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Das egoistische Gen

Titel: Das egoistische Gen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dawkins
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anderen Zusammenhang von J. R. Krebs entwickelt worden und wird als Beau-Geste-Effekt bezeichnet nach dem Roman, in dem eine ähnliche Taktik von einer Einheit der französischen Fremdenlegion angewendet wurde. Im Fall der Stare ginge es darum, benachbarte Individuen dazu zu veranlassen, ihre   Gelegegröße auf ein Niveau zu reduzieren, das unter dem wirklichen Optimum liegt. Wenn ich ein Star bin, dem dies gelingt, so ist das für mich egoistisches Individuum ein Vorteil, da ich die Zahl der Individuen vermindere, die nicht meine Gene tragen. Wir kommen daher zu dem Schluß, daß Wynne-Edwards’ Vorstellung der epideiktischen Schaustellung tatsächlich eine gute Idee sein dürfte: Möglicherweise hat er von Anfang an recht gehabt, aber aus den falschen Gründen. Im großen und ganzen ist die Lacksche Art der Hypothese überzeugend genug, um für alle Beweise, welche die Theorie der Gruppenselektion zu untermauern scheinen, eine Erklärung im Sinne des egoistischen Gens zu liefern – falls derartige Beweise auftauchen sollten.
    Unsere Schlußfolgerung aus diesem Kapitel lautet, daß die einzelnen Eltern Familienplanung praktizieren, aber in dem Sinne, daß sie ihre Geburtenraten optimieren, statt sie um des Gemeinwohles willen einzuschränken. Sie versuchen, die Zahl ihrer überlebenden Jungen zu maximieren, und das bedeutet, weder zu viele noch zu wenige Nachkommen zu produzieren.
    Gene, die ein Individuum veranlassen, zu viele Nachkommen zu haben, tendieren dazu, im Genpool nicht weiterzubestehen, weil Kinder, die derartige Gene tragen, oft nicht bis zum Erwachsenenalter überleben.
    Soviel also zu quantitativen Überlegungen über die Familiengröße. Wir wenden uns nun den Interessenkonflikten innerhalb der Familie zu. Wird es sich für eine Mutter immer auszahlen, wenn sie alle ihre Kinder gleich behandelt, oder sollte sie Lieblingskinder haben? Funktioniert die Familie als eine kooperierende Einheit, oder müssen wir sogar zwischen den nächsten Verwandten Egoismus und Täuschung erwarten? Werden alle Mitglieder einer Familie auf dasselbe Optimum hin zusammenarbeiten, oder werden sie „uneinig sein“ darüber, welches dieses Optimum ist? Dies sind die Fragen, die wir im nächsten Kapitel zu beantworten suchen. Die damit zusammenhängende Frage, ob es möglicherweise einen Interessenkonflikt zwischen den Partnern gibt, stellen wir bis zum Kapitel 9 zurück.

8. Der Krieg der Generationen
    Beginnen wir mit der ersten der am Ende des vorigen Kapitels gestellten Fragen: Soll eine Mutter Lieblingskinder haben, oder sollte sie zu allen gleich uneigennützig sein? Auch hier muß ich wieder meine gewohnte Warnung anbringen. Das Wort „Lieblingskind“ hat keinerlei subjektiven Beiklang und das Wort „sollte“ keinen moralischen. Ich betrachte eine Mutter als eine Maschine, die so programmiert ist, daß sie alles in ihrer Macht Stehende tut, um Kopien der in ihr eingeschlossenen Gene zu verbreiten. Weil der Leser und ich Menschen sind, die wissen, wie es ist, wenn man bewußt ein Ziel verfolgt, ist es für mich zweckmäßig, zur Erklärung des Verhaltens von Überlebensmaschinen eine Sprache zu benutzen, die normalerweise zielstrebiges Handeln beschreibt.
    Was würde es in der Praxis bedeuten, wenn man sagte, daß eine Mutter ein Lieblingskind hat? Es würde bedeuten, daß sie ihre Mittel ungleich auf ihre Kinder verteilt. Die Mittel, die eine Mutter in ihre Kinder investieren kann, bestehen aus einer Vielzahl von Dingen. Das Augenfälligste ist die Nahrung sowie die Anstrengung, die auf die Futterbeschaffung verwendet wird, denn diese an sich kostet die Mutter ebenfalls etwas.
    Das Risiko, welches die Mutter auf sich nimmt, um ihre Jungen vor Räubern zu schützen, ist eine weitere Ressource, die sie „verausgaben“ oder zu verausgaben sich weigern kann. Kraft und Zeit, die die Erhaltung des Nestes oder der Wohnung und der Schutz vor den Elementen kosten, sowie bei einigen Arten die Zeit, die auf die Unterweisung der Jungen verwandt wird, sind wertvolle Gaben, die eine Mutter ihren Kindern „nach Belieben“ gleichmäßig oder ungleichmäßig verteilt zukommen lassen kann.
    Man kann sich schwer eine gemeinsame Währung vorstellen, in der sich alle diese Mittel, die ein Elternteil investieren kann, messen lassen. So wie die menschliche Gesellschaft das Geld als eine universal konvertierbare Währung benutzt, die in Nahrung oder Grund und Boden oder Arbeitszeit umgerechnet werden kann, benötigen wir eine

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