Das Elfenlicht von Arwarah (German Edition)
hockte und ihre Krallen wetzte. Großzügig hatte der Elfenkönig all jenen Straffreiheit versprochen, die Abbitte tun und ihm einen Treueeid leisten würden. Wie hätte er auch diejenigen, die unter dem Einfluss des Zaubers standen von denen, die Farzanah freiwillig gefolgt waren, unterscheiden sollen? Darwylaân hatte jedenfalls seine Eigenständigkeit verloren und gehörte von jetzt an fest zu Arwarah.
Je näher sie der Festung kamen, umso mehr Bewegung bemerkten sie unter sich. Heimkehrer, meinte Tibana. Der stundenlange Flug hatte sie gänzlich ermüdet und deshalb brachen die Reisenden in Begeisterung aus, als sie endlich die Lagerfeuer des Königs erblickten. Sie waren sich sofort einig, dass sie die Nebelkrähen entlassen und gemeinsam mit dem König auf der Festung Einzug halten wollten.
Die Kunde ihrer Ankunft verbreitete sich wie ein Lauffeuer im Lager und alles, was Beine hatte, strömte herbei. Beinahe schüchtern schritten die Menschenkinder durch die Elfengasse, die sie direkt zum König führte.
König Arindal konnte es kaum erwarten, sie zu treffen, und eilte ihnen mit ausgestreckten Armen freudig entgegen. Lilly sagte später, dass er beinahe nicht wiederzuerkennen war, so schön und ehrfurchtgebietend hatte er gewirkt, in dem königlichen Gewand und mit dem fein gekämmten Haar, in dem er nun den goldenen Elfenreif, das Zeichen seiner Würde, trug. Aber obwohl er lächelte, waren seine Gesichtszüge noch immer von den erlittenen Qualen gezeichnet.
„Tibana! Hüterin der Quelle und meines persönlichen Schatzes!“, begrüßte er die alte Fee herzlich. „Wie froh und wie dankbar ich bin, dich wohlauf zu sehen! Wo ist er? Wo sind seine Freunde?“
Verwundert schauten sich Lilly, Till und Alrick an. Was meinte der König mit ‚persönlichem Schatz’? Das Licht vielleicht? Tibana trat zur Seite und als Arindal auf Alrick zuging, da hätte wohl auch ein Blinder gesehen, dass die beiden zumindest verwandt waren.
„Da bist du also, Alrick, genannt der Flötenspieler.“ Alrick war im Begriff, sich vor dem König zu verneigen, aber der hielt ihn an der Hand zurück. „Was bin ich froh, dass du wieder bei mir bist und dass du scheinbar keinen Schaden durch Farzanah genommen hast. Du hast Großartiges geleistet, kleiner Bruder! Selbstlos und mutig, so wie es einem Prinzen von Arwarah gebührt!“
Ein erstauntes Raunen ging durch die Reihen der Anwesenden. Davon hatte scheinbar keiner gewusst – nicht einmal Alrick selbst.
„Vater hat dich bei Tibana vor Farzanah versteckt. Wenn diese alte Hexe gewusst hätte, dass du mein jüngerer Bruder bist, dann wärst du wahrscheinlich heute nicht mehr am Leben. Aber darüber können wir später noch sprechen. Willkommen daheim!“ Er nahm den verdutzten Alrick in die Arme und drückte ihn herzlich. „Nun stelle mir deine tapferen Freunde und Retter vor. Für sie müssen wir uns etwas ganz Besonderes ausdenken.“ „Das sind die Geschwister Lilly, Flora und Till Rudloff“, sagte Alrick, der immer noch wie vom Donner gerührt neben dem König stand. „Sie haben mich gerettet und auch das Licht von Arwarah!“
Bei diesen Worten holte Till den Lichtkristall aus seinem Rucksack und hielt ihn mit ausgestreckten Armen über den Kopf. Der Anblick des gereinigten Lichtes brachte das ganze Lager zum Jubeln. Viele der Anwesenden fielen einander in die Arme, lachten und weinten gleichzeitig. Unter dem Beifall der Elfen nahmen die Freunde am Feuer des Königs Platz.
Die Rückkehr zur Festung dauerte drei weitere Tage, denn die meisten der Heimkehrer waren zu Fuß unterwegs. Dies gab den Brüdern Gelegenheit, sich in aller Ruhe auszutauschen und neu kennenzulernen. Nun wunderte sich keiner mehr, wieso Alrick in der Lage gewesen war, die Nebelkrähen zu rufen.
Auch Lilly, Till und Flora kamen nicht zu kurz. So bestätigte sich beispielsweise, dass Oma Gertrudes Vorfahren schon früher mit dem Feen- und Elfenreich in Verbindung gestanden hatten und dass Tibana den verzauberten Alrick zu seinem Schutz selbst in die Menschenwelt gebracht hatte.
Als der König mit seinem Volk auf der Festung Einzug hielt, wurde ein Fest gefeiert, das drei Tag andauerte und zu dem Groß und Klein geladen war. Das Licht von Arwarah erhielt seinen angestammten Platz auf dem Kamin und leuchtete fortan wieder in die Herzen der Lichtelfen.
Schließlich sandte König Arindal die Elfenritter aus, um Farzanah suchen zu lassen. Sie sprengten in alle Himmelsrichtungen, aber keiner von
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