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Das Elfenlicht von Arwarah (German Edition)

Das Elfenlicht von Arwarah (German Edition)

Titel: Das Elfenlicht von Arwarah (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Schieferdecker
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jederzeit zu ihren Gräbern gehen konnte und jetzt, da er hier stand, begann er langsam zu begreifen, wie recht sie damit hatten. Das Wenige, das er noch tun konnte, konnte er nur von hier aus tun.
    Till nahm Lilly die schwere Gießkanne aus der Hand und half ihr, die Vasen mit frischem Wasser zu füllen, während Oma Gertrude die welken Blüten aussortierte.
    „Mama, Papa, es geht mir gut!“, begann er ein stilles Zwiegespräch. „Ich war krank, aber das ist schon so gut wie vorbei. Etwas ganz Außergewöhnliches ist mir begegnet, etwas, das man mit Worten nicht erklären kann! Ach, ich wünschte so sehr, ich könnte es euch zeigen! Aber vielleicht ist das gar nicht nötig?“, grübelte er weiter. „Wenn es Feen und Elfen in einer anderen Welt gibt, wieso nicht auch das Paradies für die Verstorbenen?“ So viel war Till auf einmal klar: Nur ein bisschen an die Anderswelt glauben, das geht nicht. Hier heißt es entweder ganz oder gar nicht und er hatte sich in diesem Augenblick für ganz entschieden!

    Im Kindergarten herrschte ein lustiges Tohuwabohu. Schon von der Straße aus war der Spaß nicht zu überhören. Kaum war Till hinter Lilly und Oma Gertrude in den großen Garten getreten, rannte Flora herbei und sprang in seine Arme.
    „Wir haben gewonnen! Wir haben eine Medaille gewonnen! Du und ich!“ Sie hüpfte im Kreis um den verlegenen Till herum und wirbelte eine selbst gebastelte Silbermedaille um ihren Finger. Im Nu kamen auch die anderen Kinder herbei und Till wurde von der freundlichen Erzieherin begrüßt.
    „Hallo Till, ich bin Sabine, eine Schulfreundin deines Vaters. Du hast offenbar sein Konstruktionstalent geerbt, denn Floras Drachen war der Einzige, der geflogen ist. Eigentlich hätte er den ersten Platz verdient, aber die Kinder haben sich für einen Spongebob-Drachen entschieden. Nun ja, was soll man sagen?“
    „Wirklich?“ Till, den die Erwähnung seines Vaters diesmal eher stolz als traurig machte, war ehrlich überrascht. „Na ja, so ein Spongebob-Drachen ist natürlich nicht zu verachten. Der zweite Platz ist ein guter Platz, nicht wahr Flora? Da sind wir beide mächtig stolz!“
    Obwohl es Till drang, seine Lektüre über Feen und Elfen fortzusetzen, waren sie gezwungen, noch eine Weile im Kindergarten zu bleiben. Oma Gertrude, die eine gute Beobachterin war, bemerkte mit innerer Freude, wie Till nach und nach auftaute und sich sogar fachmännisch mit Lilly über Drachen und Ballons unterhielt.
    Der Nachmittag verging wie im Flug und die Sonne war bereits rot, als die vier nach Hause gingen.

    Mit geschlossenen Augen wartete Till darauf, dass Oskar endlich das Licht im Zimmer löschte. Es war bereits nach 23 Uhr und die Zeit drängte. Er hatte seinen MP3-Player unter der Bettdecke angeschlossen und die harten Rhythmen von „Heaven Shall Burn“ hielten ihn wach. Endlich überzeugte ihn das gleichmäßige Heben und Senken von Oskars Rücken, dass er eingeschlafen war. Als die Zeit gekommen war, nahm er die silberne Dose vom Stuhl und schlich in sein eigenes Zimmer. Er ließ sich im Schneidersitz auf dem Teppich nieder und stellte das Gefäß vor sich in den hellen Lichtkegel des Mondes, der zum Fenster hereinschien. Obwohl ihn keiner hören konnte, fühlte er sich ein wenig beschämt, als er den Zauberspruch aufsagte.
    „Torwächter vom Feenland,
    Farzanah dich ans Silber band,
    ohne deiner Flöte Lied,
    kein Mensch das Feenland mehr sieht …“
    Diesmal ging alles wie von selbst. Kaum hatte er den letzten Satz beendet, als Alrick im durchscheinenden Silber vor ihm stand und seine steifen Glieder reckte.
    „Beim allmächtigen Feenzauber, du hast Wort gehalten, Erdenmensch!“
    „Hast du denn daran gezweifelt?“
    „Entschuldige, aber die letzten Jahre waren nicht gerade erbaulich. Man wird ein wenig wunderlich, wenn man zu lange auf eine silberne Dose gebannt ist.“ Grinsend ließ er sich neben Till auf dem Teppich nieder. „Und Till, was hast du herausgefunden?“
    Er sah Till so erwartungsvoll an, dass dieser sein Vorhaben, die gute Nachricht auszukosten, sofort fallen ließ.
    „Ich habe ihn gesehen!“, sprudelte er hervor. „Oder besser gesagt, ich habe ihn gehört!“
    „Na was denn nun? Bist du dir auch wirklich sicher?“
    „Aber ja!“ Vor Aufregung vergaß Till die Stimme zu senken und ehe die beiden wussten, wie ihnen geschah, stand Lilly im Zimmer! Ihre Augen waren so groß wie Untertassen und entgegen ihrer sonstigen Art hatte es ihr gründlich die Sprache

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