner oder andere Computer tatsächlich besser. Sie sind zwar mit einem Repertoire an Regeln und Taktiken ausgestattet, doch ist in ihrem Entscheidungsablauf eine schwache Zufallsfunktion eingebaut. Sie protokollieren vergangene Entscheidungen und erhöhen bei jedem Spiel, das sie gewinnen, geringfügig die Gewichtung der Taktik, die dem Sieg vorausging, so daß beim nächsten Mal eine geringfügig größere Wahrscheinlichkeit besteht, daß sie dieselbe Taktik noch einmal wählen.
    Eine der interessantesten Methoden der Zukunftsvoraussage ist die Simulation. Wenn ein General wissen will, ob ein bestimmter militärischer Plan besser ist als andere Pläne, hat er es mit einem Voraussageproblem zu tun. Das Wetter, die Moral seiner Truppen und die möglichen Gegenmaßnahmen des Feindes stellen unbekannte Größen dar. Um herauszufinden, ob der Plan gut ist, kann er ihn einfach ausprobieren, aber es ist nicht empfehlenswert, diesen Test auf alle vorläufigen Pläne anzuwenden, die er sich ausgedacht hat, und sei es auch nur deshalb, weil das Kontingent an jungen Männern, die „für ihr Land“ zu sterben bereit sind, erschöpfbar und das Kontingent an möglichen Plänen sehr groß ist. Es ist besser, die verschiedenen Pläne mit Blindläufen statt in tödlichem Ernst auszuprobieren. Dies kann in Form von Übungen in natürlicher

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