Das Elfenlicht von Arwarah (German Edition)
hast du eine Ahnung, wo ich diesen Zwerg finden kann? Ich meine, ich muss ihn doch finden, um dich zu befreien, oder gibt es einen anderen Weg?“
„Nein, ich glaube nicht! Farzanah hat genau gewusst, was sie tat, als sie ihm den Schlüssel gab! Er wird ihn nicht freiwillig hergeben!“
„Wer ist eigentlich diese ‚Farzanah‘?“
„Oh, das ist eine wirklich lange Geschichte, aber eines kannst du dir merken: Sie ist böse und gefährlich. Es ist besser, du bekommst sie niemals, wirklich niemals zu Gesicht!“
„Wo finde ich diesen Zwerg und wie erkenne ich ihn?“
„Wie viele Zwerge hast du schon gesehen?“
„Soll das ein Witz sein? Außer im Fernsehen oder in Büchern keinen natürlich!“
„Es gibt Bücher über Zwerge? Doch ja, in der Bibliothek von Arwarah habe ich schon mal eines gesehen, aber …“
„Ich will ja auch alles über Arwarah und so wissen, aber wie finde ich den Zwerg und was mache ich mit ihm? Wir haben drei Minuten!“ Till hatte sich vor Aufregung aus Floras Armen befreit und war aufgestanden. Er stand Alrick jetzt genau gegenüber und konnte jede feine Linie in dessen Gesicht sehen. Er bemerkte die kleinen spitzen Ohren, die aus dem langen, feinen Elfenhaar hervorschauten und die schmalen, scharf geschnittenen Augenbrauen. Alrick überlegte.
„Es ist beinahe 100 Jahre her, dass ich ihn zum letzten Mal sah! Er ist klein und runzlig würde ich sagen, hat filziges, langes, strubbliges Haar und einen Bart.“ Das durchsichtige Bild Alricks begann vor Tills Augen zu flimmern. „Er hat eine riesige, krumme Nase und lange gelbe Zähne. Er ist schmutzig vom Erdreich. Früher trieb er sich immer am Tor herum. Er kann ohne die Hilfe einer Fee oder eines Elfen nicht hinaus.“ Wieder flimmerte die Erscheinung und Alrick wurde zusehends blasser.
„Er liebt alles, was glitzert! Ich will nicht zurück!“, rief er. Till versuchte, seine ausgestreckte Hand zu fassen, aber er griff ins Leere.
Eine Wolke schob sich vor die leuchtende Kugel des Mondes und als das fahle Licht zurückkehrte, saß Alrick wieder bewegungslos auf der Zauberdose. Till nahm das Gefäß ganz vorsichtig in die Hände und hielt es dicht vor seine Augen. Alles schien wie zuvor und doch war es anders. Till konnte den Schrecken und die Verzagtheit über seine Rückverwandlung deutlich in Alricks Gesicht sehen.
„Hab keine Angst, wir sehen uns morgen um die gleiche Zeit. Vielleicht weiß ich dann schon mehr!“ Er stellte die Dose auf ihren Platz zurück und wollte Flora trösten, die sicherlich noch immer Angst hatte, aber als er sich seinem Bett zuwandte, war sie bereits eingeschlafen.
„Na toll!“, schmunzelte er. „Und wohin soll ich jetzt?“ Floras Bett war entschieden zu klein, also blieb ihm nichts anderes übrig, als unter Oskars Decke zu schlüpfen. Er war so aufgeregt, dass er glaubte, niemals Schlaf zu finden, aber noch ehe er diesen Gedanken zu Ende gedacht hatte, war auch er eingeschlafen.
Vergebens tastete Till nach dem schrillenden Wecker, der am Morgen durch seine wirren Träume schellte. Verwundert öffnete er die Augen und nach und nach kehrte die Erinnerung zurück. Natürlich, er schlief in Oskars Bett, weil Flora zu ihm gekommen war. Alrick! Mit einem Satz war er auf den Beinen. Er nahm die Dose und flüsterte leise: „Habe ich das alles nur geträumt oder werden wir uns wirklich heute Nacht wieder sehen?“ Deutlich sah er die Reaktion in Alricks Gesicht und er konnte es noch immer nicht fassen.
„Müssen wir jetzt aufstehen?“, fragte Flora und richtete sich auf.
„Ja, klar! Heute ist doch der Drachenwettbewerb!“ Till hoffte, die Kleine damit von Alrick abzulenken, aber sein Versuch schlug fehl.
„Hallo lieber Alrick!“, rief sie und drückte die Dose an ihr Gesicht. „Am liebsten würde ich dich mit in den Kindergarten nehmen!“
„Oh nein!“, rief Till schnell. „Das geht auf gar keinen Fall! Alrick ist unser Geheimnis, verstehst du? Du darfst niemandem etwas von ihm erzählen. Kannst du das?“
„Ja, aber warum denn nicht?“
„Weil … weil es dir sowieso niemand glauben würde! Verrate es nicht, bis wir ihn erlöst haben, dann können wir mit ihm gemeinsam beraten, ob er mitgehen will oder nicht!“ Till hoffte, die Kleine zu überzeugen und er hatte Erfolg.
„Ja, Lilly und Oskar haben mir auch nie geglaubt. Jetzt habe ich Hunger, kommst du mit?“
„Ja klar! Geh schon vor. Oma Gertrude ist bestimmt schon in der Küche. Ich gehe hier oben ins Bad.
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