Das Elfenlicht von Arwarah (German Edition)
Ein Spiegel nützt einem im Dunkeln nämlich nicht viel.“
„Es klang wohl einfacher als es wirklich ist, oder?“
„Na ja, und was ist, wenn der Grindelwarz sich unsichtbar macht, bevor wir ihn mit dem Spiegel bannen? Dann sieht er sich ja nicht! Wirkt der Zauber dann auch?“
„Du meine Güte, Till! Daran haben wir überhaupt nicht gedacht. Wir brauchen definitiv auch ein bisschen Glück!“
„Ein bisschen mehr wäre mir lieber!“
„Wie groß ist der Grindelwarz eigentlich und wie stark?“, fragte Lilly leise. „Kann er uns was tun?“
„Ich habe keine Ahnung! Ich hab nur meine Lampe verschwinden sehen, aber der Spalt war nicht wirklich groß.“
„Also gut, was brauchen wir alles? Den Spiegel, Taschenlampen, Kerzen, Salz und Schokoladentaler.“
„Die Taler oder etwas Ähnliches bekomme ich bestimmt im Werksverkauf der kleinen Schokoladenfabrik.“
„Und ich bring’ Salz und Kerzen vom Supermarkt mit. Taschenlampen haben wir im Haus. Dann lass uns jetzt schlafen! Ich muss morgen früh raus. Noch drei Tage bis zu den Herbstferien!“
„Gute Nacht! Ach … und Lilly?“
„Ja?“
„Ich bin froh, dass du uns erwischt hast!“
„Danke! Hier nimm Alrick mit ins Jungszimmer! Mir ist nicht ganz klar, wie gut er in diesem Zustand sehen kann, und ich möchte mich morgen früh gern unbeobachtet anziehen.“ Grinsend reichte sie Till die silberne Dose und er glaubte, ein leichtes Bedauern auf den zarten Zügen des Flötenspielers zu sehen.
Den Almanach auf den Knien hatte es sich Till auf dem Balkon gemütlich gemacht, und während er die spannende Lektüre über Feen und Elfen las, sah er von Zeit zu Zeit zum Tor, in der Hoffnung, Lilly würde hereinkommen.
Den leichten Teil hatte er bereits erledigt. Die Eintrittskarten und die Schokoladentaler waren gekauft. Hoffentlich klappte alles! Nicht, dass er das Abenteuer fürchtete, nein, aber der Ärger, den Tante Lucie und Onkel Phil bekommen würden, wenn die Sache misslang, der bereitete ihm arge Kopfschmerzen.
Till betrachtete die verschiedenen Abbildungen von Elfen und fand, dass sie Alrick nicht sonderlich ähnlich waren. Gut, er hatte den jungen Elfen noch nicht leibhaftig gesehen, aber sein durchsichtiges Abbild war groß, schlank und anmutig gewesen. Sein Gesicht war fein, aber nicht mädchenhaft. Die Nase kühn und gerade, die Augenbrauen energisch geschwungen und natürlich hatte Till ab und an die spitzen Ohren durch das lange Haar blitzen sehen. Gerade las Till einen Abschnitt über den Mut und die Kühnheit der Elfen, als Lilly winkend am Tor erschien. Triumphierend schwenkte sie eine Beuteltasche in die Höhe, was wohl so viel wie „Ich habe alles bekommen“ heißen sollte.
Till klappte das Buch zu und eilte ihr entgegen.
„Hi! Alles klar bei dir?“, flüsterte Lilly, während sie ihren Rucksack absetzte. „Ja, ich hab’ die Karten. Die letzte Führung ist um halb sechs. Schokotaler habe ich auch und noch 'nen Beutel voller Kugeln, die in buntes Silberpapier gewickelt sind!“
„Prima, ich habe zwei große Schachteln Salz. Das teure, man weiß ja nie! Und Kerzen. Vier große und einen Beutel Teelichter.“
„Ah, da seid ihr ja!“ Oma Gertrude hatte ihre Stimmen gehört. „Oskar hat angerufen, er kommt heute nicht zum Essen. Also sagt Bescheid, wenn ihr so weit seid!“
„Na wenn’s nach mir geht, dann können wir gleich essen. Ich habe einen Mordshunger!“, sagte Lilly und folgte ihrer Großmutter in die Küche. „Was gibt’s denn Gutes?“
V.
Huckeduûster Grindelwarz
Die Zeit bis zur Führung schien unendlich langsam zu verrinnen. Sowohl Till als auch Lilly hatten ein schlechtes Gewissen, Oma Gertrude zu hintergehen, besonders weil sie ihr angesehen hatten, wie sehr sie sich darüber freute, dass die beiden Kinder etwas Gemeinsames unternahmen. Kurz bevor sie sich auf den Weg machten, überprüften sie noch einmal die Liste der mitzunehmenden Dinge und waren heilfroh, an Streichhölzer und vor allem an Alricks silberne Dose gedacht zu haben.
„Du meine Güte, wir sind vielleicht Helden. Beinahe hätten wir die Hauptperson vergessen.“
„Ja, wir sollten unseren Grips zusammennehmen! Hast du dich warm genug angezogen?“
„Zwei Pullover übereinander und die Jacke, das müsste doch genügen!“
„Na dann los!“
Sie verabschiedeten sich von Oma Gertrude und von Flora, die aber kaum Notiz von ihnen nahm, da sie gerade aus ihrem Lieblingsmärchenbuch vorgelesen bekam. Schweigend gingen die
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