Das Elbmonster (German Edition)
keinen Umständen hätte mein edler Freund seine „heilige Zwölf“ jemals überschritten, geschweige denn mehrere Tötungsdelikte bewusst auf sich geladen. Dafür kenne ich ihn viel zu gut. Und der Teufel persönlich muss mich geritten haben, als ich von einer derart abscheulichen Idee befallen wurde. Demgegenüber will ich aber nicht leugnen, dass der heimtückische Bazillus immer noch in meinem Unterbewusstsein nistet. Das ist höchst seltsam.
Andererseits wird leicht nachzuvollziehen sein, wenn ich hier vorbehaltlos gestehe, dass mich seit jenem merkwürdigen Erlebnis ungeheure Gewissensqualen plagen, die gleichermaßen meine Seele belasten, weil ich einfach nicht begreife, warum gerade mir so etwas Schlimmes widerfahren konnte, unseren literarischen Helden zu verdächtigen, einen Menschen, der mir nahe steht und vertraut ist wie kaum ein anderer.
Wenn aber die Wurzel allen Übels fortan eindeutig nicht mehr bei ihm zu suchen ist, wo sonst? Sind wir möglicherweise irgendwelchen Sinnestäuschungen oder gar schon unseren Verstandesgrenzen ausgeliefert?
Um diese und weitere Fragen, falls sie unmittelbar mit Abels leibhaftigem Verhalten zusammenhängen könnten, tunlichst wahrheitsgetreu zu beantworten, scheint es mir nunmehr dringend geboten, seine Persönlichkeit noch etwas genauer ins Blickfeld zu rücken, als wir es bislang vernahmen. Dabei wäre schon im Vorfeld zu betonen: Wir sollten für alles offen sein!
Nachstehend erfolgt wiederum ein zeitlicher Rückblick, denn nur so können die folgenden Ausführungen als ehedem brennend aktuell rekapituliert werden. Bitte folgen Sie mir aufmerksam, meine verehrten Leser, und Sie werden sich gewiss schon bald an so manche Geschehnisse von damals erinnern! Vielleicht waren Ihre Empfindungen und Gedanken ähnlich wie meine, die ich nunmehr ins Gedächtnis rufen will.
Mittlerweile begrüßt uns schon die zweite Hälfte des Monats Februar 2001. Dies geschieht hier im wunderschönen Sachsenland mit ungewohnt reichlichem Sonnenschein. Fürwahr, ein höchst erquickendes Gefühl, echter Balsam für Leib und Seele! Danke für dein kühnes Vorpreschen, Leutnant Frühling! Aber die Wetterfrösche haben bereits prophezeit, dass dich General Winter bald wieder heftig zurückweisen wird, zumal seine Regentschaft noch nicht voll ausgeschöpft ist. Wie dem auch sei, wir genießen jetzt ausgiebig deine freundliche Anwesenheit, denn du verleihst unseren Glückshormonen spürbar neuen Schwung.
Andererseits ist den Nachrichten zu entnehmen, dass die USA wieder einmal dabei sind, gemeinsam mit ihrem britischen Adjutanten durch Luftangriffe auf irakische Ziele ihre politische Entschlossenheit und militärische Stärke zu demonstrieren. Moralische Skrupel haben sie dabei offenbar nicht, wenigstens nicht jene, die an den Hebeln der Macht sitzen. Warum auch? Sie bekämpfen doch nur die Verkörperung des Bösen in Gestalt des Saddam Hussein und seiner Anhänger. Eine Routineoperation, überhaupt nichts Aufregendes und darum für niemanden gewöhnungsbedürftig.
„Ist das wirklich die ganze Wahrheit, Herr Präsident Bush? Verbirgt sich dahinter nicht auch eine gehörige Portion schnöder Überheblichkeit, dazu Hohn und Spott?“, fragten seinerzeit Abel und ich besorgt in einer gemeinsamen Publikation (vom jetzigen Hoffnungsträger Barack Obama war noch nichts zu ahnen).
Und wir meinten schon damals (Februar 2001!):
Anscheinend bleibt in solchen Denk- und Handlungsweisen das Schicksal von Frauen, Kindern und weiteren Unschuldigen absolut nebensächlich.
Wenn zumindest ein Bruchteil des Geldes, das sich vor wenigen Tagen auf irakischem Territorium in flüchtigen Pulverdampf auflöste, jetzt zielgerichtet beispielsweise in die Mongolei flösse! Dort schlägt erneut das grauenvolle Schnee- und Kältemonster absonderlich hart zu und bürdet den Menschen große Opfer auf, indem es unzählige Tiere tötet und damit einen beträchtlichen Teil ihrer Lebensgrundlage vernichtet. Ihm und seiner Zerstörungswut international helfend Paroli bieten, wahrhaftig, das wäre eine lobenswerte Tat! Stattdessen vernimmt man von anderer Stelle zum wiederholten Male die brutalste aller Sprachen, eben die Ausdrucksweise der Waffen. Wo Diplomatie versagt, falls überhaupt gewollt, herrscht das Militär. Gewiss, sittliches Verhalten darf man von Politikern nicht unbedingt erwarten, weil deren Aufgaben erstrangig von Interessen bestimmt werden, die ihrerseits durchaus unmoralisch sein können und
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