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Das Ekel von Datteln

Das Ekel von Datteln

Titel: Das Ekel von Datteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo P. Reinhard; Ard Junge
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ein.
    »Uwe, Frau Ledigs Truppe könnte euch doch aus der Scheiße holen. Lasst ein paar Tausender springen und ein paar schöne Filme von euren Förderbändern machen. Du wirst sehen, dann läuft der Laden wieder!«
    Gellermann hob die Schultern: »Das erzähle ich dem Chef schon seit Jahren. Aber das ist für ihn nur neumodischer Schnickschnack … Und wenn ich jetzt wieder damit anfange, kriegt er gleich den nächsten Herzanfall.«
    »Wie wär’s, wenn wir uns die Sache einmal anschauten?«, fragte Susanne. »Wir könnten Ihnen dann einen Drehbuchvorschlag und ein Kostenexposé erstellen.«
    Gellermann schwieg und grübelte.
    »Mit dem besten Kameramann, den ich kenne«, bohrte die Blonde weiter. »Solides Handwerk, genialer Kopf. Auf Festivals heimst er Preise ein …«
    Mager neigte sein Haupt und schwieg bescheiden. Das Einheimsen bestand vorerst aus zwei einsamen Urkunden für einen Dokumentarfilm über den Stahlarbeiterstreik im Winter 78/79. Gellermann und seinem Chef würde der Streifen wohl kaum gefallen – und das nicht nur, weil er noch in Schwarz-Weiß gedreht worden war.
    Plötzlich nickte Gellermann und grinste.
    »Könnten Sie vielleicht schon Montag zu einer Vorabsprache kommen?«
    Der hat’s aber plötzlich eilig, dachte Mager.
    »Wie ist es mit den Terminen, Klaus?«
    »Eng, sehr eng«, stöhnte Mager. »Denk an das Video für die Baumarktkette …«
    »Kommen Sie«, stoppte ihn der Prokurist. »Es wäre sogar dringend.«
    Alle sahen es: Mager rang mit sich. Solch einen überzeugenden Gewissenskonflikt hatte er nie zuvor auf die Bühne gebracht.
    »Mir zuliebe«, drängte Roggenkemper. »Datteln braucht jeden Arbeitsplatz. Und unsere Freunde haben wir noch nie vergessen.«
    »Also gut«, meinte Mager. Solange es sich nicht wieder um Mischmaschinen handelte, war er für jeden Auftrag dankbar.
    »Montagmorgen um elf?«, drängte der Jeans-Mann.
    Mager tat, als lasse er einen vollen Terminkalender vor seinem geistigen Auge Revue passieren.
    »Einverstanden«, nickte er schließlich.
    »Prima. Ich beschreibe Ihnen, wie Sie …«
    »Jetzt geht’s los!«, jubelte Roggenkemper und deutete auf die Bühne. Mit erhobenen Händen applaudierte er und stimmte einen Sprechchor an, den die ehrenwerte Versammlung freudig aufgriff: »Hei-no! Hei-no!«

13
     
     
    Abends um zehn sammelte de Jong seine Truppe im Gemeindesaal und ließ eine erste Bilanz ziehen. Berauschend war sie nicht.
    Der Doc hatte, bevor er samt Leiche zur Obduktion nach Leeuwarden geflogen worden war, doch noch einen kurzen Bericht hinterlassen und darin immerhin zugegeben, dass Ruth Michalski tot war.
    Auch die Todesursache sei eindeutig: Erwürgen. Der Angriff sei frontal erfolgt, und der Täter habe wohl Handschuhe getragen, da am Hals weder Eindrücke von Fingernägeln noch Kratzspuren feststellbar seien. Andere Todesursachen schloss er vorerst aus.
    Kurz vor zehn hatte er telefonisch das Fazit der Obduktion durchgegeben. Den frühesten Zeitpunkt des Todes könne er aufgrund des Verdauungsgrades der Nahrung auf Mitternacht korrigieren, als Schlusstermin sei zwei Uhr möglich, jeder Zeitraum davor aber wahrscheinlicher.
    Für Gerrit Bakker war dieses Resultat alles andere als erfreulich: Ein anderer Täter hätte, nachdem er selbst zwischen halb zwei und zwei am Morgen weggegangen war, innerhalb von Minuten am Tatort sein und das Verbrechen ausführen müssen.
    Weitere Verletzungen, darunter Hinweise auf eine Vergewaltigung, habe man nicht festgestellt. Auch gebe es keine Anzeichen dafür, dass die Michalski sich nachhaltig gewehrt und dem Mörder irgendwelche Kratzer zugefügt habe …
    Die Kriminaltechniker kamen an die Reihe. Sie hatten ihre Ergebnisse bereits statistisch aufbereitet: Im Zimmer 235 gab es Fingerabdrücke von neun, im Bad immerhin noch von fünf Personen …
    »Das erzähle ich schon seit Jahren«, warf ein älterer Techniker ein. »Die Zimmermädchen in Deutschland sind viel gründlicher!«
    Er musste es wissen: Seinen Urlaub verbrachte er regelmäßig bei Brilon im Gebirge.
    Nr. 1, der Häufigkeit nach, sei in beiden Räumen die Tote, Nr. 2 das Zimmermädchen, an dritter Stelle komme Bakker, gefolgt von Cornelius Dijkstra. Die anderen Fingerabdrücke seien unbekannter Herkunft, jedoch anhand der Gästeliste nachprüfbar.
    »Aber das wird dauern«, meinte der Chef der Techniker und blickte auf seinen Spickzettel: »Es sind zwei Deutsche und zwei Franzosen darunter.«
    An den Türklinken im Zimmer und an der Feuertür

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