Das Elbmonster (German Edition)
wir das völlig ausschließen, weil bislang so gut wie nichts darauf hindeutet?
Betreten wir also unverzüglich wieder gemeinsam das makabre Heiligtum der schauderhaft düsteren Mächte, deren rachsüchtige Aktionen anscheinend kein Ende finden! In Anbetracht der besorgniserregenden Tatsache, dass nunmehr (am 19. Mai 2004) der zweite geheimnisvolle Todesfall von derselben Stelle und in nahezu identischer Art erfolgte, wurde sofort amtlich veranlasst, spezielle Überwachungskameras an geeigneten Plätzen zu installieren, um künftig vielleicht einen verdächtigen Vorgang zu erfassen, was zweifellos einem aufsehenerregenden Durchbruch gleichkäme. Das betrifft aber nicht nur die Frauenkirche und ihre nähere Umgebung, sondern auch andere sakrale und weltliche Bauten, bei denen praktisch die Möglichkeit besteht, dass sie als Ausgangspunkt für weitere tragische Vorkommnisse dienen könnten.
Von der bisherigen Todesserie waren immerhin sieben Fälle ähnlich abgelaufen. Die Opfer stürzten sich (!) aus großer Höhe dermaßen herunter, dass es nach ihrem mörderischen Aufprall keinerlei Überlebenschancen mehr gab. Zwei von ihnen sind allerdings während der Wintermonate über das Geländer der Eisenbahnbrücke gesprungen und danach im eiskalten Elbwasser jämmerlich umgekommen. Deshalb werden jetzt auch die drei Elbbrücken mit mehreren ferngesteuerten Überwachungskameras bestückt.
Die anderen sechs bekannten mysteriösen Begebenheiten einer scheinbaren Selbsttötung haben sich wie folgt ereignet:
Ein Mann ertrank am helllichten Tage zufällig (?) im eigenen Gartenteich, obwohl das Wasser eine maximale Tiefe von nur hundertzwanzig Zentimetern haben konnte. Und er war weder alkoholisiert noch einem Kreislaufkollaps erlegen, wie sich bald herausstellte.
Der nächste Kandidat lief versehentlich (?) in einen rollenden Lastkraftwagen, worauf er sofort tot war. Den Fahrer traf nicht die geringste Schuld. Das gleiche Schicksal ereilte einen anderen Herrn, als er sich lebensmüde (?) vor einen brausenden Zug warf. Ein weiterer Fall ist uns schon halbwegs vertraut, als nämlich das gefürchtete Elbmonster während der Hochwasserkatastrophe im August 2002 einen Passanten von der Elbbrücke riss. Oder war vielleicht doch das „Phantom von Meißen“ am Werk?
Den vorletzten (?) Anwärter erwischte ein Omnibus, und so ging auch er unfreiwillig den Weg allen Fleisches. Schließlich stürzte am ersten Juni 2011 (wiederum ein Mittwoch!) der dreizehnte Selbstmörder (?) ebenfalls vom Turm unserer Frauenkirche. Und genau diese grässliche Szene wurde erstmals und dazu gleich von zwei Überwachungskameras durchgängig festgehalten. Ein wahrhaft sensationelles Ereignis! Freunde, wir dürfen gespannt bleiben!
Der Vollständigkeit halber sei hier noch vermerkt, dass sich vor mehreren Jahrzehnten in einem kleinen Dorf, welches zwischen Meißen und Lommatzsch liegt, ein ähnlich rätselhaftes Ereignis zutrug, das jedoch offiziell von niemandem mit den gegenwärtigen Vorkommnissen in Verbindung gebracht wird, obwohl es nach meinem heutigen Wissen nicht abwegig wäre. Da ich die entsprechende Tragödie fast hautnah miterlebt habe, schilderte ich sie bereits in einem früheren Kapitel gewollt ausführlich, um meinen Lesern einen wichtigen Fingerzeig zu geben. Erinnern wir uns noch? Das ist auch gut so, zumal ich inzwischen fest davon überzeugt bin, dass jene dramatische Begebenheit von 1954 in Kaisitz einen besonders markanten und demzufolge schlüssigen Ausgangspunkt für unseren gedanklichen Nachvollzug des jetzigen Geschehens bildet.
Dessen ungeachtet gehen wir vorläufig von der aktuell bekannten Zahl aus und nehmen schlicht zur Kenntnis, dass von den insgesamt dreizehn Opfern keines einem Suizid erlag, wie sehr auch die äußeren Umstände darauf hindeuten.
Das hoffentlich allerletzte Mysterium dieser Art ereignete sich am Vorabend zu Christi Himmelfahrt 2011. Es war gegen zwanzig Uhr Sommerzeit und daher noch taghell, als ein junger Mann vom Aussichtsturm des besagten Gotteshauses kraftvoll in den Abgrund sprang und demzufolge seinem irdischen Dasein ebenso überraschend und mit Rätseln behaftet ein blutiges Ende setzte wie seine zwei Vorgänger.
Bereits fünfzehn Stunden danach begann für mich die schon mehrfach angedeutete Leidensgeschichte, denn ich erfuhr fast bis ins kleinste Detail, was geschah, wie und warum es sich zutrug, und zwar mit eingehendem Beschreiben sämtlicher Vorkommnisse. Obendrein wurde
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