Das Elfenlicht von Arwarah (German Edition)
Außenveranda, die breit und einladend um das ganze Haus herumführte, erreichte man als Nächstes eine kleine, gemütliche Küche. Sie war zweckdienlich mit gezimmertem Mobiliar ausgestattet und erinnerte die Kinder an ein Gartenhäuschen. Auffällig war, dass es weder Herd noch Ofen gab, was die Vermutung aufkommen ließ, dass die Elfen sich lieber am offenen Lagerfeuer trafen, an dem sie in geselliger Runde ihre Mahlzeiten bereiteten und einnahmen.
„Ihr glaubt nicht, was ich noch entdeckt habe!“, rief Till plötzlich aus dem hintersten Winkel des Hauses. Dem Klang seiner Stimme war zu entnehmen, dass es etwas Lustiges war, denn er konnte sich das Lachen kaum verkneifen.
„Was denn? Spann uns doch nicht so auf die Folter!“
„Ich präsentiere: das höchste Plumpsklo, das ich je gesehen habe!“
Lilly und Flora blickten durch die offene Tür in den kleinen Raum hinein.
„Äußerst praktisch! Trotzdem, das höchste ist es nicht! Ich kenne ein höheres!“
„Ach komm! Wo soll das denn sein? Du willst nur nicht zugeben, dass ich recht habe!“
„Nein, wirklich! Es gehört zur Türmerwohnung von Sankt Johannes, unserer evangelischen Kirche in Saalfeld. Aber einerlei, gut zu wissen, dass man im Dunkeln nicht die Strickleiter hinunter muss!“
„Dort ist noch eine Tür! Wohin führt sie?“, rief Flora und rannte darauf zu. „Bestimmt ist dort das Wohnzimmer. Die Elfen müssen doch auch ein Wohnzimmer haben.“
Aber hinter der Tür befand sich lediglich so etwas wie eine Abstellkammer, in der die Elfen normalerweise ihre Vorräte und andere Dinge zum täglichen Gebrauch aufbewahrten.
„Das gibt’s doch nicht!“, sagte die Kleine enttäuscht. „Sie haben kein Wohnzimmer! Wo feiern sie denn Geburtstag oder Weihnachten?“
„Wir wissen nicht, ob die Feen und Elfen das überhaupt feiern, aber wenn, dann gehen sie in ihr grünes Wohnzimmer!“, antwortete Till diplomatisch. „Errätst du, was ich meine?“
„Ja!“, rief Flora und rieb sich müde die Augen. „Den Wald!“
„Richtig! Aber Neugierde hin oder her. Ich würde sagen, alles andere hat Zeit bis morgen. Dir fallen schon die Augen zu und ich kann nicht leugnen, dass es mir ebenso geht. Lasst uns schlafen gehen!“
Die Kinder nahmen die magische Fackel und kehrten ins Schlafzimmer zurück.
„Willst du wirklich mit Alrick zusammen schlafen?“, fragte Lilly, während sie der todmüden Schwester beim Ausziehen half. „Oder wollen wir ein Jungs- und ein Mädchenzimmer machen?“
„Bleib du bei mir! Du und Brumm. Aber du musst jetzt auch ins Bett kommen. Ich will nicht allein sein!“
„Ja, klar! Wohin sollte ich schon gehen, hier, mitten im Wald?“
„Gute Nacht, Lilly! Gute Nacht, Till!“ Die Kleine kuschelte sich fest an Brumm, der überaus zufrieden aussah und war schon im selben Augenblick eingeschlafen.
„Eigentlich war sie heute gar nicht nörgelig!“, dachte Lilly und deckte ihr Bett auf. „Hat sich tapfer gehalten. Ich hoffe nur, es geht so weiter!“
Sie zog ihren Schlafanzug aus dem Rucksack, entschied sich aber dann, lieber in Jeans und Pulli zu schlafen. Nein, sie traute dem Frieden der Taurih nicht. Besser, man wäre auf der Hut. Wenn Alrick nur schon wieder bei ihnen wäre. „Ich gehe und schau mal nach, ob er kommt!“, dachte Lilly und schlich auf Zehenspitzen in Tills Zimmer.
„Schläfst du schon?“, flüsterte sie in den halbdunklen Raum. Die magische Fackel hatten sie in die Halterung auf der Veranda gesteckt. „Till?“ Keine Antwort. Das Zimmer war leer. „Wo steckte der nun wieder? Auf dem Klo?“
Lilly ging nach draußen und zog die Jacke fester um die Schultern. War es die Müdigkeit oder die Nachtkälte, die sie so frösteln ließ? So spät war es doch noch gar nicht, wie ihr ein kurzer Blick auf ihre Armbanduhr verraten hatte. Erst kurz nach zehn.
Lillys Augen versuchten, die Dunkelheit zu durchdringen. Wald und Wiese lagen in friedlichem Schlummer. Der Himmel war hoch und voller Sterne. Irgendwo klagte ein Käuzchen und Fledermäuse gaukelten durch die klare Nacht. In der Ferne schimmerte das kalte Licht der magischen Fackeln durch das dichte Laub der Bäume, aber von den Baumhäusern oder den Taurih selbst war nichts zu sehen oder zu hören. „Was werden sie Alrick wohl fragen? Mir ist nicht wohl bei der ganzen Sache, aber was hilft’s. Ich kann nur warten.“
„Till!“, rief Lilly leise. „Wie lange brauchst du denn noch?“
„Gar nicht!“, kam die prompte Antwort, aber nicht
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