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Das einsame Haus

Das einsame Haus

Titel: Das einsame Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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meiner Wohnung erwähnt. Ich schloß daraus, daß Sie davon gar nichts wußten. Buchinger hat irgendeines seiner kleinen Mädchen, das ihm ergeben ist, mit einem Schlosser in meine Wohnung geschickt und Nikotin in meinen Schnaps getan. Das paßte von Anfang an nicht in das Bild, das ich mir von Ihnen machte.«
    Sie wandte den Blick ab.
    »Es wäre viel besser für Sie gewesen, wenn Sie meinen Weg nie gekreuzt hätten.«
    Ich lachte.
    »Aber nicht für Sie, Antonia. Wenn ich nicht dazwischen gekommen wäre, hielte Sie jetzt Inspektor Wendlandt in seinen Fängen und würde Sie als überführte Mörderin dem Gericht ausliefern. Buchinger hat eigentlich großartig gearbeitet, er hat alle Weichen so gestellt, daß es für Sie zur Katastrophe führen mußte. Ich habe mit einem Freund Ihre kleine Pistole, mit der er sich erschossen hat, aus der Isar gefischt, und jetzt kann selbst Wendlandt Ihnen keinen Mord mehr in die Schuhe schieben. Was ist eigentlich vorgestern nacht geschehen? Ich hatte Sie gebeten, in der Pension auf mich zu warten, und ich hatte Buchinger gerade so wunderschön in die Enge getrieben, als Sie mir mit Ihrem Anruf alles kaputt gemacht haben.«
    Sie schaute mich eine Sekunde lang an, dann senkte sie den Blick wieder und sagte:
    »Ich mußte ihn sprechen. Ich wollte endlich reinen Tisch machen, ich hielt es einfach nicht mehr aus. Ich verabredete mich mit ihm in einem Café in Geiselgasteig und fuhr mit dem Taxi hin. Er wollte mich dazu überreden, Deutschland sofort zu verlassen.«
    »Ich verstehe nicht, wie Sie sich mit einem Menschen noch unterhalten konnten, der auf Sie geschossen hatte.«
    »Es war mir alles egal«, sagte sie. »Ich wollte nur eins: meinen Frieden. Und ich wollte, daß auch Ma... Herr Buchinger das einsah. Unser Leben war zerstört, ich wollte, daß wir beide nun die Rechnung bezahlten.«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Ich verstehe kein Wort. Können Sie nicht von Anfang an erzählen?«
    Sie schwieg, ich gab ihr eine zweite Zigarette, sie rauchte hastig in tiefen Zügen, dann begann sie:
    »Mein Mann hatte sich und mir nach dem Krieg unter unsäglichen Schwierigkeiten eine Existenz aufgebaut. Wir haben in einem Keller angefangen, Farben herzustellen, ich bin selber losgezogen, um sie zu verkaufen, und William hat Tag und Nacht geschuftet. Wir kamen langsam vorwärts, konnten eine Baracke mieten, die Fabrikation erweitern, eine Maschine kaufen. Wir wurden eine kleine Firma. Eines Tages...«
    Ich unterbrach sie mit einer Handbewegung.
    »Augenblick. Ich habe eine ganz andere Version gehört. Ihre Schwiegermutter hat erklärt, Sie hätten...«
    Diesmal unterbrach sie mich. Ihr Stimme klang fast spöttisch, als sie sagte:
    »Wir durften ihr nie die Wahrheit sagen. Sie hätte es für einen van Straaten unwürdig gefunden, sein Brot mit Arbeit zu verdienen. Sie hielt mich für ein Bauerntrampel, und ihr Sohn tat ihr leid, daß er auf mich hereingefallen war.«
    »Aber Ihr Mann hat doch Geld von ihr bekommen, oder?«
    »Das war nicht der Rede wert. Hortensie war schon damals eine weltfremde alte Dame, die immer Recht hatte. Sie gab William dreitausend Mark, damit war uns nicht viel geholfen, aber wir taten ihr den Gefallen und sagten, wir hätten mit diesem Geld die COLORAG aufgebaut. In Wirklichkeit tauchte damals Walther Möhnert auf. William war von ihm begeistert. Möhnert schoß Geld vor, und William machte ihn dafür zum Teilhaber. Er übertrug ihm die ganze kaufmännische Leitung, und alles schien in bester Ordnung.
    Eines Tages brachte William den neuen Buchhalter zum Essen mit. Max Buchinger. Wir hielten ihn beide für einen tüchtigen Kaufmann, energisch genug, eine selbständige Position einzunehmen, und nach einiger Zeit merkte ich, daß Buchinger mich — sagen wir: verehrte.
    Und dann kam, wie ein Blitz aus heiterem Himmel, jener entsetzliche Tag. William kam am frühen Nachmittag heim, völlig gebrochen und verzweifelt. Die COLORAG sei pleite, sagte er. Möhnert habe das so lange wie möglich vor ihm verheimlicht, weil er auf einen Umschwung hoffte und William angeblich nicht beunruhigen wollte. Nun sei es aber zu spät, die harte Arbeit vieler Jahre vergeblich, das ganze Vermögen sei verloren, wir wären bettelarm.«
    Sie zerdrückte ihren Zigarettenrest in der Aschenschale, ich bot ihr eine neue an, aber sie schüttelte den Kopf und fuhr fort:
    »Nach der ersten Aufregung schien William alles mit großer Gelassenheit zu tragen. Aber als ich eines Tages von ein paar

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