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Das Elfenportal

Titel: Das Elfenportal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
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Kugeln und dem Tisch hin und her und arrangierten die Anordnung der Fähnchen ständig neu. Drei von Apaturas Obersten Militärbefehlshabern waren bereits anwesend. Hinzu kam Torwächter Tithonus.
    Die Militärs nahmen beim Eintreten des Kaisers Haltung an, und Tithonus eilte zu seiner Begrüßung herüber. »Irgendwelche Neuigkeiten?«, fragte Apatura.
    Tithonus runzelte die Stirn. »Ich fürchte, die Lage spitzt sich weiter zu.«
    »Steht ein Angriff bevor?«
    »Möglicherweise.« Tithonus senkte die Stimme. »Irgendetwas Neues von Pyrgus, Majestät?«
    Der Kaiser schüttelte den Kopf. Er ging zu den Kristallkugeln hinüber. Sie zeigten alle aus verschiedenen Perspektiven etwas, das nichts anderes sein konnte als ein Massenaufmarsch der Nachtelfentruppen. Apatura wählte für sich eine niedrige Vogelperspektive und entspannte bewusst seinen Körper. Einen Moment später spürte er den vertrauten Reiz, als die Kugel ihn aufsog.
    Er schaute auf ein riesiges Stadion voller jubelnder Massen hinab. Schwarz uniformierte Truppen marschierten in dichter Formation und bildeten einen von Fackeln erhellten Heerwurm, der sich zum eindringlichen Schlag der Trommeln ins Stadion wand. Die Kontingente an der Spitze trugen das Wappen des Hauses Hairstreak, doch folgten ihnen auch Truppen mehrerer anderer Nachthäuser. Die meisten gehörten der alten Nachtseitenallianz an, aber es schienen sich – und diese Entwicklung war Besorgnis erregend – noch weitere Häuser angeschlossen zu haben. Lord Hairstreak erfreute sich offenbar zunehmender Beliebtheit.
    Durch die Aktualisierungen im Sekundenabstand wirkte die Szene abgehackt und unwirklich. Apatura sah mit wachsendem Unbehagen zu. Die marschierenden Soldaten erinnerten an Roboter mit grimmigen Gesichtern, ihre starre Disziplin wirkte bedrohlich. Sie teilten sich in mehrere Züge auf, und mitmarschierende Zauberer veränderten die Farben der Fackeln jedes Zuges, so dass sie einen Regenbogen bildeten. Die Farben wirbelten und tanzten, als die marschierenden Züge sich in atemberaubender Geschwindigkeit zu einem lebenden Wappen des Hauses Hairstreak formten. Die Trommelschläge erreichten einen Höhepunkt, als Scheinwerfer einen einzelnen Mann auf dem Podium hervorhoben.
    Die Soldaten blieben stehen, die Trommeln verstummten, über den gewaltigen Massenaufmarsch legte sich Schweigen. Einen Moment später erhob der Mann die Stimme. Seine Worte wurden mit Hilfe von Verstärkungszauber durch das Stadion getragen: »Sehet«, sagte er bedeutungsvoll, »sehet die Macht der Nachtelfen. Mögen unsere Feinde sich in Acht nehmen!«
    Apatura dachte kurz, dass es sich um Black Hairstreak persönlich handelte, aber dann ging ihm auf, dass es Hamearis war, der Herzog von Burgund, Hairstreaks engster Verbündeter. Er gab in der Öffentlichkeit ein eindrucksvolleres Bild ab, und er war ein wesentlich besserer Redner als Hairstreak. Wahrscheinlich war das der Grund dafür, dass er nun das Wort an die Menge richtete. Aber es gab auch noch eine andere Möglichkeit. Hamearis war in letzter Zeit bei den Verhandlungen in die vorderste Reihe gerückt. Sein Auftritt auf dem Podium konnte durchaus auch als Signal gemeint sein: Nehmt mich ernst, oder es wird euch Leid tun!
    Apatura hatte nicht den geringsten Zweifel, dass diese Kundgebung für seine Augen bestimmt war. Für ihn und für möglichst viele seiner Untertanen. Es hatte zwar keine öffentliche Ankündigung stattgefunden, aber ebenso wenig hatte man sich auch nur in Ansätzen um Geheimhaltung bemüht: Einige wenige vergleichsweise einfache Zauber hätten genügt, die meisten Kameras des Kaiserlichen Geheimdienstes zu enttarnen, einige weitere, sie sogar außer Gefecht zu setzen. Und doch waren alle unversehrt. Das ließ nur einen Schluss zu.
    Apatura zog sich zurück. »Sehr beeindruckend«, sagte er trocken. »Und was geht hier wirklich vor?«
    Tithonus winkte einem der Techniker, und sofort verschwand der Aufmarsch von den Kugeln und wurde durch eine weniger spektakuläre, aber weitaus bedrohlichere Szenerie ersetzt. Nur einer der Zwillingsmonde des Reiches war aufgegangen, und alles war in ein diffuses Licht getaucht, so dass Apaturas Augen sich erst darauf einstellen mussten.
    Diesmal wählte er wieder eine erhöhte Perspektive: Er stand auf einem Hügel und schaute auf eine grasbewachsene Ebene hinunter. Das Bild kam von einer der neuen S7-Spionageeinheiten, die praktisch nicht zu enttarnen waren, mit welchem magischen Aufwand auch immer.

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