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Das Elfenportal

Titel: Das Elfenportal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
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Fahrer. Wenn er nicht gerade gesessen hat.«
    »Sie meinen, Bernie hat den Fluchtwagen gefahren?« Henry konnte es nicht fassen.
    »Ein großartiger Fahrer«, sagte Fogarty. »Weißt du, was einen großartigen Fahrer ausmacht, Henry?«
    »Nein«, sagte Henry. Obwohl er das unter diesen Umständen wohl besser rasch herausfand.
    »Diskretion und Unauffälligkeit«, erklärte Fogarty. »Er darf keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Bernie besorgt sich einen alten Wagen ohne besondere Auffälligkeiten – einen Ford meistens, wegen der Zuverlässigkeit –, fährt nie zu schnell, blinkt beim Abbiegen, zeigt anderen Autofahrern nie den Stinkefinger, sagt nie ein lautes Wort, ist die Höflichkeit in Person. Ihn kann kein Bulle aus der Ruhe bringen. Obwohl er ordentlich auf die Tube drücken kann, wenn es drauf ankommt. Er hat uns manchmal ganz schön durchgeschüttelt, wie in Die Straßen von San Francisco. Wir haben ihn deswegen immer verscheißert danach, die Jungs und ich.«
    »Welche Jungs?«, fragte Henry schnell.
    »Ich hatte eine Bande«, sagte Mr Fogarty. Er sah Henrys Gesichtsausdruck und fügte hinzu: »Bin natürlich schon seit Jahren aus dem Geschäft. Bernie ebenfalls, obwohl er jünger ist. Aber er ist nach wie vor der Beste für diesen Job. Jemand anderem würde ich Pyrgus und dich nie anvertrauen.«
     
    Es war schon merkwürdig, so früh an einem Sonntag durch die Stadt zu fahren: die Geschäfte geschlossen, die Straßen leer. Bernies Monolog über Autos war inzwischen übergegangen zum Thema, wie Amerikaner ihren Tee verhunzen, und ließ alles nur noch unwirklicher erscheinen.
    Pyrgus sah ein bisschen angespannt aus, als ob er Kopfschmerzen hätte, aber das kam vielleicht daher, dass er noch nie Auto gefahren war. (»Wo sind die Pferde?«, hatte er beim Einsteigen gefragt.) Henry war gespenstisch ruhig. Das Wissen über Mr Fogartys frühere Karriere hatte sein Gehirn irgendwie überlastet und nun versank er in einer Stumpfheit, die schon etwas Friedliches hatte.
    Sie kamen etwas, aber nicht viel später als geplant bei Henrys Schule an. Das Schulgebäude lag ein Stück von der Straße weg hinter einer hohen Mauer. Das Eingangstor war geschlossen.
    »Fahren Sie um die Ecke«, wies er Bernie an. »Da ist eine Parkbucht.«
    Bernie, der ihnen seit mindestens drei Minuten keinen Vortrag mehr gehalten hatte, gehorchte. Als das Auto stand, nahm Henry die Sache in die Hand: »Wir steigen hinten über die Mauer. Da ist sie ziemlich niedrig und es stehen überall Bäume – da klettern ständig Schüler rüber. Aber ich hab keine Ahnung, wie lange es dauern wird, ins Gebäude reinzukommen.«
    »Spielt keine Rolle«, sagte Bernie. »Ich warte. Hast du Alans Liste?«
    Henry klopfte sich auf die Hosentasche. »Ja.« Die Liste war gar nicht so lang, und die Bauteile waren Gott sei Dank so klein, dass es keine Probleme beim Wegtransportieren geben dürfte. Jetzt, wo es ernst wurde, war das mulmige Gefühl weg, als hätte jemand einen Schalter in seinem Magen umgelegt. Hoffentlich blieb es weg, bis sie das alles hinter sich hatten. Pyrgus sah auch ganz entspannt aus, aber der machte so etwas wahrscheinlich öfter. Er schien in seiner Welt ein sehr aufregendes Leben geführt zu haben.
    »Lasst euch Zeit«, riet Bernie. »Wer hetzt, macht Fehler. Viel Glück.« Er wandte sich ab und starrte durch die Windschutzscheibe, die Hände auf dem Lenkrand, genau wie vorhin vor Mr Fogartys Haus. Aber diesmal, fiel Henry auf, ließ er den Motor laufen.
    Henry und Pyrgus kletterten mühelos über die Mauer. Ein einsames Auto fuhr vorbei, als sie auf der anderen Seite hinuntersprangen, aber Henry war sich ziemlich sicher, dass der Fahrer sie nicht gesehen haben konnte. Sie befanden sich nun zwischen den Bäumen am Rand des Kricketfelds. Dahinter lagen zwei Tennisplätze, und hinter denen wiederum kam die Rückseite der eigentlichen Schule, ein verschachteltes graues viktorianisches Gebäude mit einem Dächergewirr voller Schornsteine, die seit dem Einbau einer Zentralheizung irgendwann in den 1960er Jahren nicht mehr gebraucht wurden.
    »Komm«, sagte Henry.
    Das Physiklabor lag in einem nicht dazu passenden hölzernen Flachbau, der 1999 aus Mitteln einer großzügigen Spende eines ehemaligen Schülers erbaut worden war. Es handelte sich um ein freistehendes, von den übrigen Gebäuden getrenntes Haus mit eigenem Eingang und einer Reihe Fenster, die wenig über Schulterhöhe lagen. Zum ersten Mal kam Henry der Gedanke, dass es durchaus

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