Das Elbmonster (German Edition)
jedoch nicht mehr aus, um dem peinigenden Dilemma zu entfliehen, sollte man allemal die Hilfe jener Menschen suchen, denen man sich vorbehaltlos anvertrauen kann. Die gibt es glücklicherweise auch!
Wir verstehen ja, dass ausgesprochen sieggewöhnte Persönlichkeiten meist auch nach öffentlicher Anerkennung lechzen. Die Medien sorgen ohnehin reichlich dafür. Doch schaut man gezielt hinter die Hochglanzfassaden, wird sich schnell zeigen, dass ihr Glorienschein nicht gerade von anhaltender Zufriedenheit kündet. Dies gilt übrigens nahezu für jedes Gewerbe, egal, ob im politischen, wirtschaftlichen oder künstlerischen Bereich.
Ein derart hartes Urteil würde ich mir selbstredend niemals erlauben, hätte ich nicht berufsbedingt und auch privat über Jahrzehnte hinweg ständig mit Leuten zu tun gehabt, die genau in die erwähnte Kategorie einzuordnen sind. Und natürlich gibt es dabei auch Ausnahmen, denn nicht alle Schönen und Reichen sind eines Tages zwingend unglücklich.
Demzufolge habe ich auch gewisse Bedenken hinsichtlich der Generalisierung von tragfähigen Voraussetzungen und erforderlichen Maßnahmen für harmonische Ehen und Familien, zumal die Liebe unzählige Facetten aufweist und daher auch individuell äußerst vielschichtig erfahren wird. Allerdings meine ich, dass Elternhaus und Schule die Heranwachsenden zielgerichteter und natürlich höchst behutsam darauf vorbereiten sollten. Wir kommen sicher nicht umhin, uns früher oder später beschämt einzugestehen, dass wir mit den modernsten wissenschaftlich-technischen Errungenschaften teilweise schon weitaus besser umgehen können als mit unseren eigenen Gefühlen. Und das macht auf Dauer nicht glücklich, wird eher problematisch.
Ich glaube übrigens nicht daran, dass die traditionelle Familie zusehends ein Auslaufmodell ist, wie uns neuerdings deutschlandweit verschiedene Medien suggerieren wollen. Dahingegen war sie auch niemals ein Garant für den Frieden, was uns der gute Benedikt XVI. noch während seiner Amtszeit als Papst weismachen wollte, denn allein während der letzten sechstausend Jahre Menschheitsgeschichte blieben davon in der Summe höchstens dreihundert ohne nennenswerte bewaffnete Auseinandersetzungen gesegnet. Ansonsten herrschte irgendwo auf dem Blauen Planeten fast ununterbrochen brutalste Gewalt, ausgetragen von den vermeintlichen Kronen aller Schöpfung. Und familiäre Bindungen sind noch viel älter.
Ich plädiere indessen dafür, dass wir auch alternative Lebensformen, die es ja inzwischen in mannigfacher Ausprägung gibt, als weitestgehend gleichberechtigte Partnerschaften anerkennen.
Aber dieses Thema ist ein so weites Feld, dass ich mir selbstverständlich nicht herausnehme, irgendjemanden belehren zu wollen. Vielleicht bin ich auch nur ein einsamer Träumer oder schwärmerischer Faselhans. Gleichwohl mag ich mich überwiegend recht gut leiden, wie schon angedeutet. Das bereitet mir zuweilen sogar eine fast stolze Zufriedenheit, weil ich immer wieder bestätigt finde, wer dauernd mit sich selbst hadert, belastet damit auch sein Umfeld, und entsprechende Konflikte sind vorprogrammiert.
Unser Leben ist doch meist viel zu kurz, als dass es sich überhaupt lohnte, ständig mit unnötigem, vorwiegend hausgemachtem Kram belastet zu werden. Schließlich entspricht es meiner festen Überzeugung, wenn ich behaupte, an den meisten Problemen, mit denen wir uns täglich herumschlagen, sind nicht die anderen schuld. Wir haben sie uns selbst aufgebürdet. Allenfalls darf man bisweilen mit seiner Meinung auch ein wenig kokettieren. Es ist ja letztlich niemand gehalten, sie bedenkenlos anzuerkennen.
Ohnehin verkörpert insbesondere die Ehe ein derart vielschichtiges Gebilde, dass ich mir eigentlich kaum erlauben dürfte, eigene Erfahrungswerte als mögliche Grundlage für eine glückliche Gestaltung beliebiger Zweisamkeiten zu vermitteln, zumal sie auch bei mir nicht durchweg auf Rosen gebettet war und ist. Andererseits kann man beispielsweise von Gerhard Schröder oder Joschka Fischer, dem „Kampfschwein“, wie er sich selbst betitelte, erst recht keine glaubhaften Empfehlungen für den Bestand von Ehe und Familie erwarten. Auch hier zeigt sich eine alte Weisheit bekräftigt, wonach ein guter Rat durch andere eventuell interessant und manchmal sogar hilfreich sein kann, jedoch nicht die eigene Entscheidung zu ersetzen vermag. Deshalb sollte sie wenigstens den mündigen Bürgern auch niemals völlig abgenommen
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