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Das Ei und ich

Das Ei und ich

Titel: Das Ei und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betty McDonald
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standen Bänke, auf denen Mäntel und Hüte in hohen Bergen lagen. Wie ich erst später entdeckte, hatten manche tanzwütige Eltern auch ihre Kinder dort deponiert, die friedlich schliefen. Im Verlauf des Abends beobachtete ich mehrmals, wie Mütter unter den Mänteln nach ihren Sprößlingen suchten, schnell die Windeln wechselten oder gar die Brust gaben und dann zum nächsten Tanz eilten. In der Mitte des Raumes thronte auf einem Podium das Orchester, bestehend aus Violine, Trompete, Klavier, Ziehharmonika und Saxophon, von schwitzenden Männern hingebungsvoll gehandhabt.
    Wir fanden einen Platz, legten unsere Mäntel zu den übrigen auf die Bank, Birdie Hicks schmierte sich noch etwas »Rusch« auf die Wangen – und wir waren bereit. Bob und ich tanzten als erstes einen dieser Ländler, bei denen die Schritte immer wieder durch schnelle Doppelhopser unterbrochen werden, zur besonderen Gaudi aller Mitwirkenden. Wir hatten bald genug davon und zogen uns zurück, um von sicherem Hort aus die wogende Menge zu betrachten.
    Bob machte mich darauf aufmerksam, daß ich mit jedem tanzen müßte, der mich aufforderte, weil mein Ruf als eingebildete Gans sonst ein für allemal feststehen und ich zum Gespött der ganzen Gegend werden würde. Als die Musik aussetzte, schlenderte Bob auf einen seiner Holzfällerfreunde zu und überließ mich meinem Schicksal. Ich blieb stehen und bereitete mich innerlich darauf vor, als gehorsames Eheweib dem Wunsch meines Gatten zu gehorchen und mit dem ersten besten, der mich aufforderte, zu tanzen. Der erste beste war ein kleiner Filipino, Manuel Lizardo, der mit viel Temperament und rollendem R sprach, daß man ihn selbst im gewöhnlichen Leben kaum verstand, beim Tanzen aber überhaupt nicht, da er mir knapp bis zur Brust reichte. Er hatte sich die Hosen bis unter die Arme hochgezogen, und wir müssen ein komisches Paar gebildet haben, wie wir uns so unseren Weg durch die Tanzenden bahnten, ich wie eine brütende Henne über den kleinen Manuel gebeugt, der mit zurückgeworfenem Kopf und bleckenden Zähnen geistreiche Bemerkungen zu mir heraufschmetterte, wie: »Die Mussssssiek spielt sssso laut, daß es sich anhörrrrrrt wie Stallgerrrräusch, ha-ha-ha-ha!« Nachdem er mir das, auf den Zehenspitzen balancierend, zum fünftenmal zugerufen hatte, verstand ich es endlich und lachte pflichtschuldigst. Bob scharwenzelte mit einem sehr hübschen, verführerisch aussehenden Indianermädchen vorbei, das sich so dicht an ihn drückte, daß ich nicht erstaunt gewesen wäre, das Blumenmuster ihres Kleides an seinem Anzug zu finden. Ich durchbohrte ihn mit meinen Blicken, aber er war so in seine Beschäftigung vertieft, daß er nicht aufsah.
    Nach jedem Tanz faßten sich die Tänzer an der Hand, bildeten eine Kette und trampelten jauchzend im Kreise, bis die Musik wieder einsetzte. Nach dem dritten Tanz war das Lachen von Manuels Gesicht gewichen, und ich gab mir redlich Mühe, zu begreifen, was die Leute an dem Gehopse für ein Vergnügen fanden, da tauchte als Retter aus der Bedrängnis Mr. Hicks auf, nahm mich gleich mit eisernem Griff um die Taille und schleifte mich mit achtunggebietendem Mut übers Parkett. Das Resultat war, daß ich, zurückgebogen wie eine Schlangentänzerin, sehr hastige und sehr kleine Schrittchen auf den Zehenspitzen machte, dabei immer bemüht, seinen schwerbeschuhten Füßen auszuweichen, und jeden Augenblick gewärtig, über seinen eisernen Arm hinweg hoch im Bogen in die Menge geschleudert zu werden. Als die Musik eine kleine Pause einschaltete, bat ich erschöpft Mr. Hicks, mich doch für einen Tanz an den Tisch zurückzuführen, da ich zur Abwechslung gern wieder einmal ein bißchen sitzen würde. Er war als galanter Mann sofort bereit, mir Gesellschaft zu leisten, aber zum Glück kam da Birdies Mutter in einem rosa Taftkleid und schmutzigen weißen Schuhen angefegt. »Ich kann’s nicht aushalten, einen Tanz auszulassen, hab zuviel Temperament«, zwitscherte sie und hatte sich schon Mr. Hicks an den Arm gehängt, der sich sofort wieder ins Getümmel begab. Gleich darauf sah ich sie mit ihm vorübertanzen; sie hing wie ein Schal über seinem Arm, ihr Köpfchen wackelte, und ihre Füße in den verschmutzten weißen Schuhen zappelten aufgeregt in der Luft und machten vergebliche Versuche, den Boden zu erreichen.
    Plötzlich hielt die Musik mitten im Tanz inne, und Tänzer wie Zuschauer drängten in eine Ecke des Saals, wo eine Farmersfrau und eine Indianerin sich in

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