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Das elektronische Glück

Titel: Das elektronische Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dieverse Autoren
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gefallen, ihr lebhaftes Gesicht, das offene, vertrauende Lächeln und die sanfte Tiefe ihrer Augen, doch das war ganz und gar nicht dasselbe gewesen. So hatte es oft und mit vielen sein können, nun aber war sie die einzige, und sie gehörten einander für immer.
     Der weiße Quarzsand, über den sie gingen, war sauber und fein. Myriaden winziger Muscheln knirschten und stachen ihnen in die Fußsohlen. Etwas oberhalb der Brandung trafen sie auf Dinge, die das Meer an Land geworfen hatte: glatte dunkle Holzstücke, durchbrochene Ranken von Wasserpflanzen, abgeschliffenes, mattes Glas, Schuppen, die ihren Glanz verloren hatten.
     Sie wandten sich den Kiefern zu, querten die Sandwüste, die ihnen heiß an die Füße blies. Das Vorgefühl einer Entdeckung ergriff sie, und als sie näher traten, sahen sie ein Bächlein, das klar, erwärmt und voller Fischbrut vom Wald zum Meer floß. Sie stiegen hinein und wateten lange der Strömung entgegen, vom Wind umweht, bis der Bach breiter und das Wasser kühler wurdet denn die im Grün versteckte Quelle war nah. Sie bogen die Zweige und das dichte Gras auseinander, und da zeigte sie sich ihnen – ein klares Auge aus Wasser, umrahmt von feuchtem Moos und schwarzen Glitschsteinen.
     Ohne es verabredet zu haben, legten sich beide bäuchlings aufs Moos, um zu trinken. Von ihren Lippen zogen sich Kreise, die Spiegelbilder der Zweige und des Himmels gerieten in Bewegung. Vom eisigen Wasser schmerzten die Zähne, Satty und Renata fröstelten, und mit wenigen großen Sprüngen gelangten sie höher hinauf, dorthin, wo über einer nadelbestreuten Lichtung schräge Sonnenstreifen lagen.
     Ihnen wurde klar, daß hier ihr Zelt, ihr Heim stehen würde. Warmer Harzduft hüllte sie ein. Durch die zottigen Kiefern schimmerte das Meer. Satty sah das Mädchen an. Sie stand mit geschlossenen Augen, und ihr Gesicht war wie im Schlaf. Er schloß ebenfalls die Augen, ihre Schultern berührten einander. Elektrisiert zuckten sie beide zusammen, ihre Hände verflochten sich. Und wie vorhin im Meer, zerfloß alles, verschwand, wurde zu rötlicher Dunkelheit, und es blieb nur der herbe Geschmack der Lippen, das ungeduldige Aufeinandertreffen der Zungen, die nachgiebige Erde und das lange, süße, brennende Vergehen in den Umarmungen.
     Und als all das schließlich zu Ende und abgeklungen war, schien die Welt schön wie zuvor.
     Langsam zog eine Wolke über den Bäumen. Renatas Kopf ruhte an seiner Schulter, in seinen Rücken stachen Nadeln. Ein feiner, vom Himmel her kommender Ton weckte die Gedanken. Oben im leuchtenden Blau schwebte, winzig, vorn spitz, ein Flugzeug.
     Satty erkannte es sogar aus dieser Entfernung, und in ihm regte sich Stolz. Er war hier, auf der Erde, aber auch dort, denn seine Idee trug sich, verkörpert in diesem schnellen Stahlkörper, über den Planeten, trotzte Wind und Entfernung.
     »Mein Kind…«, sagte er.
     Das Mädchen begriff, ihr Gesicht verfinsterte sich.
     »Wie schade, daß du nicht mir allein gehören kannst…«
     Doch in ihrer Stimme klang kein Bedauern mehr. Sie ließ ihm seine Freiheit, erbat keinen Ersatz, gestand ihm mit leichter Wehmut sein Recht zu, er selbst zu sein.
     Dankbar drückte er sie an sich.
     »Ich brauche dich, wie du bist. Ändere dich nicht, bitte.«
     »Ich habe keineswegs die Absicht, mich zu ändern. Ich will von dir vier Kinder. Ihnen die Nasen putzen und Spielsachen kaufen.«
     »Und ein Haus wollen wir«, ergänzte er. »Und einen Garten. Und alle Abende sollen Gäste kommen. Nein, nicht alle, sonst hab' ich dich zu selten für mich.«
     »Einverstanden«, sagte sie. »Und du wirst jeden Morgen in dein scheußliches Konstruktionsbüro gehen…«
     »Und du wirst jeden Morgen an deinen scheußlichen Bildern sitzen und böse sein, wenn sie nichts werden.«
     »Ich werde nicht böse sein. Man ist es nur, wenn man Talent hat.«
     »Du hast sehr gute Zeichnungen. In ihnen spürt man die Seele der Dinge.«
     »Wenn es so ist, kriegst du eine böse Frau.«
     »Ich kriege eine gute Frau. Die beste von allen.«
     »Für immer?«
     »Für immer.«
     Ein Sonnenstrahl huschte auf sein Gesicht. Schließt man die Lider nicht ganz fest, verschwimmt die Welt hinterm Wimperaschleier und wird regenbogenfarbig. Hoch oben wiegen sich die zerfransten Wipfel der Kiefern, und der Wind heult in ihnen wie zwischen den Masten eines Schiffes. Die Masten ritzen die Wolken, der Planet trägt dich behutsam auf seinem breiten, freundlichen

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