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Das Elbmonster (German Edition)

Das Elbmonster (German Edition)

Titel: Das Elbmonster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerner, Károly
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enthalten nun einmal reines Nervengift (Ethanol). Dies verleitet uns schon bei leichter Trunkenheit wiederholt zum behaglichen Gefühl, dass bedrückende Ängste und Hemmungen allmählich einer milden, entspannenden Euphorie weichen. Doch sind wir ihrem abnormen Genuss dauerhaft verfallen, so machen sie uns regelrecht süchtig und krank (selbst wenn das unselige Laster, wie neuerdings von einigen Wissenschaftlern behauptet wird, im hohen Maße von individuellen Erbanlagen abhinge).
    Der Körper bezahlt die Zeche, denn wir ruinieren zusehends unsere Gesundheit.
    Wenn das Verlangen nach derartigen Nervendämpfern immer stärker wird, bleiben Folgeschäden nicht aus. Demnach erweist sich der „Sorgenbrecher“ bisweilen als ein äußert übler Kompagnon. Er zerstört nicht nur unsere Leber, zumal die Zellen des wichtigsten Entgiftungsorgans nach und nach zugrunde gehen, sondern schädigt auch das Herz, den Verdauungstrakt und nicht zuletzt unser Denkvermögen, weil ein grenzenloser Alkoholkonsum unweigerlich zum Abbau von Hirnsubstanz führt. Als Betroffener ist man erst wesensverändert, hernach zunehmend vom Schwachsinn befallen. Ein Teufelskreis, aus dem es kaum ein Entrinnen gibt, falls keine fremde Hilfe einsetzt.
     
    Und warum habe ich mich überhaupt diesem unerquicklichen Problem just so ausführlich gewidmet? Heutzutage ist doch jeder halbwegs aufgeklärte Bürger bestens darüber informiert. Vielleicht erliege ich manchmal der (irrigen?) Auffassung, es könne bei diesem oder jenem Zeitgenossen noch etwas bewirken.
    Zudem bin ich selbst keineswegs abstinent und will es auch gar nicht sein. Also war dies möglicherweise zugleich eine kritische Auseinandersetzung mit meinem eigenen Verhalten. Allenfalls hatte ich bisher nur besonderes Glück, nicht längst süchtig zu sein. Dagegen spricht mutmaßlich der fraglos positive Sachverhalt, dass ich immer noch selbstverantwortlich bestimme, ob, wann und wie viel ich von dem Teufelszeug trinke, was ich auch niemals zu ändern beabsichtige. Oje, das ist ein weites Feld!
     
    Da ich also selbst kein Tugendwächter bin und mich auch nicht dazu aufschwingen möchte, zumal mir das pralle Leben teils unwiderstehlich reizvoll begegnet, hier noch eine kleine Episode: Das edle Weib an meiner Seite, oftmals besorgt um die Gesundheit ihres Göttergatten, meinte vor gut einem Jahr ziemlich streng fordernd, ich solle den Alkoholkonsum endlich etwas einschränken. Es müsste doch auch reichen, wenn ich mein Glas mit dem beliebten schottischen Whiskey künftig nicht mehr halb, sondern nur noch viertel fülle. Folgsam, wie ich meistens bin, entgegnete ich spornstreichs: „Kein Problem, das wird ab morgen genau so gehandhabt!“ Meine liebe Frau schaute mich zwar recht ungläubig, aber doch spürbar erleichtert an. Und ich habe tatsächlich bis zum heutigen Tage mein Versprechen gehalten, wobei ich gedenke, es auch weiterhin nicht aufzukündigen. Allerdings benutze ich seither einen doppelt so großen Becher. Alles klar? Na, dann solltet ihr doch wenigstens einmal schmunzeln, meine tapferen Gefährten!
     
     
    Notabene: Um das obige Bild zur Dresdener Familie einigermaßen abzurunden, will ich unverhüllt einräumen, dass unser Kontakt leider nicht mehr so intensiv ist wie früher, als sie noch in Meißen wohnte. Nun könnte ich das schlichtweg auf die größere Distanz schieben, aber es wäre nicht ganz aufrichtig, denn der seit Längerem deutlich spürbare Entfremdungsprozess hatte gewiss noch andere Gründe, darunter eventuell sogar maßgebend die allmähliche Zerrüttung des einst so glücklichen Ehebundes. Gleichwohl sind und bleiben es für mich auf ihrer Art sympathische Menschen, denen ich auch künftig ehrfurchtsvoll begegnen möchte. Wir hatten wunderschöne Erlebnisse miteinander, an die ich jederzeit gern zurückdenke. Aber es ist Geschichte. Und ich will auch nicht behaupten, dass ich selbst keinerlei Schuld daran hätte. Wann immer in meinem näheren Familien- oder Freundeskreis etwas schiefgeht, frage ich mich zuweilen besorgt, ob es vielleicht bei größerer Achtsamkeit meinerseits hätte glimpflicher ablaufen oder gar verhindert werden können. Da mir jedoch zum vorgetragenen Geschehen momentan nichts Konkretes einfällt, kann ich mich einstweilen weder entschuldigen, noch vermag ich detailgetreu um Verzeihung bitten. Mal sehen, was diesbezüglich die Zukunft bringt.
    Im Übrigen bedauere ich die empfindliche Abkühlung unseres ehemals sehr herzlichen Verhältnisses

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