Das Elfenlicht von Arwarah (German Edition)
und zu hinter den schwarzen Wolken hervorlugte, als er das Tapsen nackter Füße über den Boden hörte.
„Ach Flora, was machst du denn hier? Hast du dich vor dem lauten Donner erschreckt?“
Die Kleine stand mit ihrem Teddy im Arm da und schaute Till verschlafen an.
„Ich habe Angst! Kann ich bei dir schlafen? Mama ist nicht da und Oskar schläft doch bei seinem Freund.“
„Hm?“ Till wusste nicht, wie man sich in so einer Situation verhält, aber Flora setzte sein Einverständnis einfach voraus und krabbelte unter Oskars Bettdecke. Schulterzuckend klappte Till das Fenster an und wollte seinerseits ins Bett zurückgehen, als ihn Flora um etwas zu Trinken bat. Till reichte ihr das Glas, das neben seinem Bett stand. „Hier hast du, aber dann müssen wir schlafen. Du musst morgen wieder in den Kindergarten.“
„Aber nicht so früh wie sonst immer, hat Oma gesagt. Wir können gemütlich frühstücken und ich bin noch gar nicht müde!“
„Ach so! Hm, aber ich bin schon müde“, sagte Till, der nicht wusste, worüber er mit Flora reden sollte.
„Ach jetzt habe ich das Feenhaar vergessen, ich hole es schnell! Das wird mich vor dem Gewitter beschützen!“, sagte die Kleine und wollte schon wieder aus dem Bett klettern.
„Nee, lass mal. Ich mach das schon und dann wird geschlafen. Du brauchst keine Angst vor dem Gewitter haben. Siehst du, Alrick schläft auch!“, sagte Till, aber der Flötenspieler schüttelte deutlich verneinend den Kopf. „Vielleicht bin ich übermüdet oder so was?“, dachte Till erstaunt und holte das Gewünschte für Flora. „Hier, aber wickle es nicht so fest um deinen Finger, sonst stirbt er ab.“ Till reichte ihr die feinen, geringelten silbernen Fäden. Was immer es auch sein mochte, Lametta war es jedenfalls nicht! „Gute Nacht!“
„Gute Nacht! …Till?“
„Schlaf jetzt, ich bin müde!“
„Denkst du, dass wir die Feen irgendwann einmal sehen werden?“
„Keine Ahnung!“
„Oder den Zwerg?“
„Ich weiß es wirklich nicht! Warum fragst du?“
„Weil mir der arme Alrick so leid tut!“ Ehe Till etwas sagen konnte, stand Flora bereits wieder neben seinem Bett und hielt die silberne Dose, die auf Tills provisorischem Nachttisch gestanden hatte, in der Hand. „Schau mal, wenn er wirklich hier drin gefangen ist, dann müssen wir ihm doch helfen, herauszukommen. Wir dürfen ihn nicht im Stich lassen!“ Flora strich mit den Fingern über die kleine Figur. „Er sitzt darauf, weißt du“, sagte sie unvermittelt zu Till, der die Augen bereits wieder geschlossen hatte.
„Wer sitzt worauf?“, murmelte er und hoffte, die Kleine würde von allein wieder zu Bett gehen.
„Na Alrick, auf dem Schlüsselloch!“
„Ach was, du spi… du irrst dich! Wie sollte das denn gehen?“
„Nein, ich irre mich nicht! Er hat es mir gezeigt, aber das ist schon lange her.“
„Hm?“ Till hatte sich angewöhnt, lieber nichts zu sagen, als jemand anderen einen Lügner zu nennen.
„Komm, wir sagen ihm das Gedicht auf! Vielleicht zeigt er es dir dann.“ „Morgen, ja? Ich bin schon so müde und kann mich nicht erinnern.“
„Bitte, bitte! Nur einmal, ja?“
Langsam dämmerte es Till, warum Lilly Flora immer einen Quälgeist nannte. Na gut. Damit ich meine Ruhe habe. „Aber nur einmal und dann wird geschlafen! Versprochen?“
„Ja, versprochen! Lass mich unter deine Decke!“
„Nee, du gehst in dein … in Oskars Bett und wir sagen es zusammen, klar?“
So weit war er nun wirklich noch nicht, dass er sie mit in sein Bett nehmen wollte.
Flora stellte die Dose auf den Stuhl zurück, wo sie im fahlen Mondlicht schimmerte.
„Bei drei fangen wir an! Eins, zwei, drei!“
„Torwächter vom Feenland,
Farzanah dich ans Silber band,
ohne deiner Flöte Lied,
kein Mensch das Feenland mehr sieht.“
Flora hatte den Text schon nach der zweiten Zeile vergessen, aber Till wusste zu seiner eigenen Verwunderung den gesamten Vers aufzusagen. Seine Augen waren fest auf die kleine Figur gerichtet.
„Großen Schmerz es dir bereitet,
denn du weißt dein König leidet,
aber nur ein Sonntagskind
eines Tages den Schlüssel find!“
Täuschte er sich, oder war die kleine Figur gerade aufgestanden? Weiter!
„Huckeduûster Grindelwarz,
seine Seele ist so schwarz,
seine Leidenschaft ist Gier
und der Schlüssel seine Zier!“
Heiliger Klabautermann! Nein, er täuschte sich nicht! Bei dem Namen „Grindelwarz“ stampfte der Flötenspieler wütend mit dem Fuß auf und Till
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