Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Elixier der Unsterblichkeit

Das Elixier der Unsterblichkeit

Titel: Das Elixier der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabi Gleichmann
Vom Netzwerk:
zu können – der barsche Gläubiger, ein Emporkömmling ohne Respekt vor der Obrigkeit, drohte damit, ihn in den Konkurs zu treiben –, versprach der Prinz, seine Tochter mit Mattias Schwarzenberg zu verheiraten, dem ältesten Sohn der wohl vermögendsten aristokratischen Familie des Reichs. Natürlich ohne zu fragen, was Albertina von der Sache hielt.
    Albertina weinte, verwünschte ihren Vater und beschuldigte ihn der Herzlosigkeit. Sie wollte von einer Heirat nichts wissen und weigerte sich, Mattias zu treffen. Der Prinz erklärte, Mattias sei eine phantastische Partie, und alles würde sich aufs glücklichste regeln. Aber Albertina stellte sich taub und wurde auch nicht hellhöriger, als der Vater darauf hinwies, dass der junge Schwarzenberg in wenigen Jahren ein Schloss und ausgedehnte Ländereien in Böhmen erben würde.
    »Reichtum interessiert mich nicht, Vater. Mein Herz gehört Heindrich Biederstern«, gestand sie schluchzend.
    Der Prinz erklärte, es sei leider nicht die Liebe, auf die sich Familien, Reichtümer oder Staaten gründeten. »Überlasse es mir, zu erkennen, was für dich das Beste ist«, sagte er mit dem unnachahmlichen Tonfall von Überlegenheit, der sein einziges Talent war. »Außerdem habe ich mein Ehrenwort gegeben. Mattias’ Vater und ich sind übereingekommen, dass die Hochzeit im Juli stattfindet, und er hat mir bereits hunderttausend Schilling bezahlt, um einen Teil meiner Kosten zu decken. Ohne dieses Geld wären wir gezwungen, unser Zuhause, das seit dreihundert Jahren im Besitz der Familie ist, zu verlassen. Du willst doch nicht, dass dein Vater, ein Prinz Esterházy, im Armenhaus landet?«
    Die Nachricht von Albertinas geplanter Hochzeit stürzte Heindrich in einen Abgrund. Er fühlte sich um seine Zukunft betrogen. Dass ein anderer ihm seine Geliebte nehmen könnte, um sie im Namen Gottes und des Heiligen Geistes in eine ungewünschte Ehe zu zwingen, ging über seinen Verstand. Er war davon überzeugt, der einzige Mann auf Erden zu sein, der Albertina glücklich machen würde.
    Er versuchte, die Frage mit seinem Vater zu diskutieren, doch Hugo zu Biederstern ließ sich nicht darauf ein. Der alte Prinz erklärte mit Nachdruck, es sei das Vorrecht der Väter, den Ehemann ihrer Töchter auszuwählen. Es sei undenkbar für einen zu Biederstern, gegen die Sitten und die Praxis, die ihre aristokratische Welt bestimmten, aufzubegehren.
    »Ich kann dir versichern«, fuhr der alte Prinz mit einem Gesichtsausdruck der Missbilligung fort, »dass jeder, der mit unseren Traditionen bricht, nicht sein Gewicht in Pferdemist wert ist.«
    Heindrich war tief enttäuscht über die Grausamkeit des Daseins. Am meisten schmerzte ihn die Tatsache, dass ausgerechnet Mattias Albertina zum Traualtar führen sollte.
    Sein ganzes bisheriges Leben hatte Heindrich im Schatten des jungen Schwarzenberg gestanden. Sein eigener Vater verglich ihn ständig mit dem um einige Jahre älteren Mattias, der von einer mystischen Glorie umgeben schien. Wann immer sich eine Gelegenheit ergab, hob sein Vater Mattias’ Überlegenheit auf allen Gebieten hervor. Der Alte begriff nie, wie quälend dies für Heindrich war. Dies war bemerkenswert, wenn man bedachte, dass Hugo zu Biederstern selbst von seinem Vater auf ähnlich erniedrigende Weise behandelt worden war.
    Heindrich schwor sich, Albertina nie wieder einen Gedanken zu widmen.
    Jahre vergingen, bis er sie wiedersah. Sie stand zusammen mit ihrem Mann, Mattias Schwarzenberg, im Foyer des Hofburgtheaters. Einen kurzen Moment war Heindrich wie gelähmt, dann grüßte er das Paar mit einem kühlen Lächeln. Danach behandelte er sie wie Luft.
    Heindrich sprach Albertinas Namen nie wieder aus. Aber der Verlust seiner großen Liebe an den schlimmsten Konkurrenten seiner Jugend peinigte ihn unaufhörlich und prägte sein Leben. Er führte dazu, wie er einmal seinem Cousin August gegenüber gestand, dass sein Liebesleben abstarb, um Platz zu machen für anderes.
POLITISCHE AMBITIONEN
    Selbstverständlich wurde von dem jungen Prinzen erwartet, dass er sich gegenüber einer Gesellschaftsordnung, die vom Kaiser ausging, loyal verhielt und dazu beitrug, sie zu bewahren. Aber Heindrich hatte entschieden größere politische Ambitionen.
    Hugo zu Biederstern war viele Jahre hindurch der vertraute Ratgeber Seiner Majestät gewesen. In dieser Eigenschaft verkörperte er ein Politikerideal, dem von den Patriziern schon in der römischen Republik gehuldigt worden war: den von der

Weitere Kostenlose Bücher