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Das Ekel von Säffle

Das Ekel von Säffle

Titel: Das Ekel von Säffle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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nach und fuhr fort: »Das beste wäre, wenn wir eine Art Mitbürger-Initiative hätten, die alle Fälle von Übergriffen der Polizei registriert. Aber so was gibt's in diesem Land nicht. Der Justizombudsmann kann uns allerdings vielleicht weiterhelfen.«
    »Und die Mordwaffe«, ergänzte Martin Beck. »Ein Seitengewehr weist auf eine Verbindung zum Militär hin. Nicht jeder x-beliebige hat die Möglichkeit, sich so `n Ding zu beschaffen. Ich werd Rönn bitten, sich um diesen Punkt zu kümmern.«
    »Ja, mach das. Und dann nimm Rönn und sieh dir gemeinsam mit ihm das Archiv beim Justizombudsmann an.«
    »Was willst du selbst denn tun?«
    »Ich hab gedacht, ich fahr mal hin und seh mir Nyman an. Larsson ist allerdings schon da, aber darum kümmere ich mich nicht. Ich tu's mir selbst zuliebe, will sehen, wie ich reagiere. Vielleicht wird mir schlecht, aber jetzt kann keiner mich mehr zwingen, mein eigenes Ausgekotztes wieder runterzuwürgen.« Martin Beck sah nicht mehr ganz so müde aus. Er reckte sich und sagte: »Du, Lennart?«
    »Warum wurde er so genannt? Das Ekel aus Säffle?«
    »Ganz einfach. Er stammte aus Säffle und ließ keine Gelegenheit aus, »
    darauf hinzuweisen. Aus Säffle kommen harte Männer, sagte er immer. Richtige Kerle. Und eklig war er auch, das ist klar. Einer von den ekligsten Typen, die mir je untergekommen sind.« Martin Beck sah ihn lange an. »Vielleicht hast du recht.«
    »Die Möglichkeit ist gegeben. Viel Vergnügen. Hoffentlich kommt was bei raus.« Wieder merkte Martin Beck, wie dieses unbestimmte Gefühl der Gefahr»
    in ihm hochstieg. »Ich glaube, dies wird ein harter Tag.«
    »Ja«, bestätigte Kollberg. »Vieles deutet darauf hin. Bist du nun wenigstens ein bißchen vom Kameradschaftsgefühl geheilt?«
    »Ich glaub schon.«
    »Denk daran, daß Nyman jetzt keine falschverstandene Solidarität mehr braucht. Da fällt mir übrigens ein, daß er all die Jahre lang einen unerschütterlich treuen Gefolgsmann hatte. Der Kerl hieß Hult. Müßte jetzt Erster Polizeiassistent sein, wenn er noch nicht pensioniert ist. Mit dem sollte einer von uns sprechen.« Martin Beck nickte.
    Rönn klopfte leise an und trat ein. Er blieb an der Tür stehen, und es schien, als ob er bald vor Erschöpfung zusammenbrechen würde. Seine Augen waren rot und vorn Nachtdienst entzündet.
    »Was machen wir jetzt?« fragte er.
    »Wir haben viel Arbeit vor uns. Schaffst du es noch eine Weile?«
    »Ja, werd ich wohl«, antwortete Rönn und unterdrückte ein Gähnen.
    Es war nicht schwer für Martin Beck, Angaben über den Mann zu bekommen, der laut Kollberg der unerschütterlich treue Gefolgsmann des Toten gewesen war. Er hieß Harald Hult und war sein Leben lang bei der Polizei gewesen. Seine Karriere ging aus den Papieren im polizeieigenen Archiv hervor.
    Mit neunzehn Jahren hatte er seine Laufbahn als außerplanmäßiger Konstapel in Falun begonnen und war jetzt Erster Polizeiassistent. Soviel Martin Beck den Unterlagen entnehmen konnte, hatten Hult und Nyman zum erstenmal in den Jahren 1936 und 1937 gemeinsam Dienst getan, beide als Streifenpohzisten im gleichen Stockholmer Wachdistrikt. Gegen Ende der vierziger Jahre trafen sie wieder in einem anderen Revier der Innenstadt zusammen. Der etwas jüngere Nyman war inzwischen överkonstapel geworden, während Hult immer noch Konstapel war.
    In den fünfziger und sechziger Jahren war dann auch Hult nach und nach befördert worden und hatte verschiedentlich unter Nyman Dienst getan. Wahrscheinlich hatte Nyman sich seine Assistenten, die er für die Spezialaufgaben benötigte, selbst aussuchen können, und Hult war offenbar einer seiner Günstlinge gewesen. Wenn Nyman der Typ gewesen war, wie Kollberg ihn beschrieben hatte, und Martin Beck hatte keinen Grund, daran zu zweifeln, dann mußte ein Mann, der dessen »unerschütterlich treuer Gefolgsmann« gewesen war, eine aus psychologischer Sicht recht interessante Persönlichkeit sein.
    Martin Beck wurde immer neugieriger und beschloß, Kollbergs Rat zu folgen und Harald Hult aufzusuchen. Er vergewisserte sich telefonisch, daß der Mann zu Hause war, bevor er sich ein Taxi für die Fahrt zu der an gegebenen Adresse auf Reimersholme bestellte.
    Hult wohnte am nördlichen Ende der Insel in einem der Mietshäuser, die am Längholmskanal liegen. Die Häuser stehen oben auf der Klippe, und auf der anderen Seite der Straße, die bei den letzten Häusern unvermittelt aufhört, führt ein steiler Abhang hinunter zum

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