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Das Elbmonster (German Edition)

Das Elbmonster (German Edition)

Titel: Das Elbmonster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerner, Károly
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denn je ganz sicher auch eine mit Bedacht praktizierte Toleranz gegenüber dem Partner, denn wir benötigen, um es abermals zu betonen, bestimmte Freiräume zur sorgsamen Bewahrung und weiteren Entfaltung unseren Persönlichkeit. Wer den anderen völlig zu vereinnahmen sucht, erstickt ihn schließlich. Im selben Maße geht die Liebe den Bach hinunter. Sie zerbricht größtenteils an unserer eigenen Unzulänglichkeit, nicht selten am überzogenen Egoismus.
     
    Diesbezüglich ein typisches Beispiel aus meiner näheren Bekanntschaft in Dresden:
    Als sich einst die blondierte Schöne mit fünfundzwanzig Lenzen allmählich dessen bewusst wurde, dass Ehe und Familie auch für sie ein durchaus erstrebenswertes Ziel wären, selbst jedoch bis dahin ausgiebig dem Singledasein frönte, beschloss sie zur allgemeinen Überraschung im Freundes- und Verwandtenkreis, fortan konsequent nach einer geeigneten Person des anderen Geschlechts Ausschau zu halten. Dabei hatte sie bereits ziemlich genaue Vorstellungen vom potenziellen Gefährten ihrer Träume, mit dem sie ihr plötzliches Verlangen nach Zweisamkeit ohne Unterlass inbrünstig stillen könne, und das möglichst in unauslöschlicher, stets wohliger Eintracht bis zum Ende ihrer Tage. Er sollte natürlich gut aussehen, einigermaßen gebildet sein, dazu vielleicht schon etwas begütert und fraglos zuallererst sie als „Klasseweib“ unentwegt leidenschaftlich begehren. Obendrein legte das hübsche Fräulein besonderen Wert darauf, dass der Erkorene unbedingt ein paar Jahre älter sein müsse, damit es jederzeit mit gewissem Stolz auf den großen Erfahrungsschatz ihres Prinzen verweisen dürfe und ihn zugleich als frischen, unverlöschlichen Born neuen Wissens nutzen könne, also sicherlich noch mancherlei von ihm lernen werde. Es ward sozusagen von da an ein gestandener Herr etwas älteren Kalibers mit auserwählten Eigenschaften intensiv gesucht und erstaunlicherweise auch recht schnell gefunden.
    Kurz darauf folgte die Zeit der ungemein entzückenden Schmetterlinge im Bauch, lauter Liebreiz und wonnetrunkene Hingabe mit deutlich vernehmbarem Knistern der Gefühle, quasi Erotik in Hochform. Außerdem stellte sich bald der erwünschte Nachwuchs ein, und das Glück schien perfekt, denn beide glaubten sich wie im sprichwörtlichen siebenten Himmel, der eigens für sie voller Geigen hing.
    Doch auch ihre Sternstunden waren gezählt. Sie währten nur wenige Jahre und sind mittlerweile längst verblasst, ersatzlos dem schnöden Alltag gewichen. Seitdem halten unsere früheren Turteltauben zuweilen recht schmerzhaft Rückschau. Dabei kramt jeder auf seine Art in Erinnerungen, welche den einstmals über alle Maßen selig Vermählten den reinsten Garten Eden versprachen. Dort wollten sie unentwegt ihr berauschendes Verlangen gegenseitig erfüllen und die kaum zu beschreibende Harmonie ihres Zusammenseins sorgsam behüten, bis der Tod sie scheidet.
    Solch wehmütige Gedanken befallen jedoch die inzwischen vielfach bitter enttäuschte Gemahlin wesentlich öfter als ihren Angetrauten, weil sie offenbar stärker darunter leidet, dass ihr nicht vergönnt blieb, Fortunas Lächeln auf Dauer zu genießen, sich die Erfüllung ihrer jugendlichen Sehnsüchte auch bei ihr in Grenzen hielt und demzufolge ihr überbordendes Schicksal als Sonntagskind fast jählings ein betrübliches Ende fand. Allein die vage Kenntnis, dass es unzähligen Paaren auch so oder ähnlich ergeht, wird bestimmt keinen von beiden trösten, nicht den Mann und noch weniger die Frau.
    Ist das nicht immer wieder furchtbar traurig? Aber wie kam es in diesem Falle dazu? Was sind maßgebliche Wurzeln, entscheidende Ursachen des erwähnten Dramas?
    Sie bestehen nach meiner Beobachtung, die selbstredend subjektiv ist, im Folgenden:
    Der ursprünglich erhoffte und anfangs auch tatsächlich vorhandene Wissensvorsprung des vermeintlichen Göttergatten unserer einst so glücklichen Lady schmolz in relativ kurzer Zeit wie Schnee in der Sonne auf ein Minimum zusammen, obwohl er um knapp dreizehn Jahre älter war und bereits eine kaputte Ehe hinter sich hatte. Doch seine schönere Hälfte erwies sich nicht nur als sehr beflissen, sondern auch als recht karriere- und machtsüchtig, gespickt mit einer reichlichen Portion narzisstischen Verhaltens. Und weil seine finanzielle Ausstattung sowie die üblichen Mitbringsel auch nicht gerade den Erwartungen der Angebeteten entsprachen, wohl eher äußerst bescheiden ausfielen, erschienen

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