Das Elbmonster (German Edition)
allmählich die ersten dunklen Wolken am fernen Horizont, zumal er sich auch nicht unbedingt fähig oder wenigstens bereit zeigte, durch ansehnlichen Arbeitsfleiß ihren Wünschen einigermaßen erträglich nachzukommen.
Das hat sich bis heute nicht geändert und wird mit absoluter Sicherheit auch niemals anders werden. Er gehört nun einmal nicht zu den Strebsamsten, verfügt nicht annähernd über den Ehrgeiz seiner bezaubernden Madonna. Andererseits erfüllt er sowohl die beruflichen wie auch häuslichen Pflichten halbwegs zufriedenstellend, benötigt dafür allerdings mehrfach entsprechende Weisungen vonseiten der Vorgesetzten und namentlich durch seine überaus geschäftige Eheliebste.
Allein nach seinen Worten zu urteilen, die oftmals überschwänglich sprießen und ihn genau deshalb in gewissen Kreisen durchaus beliebt machen, verändert er ständig die Welt und seine nähere Umgebung sowieso, natürlich fortwährend hin zum Guten. Nur mit den konkreten Taten hat er nicht viel im Sinne. Da hapert es arg. Sie überlässt er gerne anderen, auch und vor allem seiner umsichtigen Hauszierde. Ein gesundes Durchhaltevermögen gehört auch nicht unbedingt zu seinen Stärken. Er hat manches begonnen, hingegen selten etwas erfolgreich abgeschlossen. Wer indessen willens bleibt, den legeren Sonnyboy so zu nehmen, wie er ist, hat es mit einem überwiegend angenehmen Typen zu tun. Mir ist er jedenfalls recht sympathisch.
Aber seine lebenshungrige Weggefährtin konnte und wollte sich unter keinen Umständen damit abfinden, dass ihr Strahlemann keinerlei Eigeninitiative zur spürbaren Verbesserung ihrer materiellen Lage offenbarte. Und so machte sie sich nach geraumer Zeit optimistisch ans Werk, ihn peu à peu zu verändern, seinen Charakter neu zu gestalten, ähnlich wie einst laut Goethes dichterischer Version der griechische Titan Prometheus die Menschen nach seinem Bilde formen wollte. Dieser musste jedoch schauderhaft dafür büßen, dass er als Freund der Erdenbürger beherzt versuchte, seinen obersten Dienstherrn Zeus zu täuschen, indem er ihm das Feuer stahl und den Sterblichen überbrachte.
Er wurde bekanntlich an einen Felsen geschmiedet, und seitdem frisst ein Adler täglich an seiner Leber (die ihm nachts wieder nachwächst und sich im Übrigen beim Homo sapiens wirklich aller sechs Wochen erneuert; ohnehin reichen uns von deren Gewebe praktisch zehn bis zwanzig Prozent zum Überleben, was jedoch keinem Freibrief für übermäßigen Alkoholgenuss beinhaltet).
Unsere selbstbewusste, weil von Kindesbeinen an kampferprobte Amazone begann also äußerst entschlossen und ebenso zielsicher mit dem strapaziösen Umerziehungsprozess, fest davon überzeugt, der bis dato auffallend eigenwillige Charmeur könne hinsichtlich seines Naturells noch beliebig gestaltet werden, und so werde sie eines schönen Tages abermals einen triumphalen Erfolg einfahren. Schließlich ist eine Liebe der anderen wert, und auf diese Weise ließen sich zuweilen sogar Berge versetzen. Ergo dürfe man auch berechtigt darauf hoffen, dass irgendwann der verdiente Lohn für die erbrachte Mühe in Form wunschgemäßer Resultate üppig sprießen müsse. Und siehe da, die willensstarke Akteurin schaffte es tatsächlich innerhalb weniger Jahre, ihren vertrauten Luftikus grundlegend umzukrempeln, indem sie ihn beharrlich knetete, sein Verhalten unablässig kritisierte respektive fortwährend an ihm herumnörgelte, soll bedeuten, ihn solange intensiv zurechtbog, bis sie ihm endgültig das Rückgrat brach. Da sie ihm obendrein immer mehr wichtige Entscheidungen abnahm, ward er nach und nach buchstäblich entmündigt. Doch all das geschah gewiss nicht in böser Absicht. Hiervon bin ich felsenfest überzeugt!
Jedenfalls besaß (!) sie fortan einen braven Partner, lieb und gehorsam wie ein besonders sorgfältig abgerichteter Rüde. Aber er ist ja Zweibeiner, ergo ein moderner Haussklave mit total zermürbter Seele und daher ohne die geringste Neigung oder Chance zum Widerspruch, denn sie hat ihn längst vollkommen unter dem Pantoffel, erst recht, nachdem er arbeitslos wurde, sie indessen noch berufstätig war und ist. Ihm bleibt jegliche freie Entscheidung absolut verwehrt. Es wird ihm buchstäblich alles vorgeschrieben. Nicht einmal ein Paar Socken darf er sich mehr alleine kaufen, geschweige denn, etwa selbst Auto fahren, sobald sie gemeinsam damit unterwegs sind, oder vielleicht noch größere Aktivitäten eigenständig unternehmen.
Ob sie seither
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