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Das Elfenportal

Titel: Das Elfenportal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
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war das Einzige, woran Apatura denken konnte, und das in einer Situation, in der er über ein Dutzend Dinge zugleich nachzudenken gehabt hätte. Das Reich steuerte immer rascher auf die gefährlichste Krise seiner Geschichte zu – und sein Herrscher hatte die Gedanken nicht beieinander.
    Aber genau das wollte Hairstreak vermutlich bezwecken. Apatura hatte nicht den geringsten Zweifel daran, dass Lord Hairstreak hinter der ganzen Sache steckte, wenngleich er es bis jetzt noch nicht beweisen konnte. Er wusste zwar nichts über Hairstreaks Absichten, aber das Geschehene trug eindeutig seine Handschrift. Es stand inzwischen zweifelsfrei fest, dass das Portal des Hauses Iris sabotiert worden war und dass das Ziel einer solchen Sabotage nur Pyrgus’ Tod sein konnte. Welchen Nutzen Pyrgus’ Tod für Hairstreak haben mochte, war noch unklar, aber die ausgeklügelte Planung durch jemanden, dessen Arm bis in den Palast reichte, machte deutlich, dass hier keine Anfänger am Werk waren. Dazu brauchte es Mittel, über die allein Hairstreak verfügte. Und es ließ vermuten, dass Hairstreak größere, bösere Pläne verfolgte.
    Dazu brauchte es einen Verräter.
    Ohne einen Verräter hätte es nicht zu einer Sabotage des Portals kommen können. Der Leitende Ingenieur wusste inzwischen genau, was passiert war, wenn er auch noch nicht in der Lage war, etwas über Pyrgus’ Verbleib zu sagen. Die Sabotage hatte Finesse und eine geschickte Hand verlangt. Es musste also jemand in den Palast geschmuggelt worden sein, der sich auskannte – und auf den zugleich kein Verdacht fiel.
    Aber das war erst die halbe Operation. Der andere Teil des Plans hatte darin bestanden, Pyrgus zu vergiften. Und zwar genau zur rechten Zeit – wenn man ihn an einen Ort hatte verschwinden lassen, wo es keine Rettung gab. Das bedeutete Zugang zu Lagerräumen, Wissen über Impfstoffe und exakte Zeitplanung, denn der Medizinpriester, der die Impfung durchführte, hätte jede von einem Dutzend Ampullen auswählen können. Tatsächlich war das Ganze mit einer solchen Perfektion durchgeführt worden, dass Apatura sogar der Gedanke kam, ob überhaupt jemand von außen hinter der Sache steckte. War es nicht denkbar, den Kreis der Verdächtigen um Leute aus den eigenen Reihen zu erweitern?
    Die Palastwache ging bereits von dieser Annahme aus. Apatura selbst war sich da nicht so sicher, wollte es vielleicht nicht wahrhaben, denn was ihm Sorgen bereitete, war das Ausmaß des Verrats. Wer immer beteiligt war, musste sich frei im Palast bewegen können, auch in den Sicherheitsbereichen. Das bedeutete, es musste sich um jemanden aus den oberen Rängen handeln. Der Palast beherbergte einen hochrangigen Verräter. Diese Vorstellung gefiel Apatura ganz und gar nicht.
    Der Filter war inzwischen repariert worden. Das hatte sich als relativ leicht erwiesen. Der Leitende Ingenieur hatte außerdem versichert, dass das eigentliche Portal binnen Stunden wieder gefahrlos benutzt werden konnte. Aber zuerst mussten sie herausfinden, wohin Pyrgus geschickt worden war. Solange diese Analyse nicht abgeschlossen war, blieb die Anlage teilweise demontiert.
    Zwei uniformierte Wachen nahmen zackig Haltung an, als Apatura aus dem Schacht trat und sein Gurtzeug abstreifte. Sie fielen in seinen Schritt mit ein, als er den grell ausgeleuchteten Gang hinunterging. Normalerweise hätte er sie mit einer Handbewegung entlassen – er hatte nie viel für Förmlichkeiten übrig gehabt –, aber nun schien ihm sogar diese kleine Mühe zu viel. Abgesehen davon benötigte er ja vielleicht wirklich ihren Schutz. Wenn vor seinen Augen der eigene Sohn vergiftet werden konnte, was war dann im Palast noch alles möglich?
    Die zwei Wachen vor der Kommandozentrale öffneten Apatura sofort die Tür und er trat ein. Er hatte Angst vor dem, was ihn erwarten mochte.
    Wie so viele Bereiche des Palastes in diesen Tagen war die Kommandozentrale der reinste Bienenstock. Die Reihen von Kristallkugeln waren direkt mit den Spionagekameras des Kaiserlichen Geheimdienstes verbunden worden, so dass sämtliche Bilder sekündlich aktualisiert wurden. Im Zentrum des Raumes befand sich der gewaltige Planungstisch, auf dem sich das gesamte Herrschaftsgebiet des Reiches darstellen ließ, bei Aufsagen des entsprechenden Zauberspruchs auch dreidimensional. Im Augenblick zeigte er nur einen Teilausschnitt des Reiches, der durch die indigofarbenen Markierungsfähnchen als Nachtseite erkennbar war. Junge Frauen eilten zwischen den

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