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Das Ende aller Tage

Das Ende aller Tage

Titel: Das Ende aller Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss
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verhärteten, floß neues Blut in ihnen.
    Denn eins der lohnendsten Mittel des immerwährenden Krieges war das System, geschlagene Krieger ins Exil zu schicken, dasselbe System, dem Ishrail zum Opfer gefallen war. Die Verbannten, denen alle Beweise ihres früheren Lebens genommen waren, wurden auf Planeten verbannt, die der Föderation nicht angehörten. Dort mußten sie sich mit dem auseinandersetzen, was die lokale Umgebung ihnen zu bieten hatte.
    Nach einer Dekade wurden jedoch Inspektoren ausgeschickt, die festzustellen hatten, was aus dem Verbannten geworden war. Oft fanden sie, daß er den Tod gefunden hatte; es gab aber auch Fälle, wo der Verbannte sich zum Häuptling eines Stammes oder einer lokalen Gruppe aufgeschwungen hatte. Im ersten Fall war außer den Kosten der Erhebung nichts verloren; im zweiten ließ sich viel gewinnen. Dann konnte man den Eingeborenen helfen, ein Niveau zu erreichen, das sie befähigte, der Föderation beizutreten. Als die Inspektoren nach der vorgeschriebenen Dekade kamen, um über Ishrails Verbleib Nachforschungen anzustellen, fanden sie ihn noch am Leben; die Eingeborenen hatten ihm sogar zu einem geachteten Posten mit hohem Einkommen verholfen.
    Ein Situationsbericht wurde dem galaktischen Hauptquartier eingereicht. Jahre vergingen mit dem Studium von Statistiken und der Beschaffung weiterer Unterlagen. Als die Erde in die Föderation aufgenommen wurde, war Ishrail tot.
     
    *
     
    Der Ozean atmete gleichmäßig und sacht, ein schlafender Riese, als die ersten Lemminge ihn erreichten. In der weiten, ruhigen See gab es nichts Bedrohliches, doch die vordersten Tiere verhielten am Rand des Wassers und schienen unschlüssig umherzublicken. Dann wurden sie von der nachdrängenden Kolonne vorwärtsgestoßen. Die kleinen Wellenausläufer umspülten ihre Pfoten, und die Berührung des Wassers schien in den kleinen Tieren eine Schicksalsergebenheit auszulösen. Kräftig schwimmend stießen die Leittiere der Kolonne vom Strand ab. Alle übrigen Lemminge folgten ihnen, und bald waren nur noch ihre Köpfe über dem Wasser zu sehen. Ein menschlicher Beobachter hätte gefragt: Welchem Ziel glauben die Lemminge zuzuschwimmen? Für welche große Illusion sind sie bereit, ihr Leben wegzuwerfen?
     
    *
     
    Farro Westerby stand am Bugfenster seines Wassertaxis, starrte nach vorn und ignorierte den lebhaften Verkehr auf dem Wasser. Seine beiden Gesinnungsfreunde – Isolationisten wie er – hielten sich schweigend im Hintergrund. Farros Augen beobachteten eine Gruppe von Gebäuden am linken Flußufer. Als das Wassertaxi anlegte, ging Farro als erster an Land. Ungeduldig wartete er, daß einer seiner Gefährten die Überfahrt bezahle.
    »Wunderbar, was?« sagte der Taxifahrer und nickte den seltsamen Gebäuden zu. »Ich kann mir nicht vorstellen, daß wir jemals so etwas zustandebrächten.«
    »Nein«, sagte Farro Westerby kurz, drehte um und ging seinen Freunden voraus.
    Sie waren in einem Teil der Hauptstadt an Land gegangen, der Horby-Insel genannt wurde. Die Insel lag im Regierungsviertel von Neu-Union und war vor einem Jahr zum größten Teil der galaktischen Föderation zur Verfügung gestellt worden. Seitdem hatten die Ankömmlinge das Gesicht des Ortes verändert. Sechs ihrer großen, unsymmetrischen Gebäude waren bereits fertiggestellt. Das siebente war noch in Bau; es würde das neue Weltwunder vollkommen machen.
    »Wir werden hier auf Sie warten, Farro«, sagte einer der beiden Männer und streckte seine Hand aus. »Viel Glück beim galaktischen Minister. Als der einzige Isolationist mit fundierten Kenntnissen der galaktischen Sprache sind Sie der beste Mann, um unsere Sache überzeugend zu vertreten.«
    Farro dankte ihm und drückte die dargebotene Hand. Der zweite Begleiter, ein gebeugter Siebziger mit fistelnder Altmännerstimme, packte Farros Arm.
    »Der Fall ist klar genug«, sagte er mahnend. »Diese Fremden behaupten, sie böten uns die Föderation aus purer Uneigennützigkeit an. Die meisten Leute schlucken das, weil sie glauben, die Errungenschaften der Erde müßten überall in der Föderation als wertvoller Aktivposten zu Buch schlagen. Das mag sein. Aber wir Isolationisten sehen weiter. Wenn eine technisch höherstehende Rasse eine geringere mit offenen Armen aufnehmen will, dann muß noch ein Hintergedanke dabei im Spiel sein. Wenn Sie aus diesem Minister Jandanagger irgendeine Andeutung herausholen können, welcher Art dieser Hintergedanke ist, haben Sie Ihre Sache mehr

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