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Das elektronische Glück

Titel: Das elektronische Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dieverse Autoren
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miteinander hatten. Mich überraschte ein phantastischer Wunsch, den Larionow mir gegenüber äußerte. Er gestand mir, er wüßte zu gern, was ein lebendes Wesen empfinden würde, das von einem anderen Planeten auf unsere Erde geriete. Er legte seine Gedanken im einzelnen und sehr übersichtlich dar und gab ihnen eine Art philosophische Basis. Er sprach von den Bildern des alten Malers Pieter Brueghel d. Ä. der seiner Meinung nach die Menschen und die irdische Welt als Abseitsstehender, gleichsam mit den Augen eines außerhalb der Erde befindlichen Wesens gesehen hatte. Er entwickelte seine Gedanken noch weiter und bezog sich schon nicht mehr auf Brueghel, sondern auf Albert Einstein, nach dem die objektive Erkenntnis der Welt von dem Erkennenden eia ›unpersönliches‹ Verhältnis zur Wirklichkeit erfordert. Jedesmal, wenn wir uns begegneten, kehrte Larionow mit einer mich in Erstaunen versetzenden Beharrlichkeit zu diesem Thema zurück. Einmal fragte er mich: ›Könnten Sie auf künstlichem Wege die innere Welt eines Menschen schaffen?‹ Ich antwortete: ›Natürlich nicht ganz, sondern nur das Gedächtnis.‹ – ›Aber das Gedächtnis ist doch die Geschichte der Persönlichkeit ‹ , entgegnete er. ›Die Geschichte der Persönlichkeit ist noch nicht der ganze Mensch, sondern nur eine Hälfte von ihm, wandte ich ein. ‹ Er sah mich an. An diesen Blick mußte ich lange denken. So blicken Menschen, die von einem Gedanken besessen sind, der stärker ist als sie. Als das Unglück in dem chemischen Laboratorium geschah, fragte ich mich, ob Larionow es nicht absichtlich herbeigeführt habe. Doch nein, die sorgfältige Untersuchung durch eine spezielle Kommission der Akademie ergab, daß die Katastrophe einem Zufall zuzuschreiben war. Das übrige ist Ihnen aus meinem Artikel bekannt. Sie scheinen sich über den Umstand zu wundern, daß ich die Idee Ihrer Erzählung ›Uära‹ verwandt habe, Ihnen meine Mitautorschaft aufgedrängt und Sie nicht davon benachrichtigt habe. Das ist allerdings eine Mitautorschaft besonderer Art. Außerdem war das Experiment geheim. Niemand von den Freunden und Verwandten Larionows sollte erfahren, was nur wir, die Wissenschaftler, wußten. In unserem Telefongespräch haben Sie eine Bemerkung über die ethische Seite unseres Experiments gemacht. Nein, meine Mitarbeiter und ich sind überzeugt, daß wir nichts getan haben, was der Würde des Menschen und der sittlichen Seite dieses komplizierten Problems abträglich wäre. Vor uns lag eine Art leeres Blatt Papier, und wir haben daraufgeschrieben, was sich der Patient selbst inständig gewünscht hatte. Ihm seine Persönlichkeit zurückzugeben lag nicht in unserer Macht. Ihn zur Kopie, zum geistigen Zwillingsbruder irgendeines lebenden Zeitgenossen zu machen, hielten wir ethisch nicht für vertretbar…«
     »Warum nicht?« unterbrach ich Iwanzew.
     Der Professor lachte auf und sah mich an, als säße neben mir mein Zwillingsbruder, eine geistige Kopie meiner selbst.
     »Weil jedes Individuum einmalig ist. Die Wiederholung, die buchstäbliche Übereinstimmung eines Menschen mit einem anderen, der in derselben Zeit und im selben Raum existiert, widerspricht dem Wesen des Menschen. Etwas anderes ist die Modellierung der inneren Welt eines Wesens von einem anderen Planeten. Eine Begegnung ist in diesem Falle ausgeschlossen, solange sich unsere Welten nicht berühren. Unsere Wahl fiel auf Raurbef, den Helden Ihrer Erzählung. Warum? Vor allem, weil er der Prototyp einer starken und edlen Persönlichkeit mit einem reichen geistigen Innenleben ist. Ich kann nicht sagen, daß mich Ihre ganze Erzählung interessiert hätte, aber dieser Held war interessant für mich. Ich habe mich bemüht, Ihre Gedanken durch meine eigenen zu ergänzen. Denn als Sie Ihre Erzählung schrieben, konnten Sie ja nicht ahnen, daß sich Ihr vorgestellter Held mit einem lebendigen und konkreten Menschen vereinen würde. So verwunderlich es auch ist, genau das ist geschehen, allerdings nicht für lange. Wie Ihnen aus meinem Artikel bekannt ist, hat Raurbef-Larionow unter dem Eindruck starker Erlebnisse sein Gedächtnis wieder verloren. Er kam zurück in die experimentelle Abteilung des Gehirninstituts, damit ihm das Bewußtsein zurückgegeben wird, diesmal nicht mehr das eines von der Dilnea gekommenen Reisenden, sondern das eines gewöhnlichen Erdenbürgers. Dabei sind Ihre Dienste – die eines Autors phantastischer Erzählungen – nicht mehr vonnöten; jetzt

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