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Das Elixier der Unsterblichkeit

Das Elixier der Unsterblichkeit

Titel: Das Elixier der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabi Gleichmann
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Schloss erweitert und im Empirestil umgestaltet. Die Wiedereinweihung fand im April 1824 in Anwesenheit des Kaisers statt.
    Es war das große Ereignis des Jahres in der Wiener Gesellschaft, in den geschichtsträchtigen Sälen herrschte ein dichtes Gedränge vornehmer Leute. Im Spiegelsaal erklärte Heindrich, dass die einst so verstaubten Dachböden nächtens von den Geistern früherer Generationen heimgesucht worden wären. Doch er beruhigte die Gäste und fügte hinzu, während er an seinen toten Vater dachte, er bürge dafür, dass es auf Biederhof nie wieder spuken würde. Einige jüngere herausgeputzte Damen, die sich angesichts all der Porträts von Ahnen in Uniform ein wenig zu langweilen schienen und einander mit Hofklatsch unterhielten, kicherten laut. Dann wanderte die Gesellschaft weiter zum Speisesaal, wo ein erlesenes Büffet serviert wurde. In der ausgelassenen Stimmung hielten sich alle für geistreich und sprachen unverdrossen dem Champagner zu. Der Kaiser gab den Ton an, als man gemeinsam auf die Erfolge der Familie Biederstern anstieß.
    Den Umbau von Biederhof hatte Heindrich bis in die kleinste Einzelheit selbst geplant. Er ließ sich nicht vom Biedermeierstil seiner Zeit beeinflussen, sondern erwies sich als ein sowohl praktischer wie auch mit einem auffallenden Schönheitssinn ausgestatteter Amateurarchitekt. Das monumentale Schloss war einzigartig in der europäischen Baugeschichte des frühen 19. Jahrhunderts, nicht zuletzt deshalb, weil der Bauherr keine Kosten scheute, seine Pläne zu realisieren.
    Heindrich hegte großartige politische Ambitionen, und das Schloss bildete den Mittelpunkt seines Strebens. Der Kaiser kam häufig zu Besuch, und es war kein Geheimnis, dass Seine Majestät die politische Karriere des Prinzen förderte. Zu den regelmäßigen Besuchern gehörten auch Erzherzog Karl, Erzbischof Braunschweig und der mächtigste Politiker des Landes, Fürst Klemens von Metternich. So ergaben sich für Heindrich zahlreiche Gelegenheiten zu beweisen, dass sein eigener strahlender Stern im Zentrum der Habsburger Dynastie aufging.
    Die Welt der Biedersterns begann mit dem Stammvater Otto, der im Dunkel des frühen 9. Jahrhunderts aus dem Nichts auftauchte. Aus den Legenden kann man erahnen, dass er ein für seine Zeit ungewöhnlich rechtschaffener Mann war, wurde er doch Bieder genannt.
    Somit war dieses Geschlecht tatsächlich zweihundert Jahre älter als sein geliebtes »Ostarrîchi«, wie das Land in dem ersten erhaltenen Dokument aus dem Jahre 996 bezeichnet wird.
    Während des habsburgischen Feldzugs Weihnachten 1276 zog Friedrich Bieder mit seinen Truppen, achthundert tapferen Reitern, über das Großglocknermassiv. Er erlitt Erfrierungen an Händen und Füßen, rettete aber sein Leben, indem er seine Glieder mit warmem Pferdedung massierte. In drei Tagen verlor er im Schneesturm vierhundert Soldaten. Mit schweren Frostschäden stieg er auf der anderen Seite des Massivs ins Tal hinab, überraschte den Feind, der bis auf den letzten Mann abgeschlachtet wurde, und befestigte die Herrschaft des habsburgischen Königs Rudolf im gesamten Reich.
    Für seinen heldenmütigen Einsatz wurde er in den Grafenstand erhoben. Bei dieser Gelegenheit wurde dem Familiennamen auch das Ehrensuffix -stern angehängt.
    Heindrich war stolz auf seinen Familiennamen, der im ganzen Land hohes Ansehen genoss. Im Kreis der Familie brachte er oft seine Überzeugung zum Ausdruck, dass es in ganz Österreich kein Geschlecht gebe, die Habsburger ausgenommen, das vornehmer war und auf der Rangskala höher stand als die Biedersterns. Auf jeden Fall gab es im gesamten deutschsprachigen Mitteleuropa keine andere Familie, die in ihrem Salon ein Porträt eines ihrer Ahnen aufweisen konnte, das von Leonardo da Vinci gemalt worden war.
FRÜHER LIEBESSCHMERZ
    Albertina Esterházy war Heindrichs große Liebe. Sie waren sich in ihrer frühen Kindheit begegnet und hatten sich heimlich verlobt. Jeder wollte des anderen Lebenssinn und Lebensinhalt sein. Sie waren Zwillingssterne, die einander entgegenleuchteten, um schließlich miteinander zu verschmelzen. Ihre Liebe fand jedoch keine Erfüllung.
    Albertinas Vater, Prinz Paul Albert IV., schlug sich ständig mit wirtschaftlichen Problemen herum. Unter seinen aristokratischen Freunden wurde er Tölpel-Palle genannt, denn er erbrachte stets aufs Neue Beweise eines törichten Leichtsinns, vor allem lebte er unentwegt über seine Verhältnisse.
    Um einen großen Wechsel einlösen

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