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Das Elixier der Unsterblichkeit

Das Elixier der Unsterblichkeit

Titel: Das Elixier der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabi Gleichmann
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Pflicht, der Tradition und der Ehre motivierten Aristokraten.
    Heindrich erstrebte politische Ämter aus anderen Gründen: Rache war das niedrige Motiv, das sein Handeln diktierte. Durch heldenmütige Taten für das Vaterland und den Kaiser würde er Mattias Schwarzenberg in den Schatten stellen und Albertina bereuen lassen, sich dem Willen ihres Vaters und der jahrhundertealten patriarchalischen Tradition unterworfen zu haben.
    Während der Feldzüge gegen Napoleon vollbrachte Heindrich, mit einem scharfen strategischen Blick ausgestattet, Großartiges in der dritten kaiserlichen Reiterarmee. Er war ein hervorragender Offizier und stieg rasch in hohe Befehlspositionen auf.
    In der siegreichen Schlacht bei Aspern-Essling vor den Toren Wiens im Mai 1809 trat er auf, als wäre er unverwundbar. Mit heroischem Mut erschlug er mit seinem Säbel zehn Franzosen, die sich an Erzherzog Karl herangeschlichen und ihn umringt hatten. Für seine herausragende Tapferkeit wurde er vom Kaiser dekoriert. Hocherhobenen Hauptes hielt Heindrich eine improvisierte Rede, in der er Seiner Majestät dankte und beteuerte, bis zum letzten Blutstropfen gegen den Feind kämpfen zu wollen. Seine kraftvollen Worte beeindruckten die anwesenden Generäle, und der Kaiser erkannte in diesem jungen Prinzen, dessen Familie immer eng mit den Habsburgern liiert gewesen war, einen unersetzlichen Diener.
    Einige Wochen später, am Tag vor dem schicksalsträchtigen Treffen von Wagram, sah Heindrich in seinem Feldstecher, wie Napoleon ein paar hundert Meter entfernt ausritt, um das Terrain zu erkunden. Er empfand tiefen Abscheu gegenüber dem Emporkömmling, der sich selbst zum französischen Kaiser gekrönt und mit dem Herzog von Enghien eines der letzten Mitglieder des Königshauses Bourbon ermordet hatte, mit dem Heindrichs Mutter entfernt verwandt war. Der kleine Korse bot wahrlich keinen erhebenden Anblick. Dennoch notierte Heindrich in seinem Tagebuch, er habe den Geist der neuen Zeit reiten sehen.
    »Es war eine sonderbare Empfindung«, schrieb er, »ein dem Aussehen nach unbedeutendes Individuum auf einem hohen Ross sitzen zu sehen, wie es in die Welt hinausblickt und sie zu beherrschen sucht.«
    Heindrich erkannte instinktiv, dass Napoleons erfolgreicher Marsch durch Europa den Anbruch einer neuen Zeit markierte. Die feudale Gesellschaft würde aus dem Weg geräumt und durch die individuelle Freiheit, die rechtsstaatlichen und konstitutionellen Regierungsprinzipien und die moderne, auf dem Handel aufbauende Wirtschaft ersetzt werden. Der Weg in die Zukunft war abgesteckt, und Heindrichs Welt lief Gefahr, auf dem Abfallhaufen der Geschichte zu landen. Also beschloss er, mit seiner ganzen Kraft dieser Entwicklung entgegenzuarbeiten. Napoleon musste um jeden Preis besiegt werden.
    Zwei verirrte französische Kugeln stoppten Heindrichs militärische Karriere in der für Österreich so vernichtenden frühen Phase der Schlacht. Eine zerschmetterte sein Knie, weshalb er bis ans Ende seiner Tage leicht hinkte. Die zweite bohrte sich in Höhe der unteren Magenwand in seinen Körper, ohne jedoch größeren Schaden anzurichten.
    Der Arzt schüttelte den Kopf und machte ein bedrücktes Gesicht. Er konnte die Kugel nicht finden und erklärte, sie habe sich irgendwo in Heindrichs Körper versteckt. »Es besteht ein Risiko, wenn auch nur ein kleines, dass die Kugel im Körper des Herrn Leutnant zu wandern beginnt.«
    Heindrich verzog keine Miene. Seine Familie hatte Jahrhunderte hindurch ihr Blut für den Kaiser vergossen, er war Offizier in Österreichs stolzer Armee, er hatte dem Tod auf dem Schlachtfeld mehr als einmal ins Auge gesehen, er hatte nichts zu fürchten.
    Von seinem dreißigsten Jahr an war Heindrich ein herausragender Politiker in der Hauptstadt und verbreitete viel Glanz um sich. Während des Wiener Kongresses 1814, auf dem sein Onkel Fürst von Metternich zwei Kaiser, vier Könige, zahlreiche Erzherzöge und Fürsten empfing, um nach den blutigen Napoleonischen Kriegen eine Machtbalance zu schaffen, hatte Heindrich einen brillanten Auftritt. Er stellte sich vor die versammelten Majestäten, mit geradem Rücken, in tadelloser Uniform, behängt mit hohen Tapferkeitsauszeichnungen und strahlte unerschütterliches Selbstvertrauen aus. Mit seinem schütteren Haar wirkte er älter, als er war, und aus seinen Augen leuchtete die Erfahrung. Seine Botschaft war schonungslos. Er forderte, zur Freude aller im goldenen Festsaal Versammelten, dass die

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