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Das Elbmonster (German Edition)

Das Elbmonster (German Edition)

Titel: Das Elbmonster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerner, Károly
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nennenswertes Ergebnis abzublasen, weil es eben ihrer dienstlichen Pflicht entspricht, früher oder später, ungeachtet persönlicher Bürden, klare Erfolge auszuweisen.
    Wie stünde denn die „Soko MM“ (Sonderkommission Meißner Mysterium) zu guter Letzt da, wenn sie nun oder demnächst beschämt einräumen müsste, dass sie alle einschlägigen Nachforschungen bald gänzlich einstellen werde, weil es ihrerseits keinerlei berechtigte Aussicht mehr auf ein positives Resultat gebe? Das wäre für sie ungeheuer blamabel und für die hiesige Bevölkerung eine beispiellose Katastrophe. Zudem hätten bestimmte Medien endlich wieder ein sagenhaftes Fressen parat, worauf sie ja ohnehin ununterbrochen begierig lauern.
    Aber in unserem Falle wird es glücklicherweise so nicht enden, denn im Endeffekt haben sämtliche Dinge, Prozesse und Erscheinungen, mögen sie zeitweilig noch so verworren und unerklärbar sein, auch stets konkrete Ursachen. Ansonsten grenzten sie an echte Wunder, und das wiederum ist zwar etwas willkommen Glaubhaftes für Lieschen Müller oder gemäß dem Niveau irgendwelcher Gedankenspinner weltfremder Prägung, nichts hingegen für wissenschaftlich geschulte, praxiserprobte und lebenserfahrene Kriminalisten. Diesen wird es vorbehalten sein, unmissverständlich herauszufinden, wer oder was hinter den tragischen Vorkommnissen steckt. Mir hingegen bleibt die ungemein schwierige, mich beinahe vollends zermürbende Aufgabe zugeteilt, der interessierten Öffentlichkeit schriftlich kundzutun, wie und vor allem warum das geschehen konnte. Deshalb gilt nach wie vor: Auf dem konfliktreichen Weg dorthin wird es noch so manch heftige Überraschungen geben, darunter auch unerwartet jähe Wendungen.
    Und welche Rolle spielt dabei der außerordentlich hochherzige Wohltäter Meißens?
    Die meisten Bewohner der Stadt verehren ihn mittlerweile dankbar als ihr heimatliches Idol, worüber auch kaum jemand erstaunt sein dürfte, weil eine Persönlichkeit, die so viel Hervorragendes zustande bringt, fast zwangsläufig auch als Hoffnungsträger für andere Belange gesehen wird. Dies gilt erst recht in bestimmten Krisensituationen.
     
     
    Als wäre ich blindlings einer verheißungsvollen Eingebung gefolgt, habe ich gottlob den echten Namen unserer vierten literarischen Hauptgestalt (nach Peter, Abel und mir) bisher kein einziges Mal genannt. Meine verehrten Leser werden das sicherlich gern bestätigen.
    Insbesondere dem zeitlichen Ablauf sowie der inneren Logik meiner Kriminalerzählung geschuldet, wird das vorläufig auch so bleiben. Damit ich jedoch bei der ausführlichen Charakterisierung unseres dubiosen Herrn nicht ständig neue Worte verwende, die eventuell sogar Fehldeutungen heraufbeschwören könnten, soll er weiterhin „Anonymus“ (der Ungenannte) heißen.
    Das hat eine doppelte Bewandtnis: Zum einen weiß bis jetzt tatsächlich niemand, Abel müsse gegebenenfalls mit der rätselhaften Todesserie in Verbindung gebracht werden. Auch mich befallen noch bis zu Christi Himmelfahrt 2011 immer wieder ernsthafte Zweifel, denn eine nebulöse Vermutung ist noch lange nicht mit wirklicher Sachkenntnis gleichzusetzen. Also wäre es ziemlich leichtfertig, seinen guten Namen in direkter Beziehung mit dem Meißner Horror aufzuführen.
    Demzufolge entstehen sämtliche Aussagen, die ich themenbezogen vor dem dramatischen Schicksalstag einbinde, ausschließlich als Rückblende auf der Grundlage meiner Erinnerungen und eigener Recherchen, ferner gemäß konkreter Hinweise und Materialien eines bestimmten Mannes, der ja zugleich seit Jahrzehnten mein bester Freund ist. Das hatte ich bereits erwähnt.
    Zum anderen vernehmen wir nachfolgend die erste große Überraschung des Handlungsverlaufs im Sinne einer inhaltlich jähen Wendung:
    Der vage Verdacht meinerseits, dass Abel vielleicht doch etwas mit den mysteriösen Vorgängen zu tun haben könnte, flog nämlich sofort über Bord, als ich selbst Augenzeuge des dreizehnten Opfers wurde. Damit verband sich für mich nicht nur der unmittelbare Anblick eines grauenvollen Todes, sondern namentlich meine plötzliche Überzeugung, dass ich offenbar einem fürchterlichen Irrtum erlag, indem ich meinem überaus geschätzten Bruderherz über einen längeren Zeitraum ein unverzeihlich böses Misstrauen entgegenbrachte.
    Endlich wähnte ich mich hundertprozentig sicher, dass es sich dabei um einen absolut törichten Argwohn handelte, der sich heimlich in meinem Hinterkopf festsetzte, denn unter

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