Das Elfenlicht von Arwarah (German Edition)
entlanglaufen wollen, dann müssen wir jetzt aufbrechen. Kannst du den Drachen einholen, Till? Übrigens, danke, dass du Flora dabei geholfen hast! Ihr habt ihn großartig hinbekommen!“
„Kein Problem. Papa und ich bauen oft … haben oft Sachen gebaut“, sagte Till leise und wickelte die Drachenschnur vorsichtig auf das Rädchen.
Die Sachen waren schnell gepackt und die vier machten sich auf den Heimweg. Flora hüpfte von einem Bein aufs andere und sang in einem fort: „Huckeduûster Grindelwarz, Huckeduûster Grindelwarz …!“
„Seine Seele ist so schwarz, seine Leidenschaft ist Gier und der Schlüssel seine Zier!“, stimmte Lilly fröhlich mit ein.
„Daher also hatte Flora gewusst, dass der kleine Flötenspieler Alrick heißt!“, dachte Till. „Sie hat diese Geschichte nicht zum ersten Mal gehört. Man könnte glauben, es sei etwas Wahres daran!“
Der Weg führte sacht bergab und sie kamen zügig voran. Till war so in Gedanken versunken, dass er erstaunt aufblickte, als sie den kleinen Weiher erreicht hatten. Was für ein malerischer Ort! Das kleine Gewässer lag geschützt hinter einem Birkenwäldchen, inmitten einer wunderbar duftenden Blumenwiese. Es wurde durch einen kleinen Bach gespeist, der sich seinen kurvenreichen Weg von den nahe gelegenen Gartenkuppen ins Tal hinab bahnte. Sein steiniges Ufer war von Schilf gesäumt, in dessen Schutz sich mannigfaltiges Leben abspielte. Insekten tummelten sich über der silbrigen Wasseroberfläche und bunte Libellen bahnten sich ihren Weg durch die wogenden Schilfrohre. Bei ihrem Näherkommen verstummte der Gesang der Frösche, die mit unmutigem Quaken ihr Heil in der Flucht suchten. Ohne Frage hatte dieser Ort etwas Zauberhaftes an sich.
„Also laut meiner Urgroßmutter ist dies der Tanzplatz der Feen und Elfen. Etwas Schöneres kann man sich kaum vorstellen, nicht wahr? Wenn die Feen und Elfen ihr Reich hinter den Feengrotten verlassen wollten, dann kamen sie in lauen Vollmondnächten zum Reigen hierher.“
„Dann kommt der Name ‚Feengrotten‘ also wirklich daher, dass die Menschen früher glaubten, der Eingang zum Feenreich sei dort?“, fragte Till.
„Aber ja! Vielleicht glaubten sie es, aber vielleicht wussten sie es auch!“, antwortete Oma Gertrude mit einem seltsamen Lächeln.
„Und was genau haben sie hier gemacht?“
Lilly war viel zu sehr Wissenschaftlerin, als dass sie sich mit einer vagen Aussage zufrieden geben konnte.
„Sie haben sich ihres Lebens erfreut. Sie haben die Natur und die Gemeinschaft untereinander genossen, denke ich. Sie haben mit dem Wind gesungen und sich im Tanz gedreht.“
„Und hier auf diesem Stein haben sie ihre Haare gekämmt“, sagte Flora, die einen großen flachen Stein erklettert hatte und etwas in die Höhe hielt, das aus der Entfernung wie feine Zwirnsfäden aussah. „Sieh nur Oma Gertrude! Ich habe solche Haare gefunden wie Papa an den Weihnachtsbaum macht.“
„Was? Zeig mal bitte!“ Oma Gertrude war mit einem überraschend behänden Satz bei ihr. „Was hast du da aufgesammelt? Nein tatsächlich, du hast recht. Es sieht beinahe wie Lametta aus, nur viel zarter. Tja, dann hast du wohl wirklich Feenhaar gefunden, mein Kind!“
„Und darf ich es mitnehmen?“, flüsterte die Kleine mit großen Augen.
„Aber ja! Urgroßmutter hat gesagt es schützt vor Unglück, wenn man es in einem Kettenanhänger trägt oder sich um den Finger wickelt.“
„Omi“, sagte Lilly mit leisem Vorwurf. „Denkst du nicht, dass du die Feensache mit Flora ein wenig übertreibst? Wenn Ma das mitkriegt, dann schimpft sie bestimmt.“
„Ach, die Menschen heutzutage wollen nur noch an das glauben, was sie sehen! Aber der Glauben allein kann auch schon Berge versetzen!“
In diesem Augenblick zuckte die Lichtgabel eines Blitzes über die Berge. „Wir sollten uns jetzt wirklich sputen, sonst ist das Gewitter schneller als wir!“, rief Gertrude in den aufkommenden Wind. Die beiden Mädchen fassten sich an den Händen und alle gemeinsam liefen sie nach Hause, so schnell sie konnten. Kaum war die Haustür hinter ihnen ins Schloss gefallen, trommelten die ersten Regentropfen an die Fensterscheiben.
IV.
Alrick Flötenspieler
Der Regen und das Gewitter ließen auch in der Nacht nicht nach. Es war beinahe Mitternacht, als Till von einem enormen Donnerschlag erwachte. Schlaftrunken stand er auf und ging zum weit geöffneten Fenster, um es zu schließen. Sein Blick fiel gerade auf den runden Mond, der ab
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