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Das Ende aller Tage

Das Ende aller Tage

Titel: Das Ende aller Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss
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dem von einem Missionar erklärt wird, sein ganzes bisheriges Leben sei sündhaft, und er solle Kleider tragen.«
    Jandanagger lächelte. »Trösten Sie sich damit, daß diese Analogie falsch ist«, sagte er. »Sie verlangen die Kleider selber. Und wenn Sie sie erst tragen, werden Sie sicherlich den guten Schnitt bewundern. Machen Sie nicht ein so fassungsloses Gesicht, Herr Westerby. Es ist Ihr gutes Recht, über den Gedanken bekümmert zu sein, daß Ihr Planet bis zu einem gewissen Grad seine Persönlichkeit verliert. Aber gerade das ist ja etwas, das wir vermeiden wollen. Wir brauchen Welten, die in der Lage sind, ihren besten persönlichen Beitrag zu leisten. Wenn Sie mit mir kommen wollen, kann ich Ihnen eine vielleicht bessere Vorstellung davon geben, wie unsere Zivilisation funktioniert.«
    Farro erhob sich. Es tröstete ihn ein wenig, daß er den Minister um mehrere Zentimeter überragte. Jandanagger ließ ihm höflich den Vortritt. Als sie einen stillen Korridor entlanggingen, fand Farro wieder Worte.
    »Ich habe noch nicht vollständig erklärt, warum ich glaube, daß die Föderation der Erde nichts Gutes bringen kann. Wir machen unsere eigenen Fortschritte. Eines Tages werden wir unsere eigene Methode der Raumfahrt entwickeln. Dann können wir Ihnen als gleichberechtigte Partner zur Seite treten.«
    Jandanagger schüttelte seinen Kopf.
    »Die Raumfahrt – und damit meine ich den Verkehr zwischen verschiedenen Sonnensystemen – ist nicht einfach eine Frage der Konstruktion von Raumschiffen. Jede postnukleare Zivilisation ist dazu imstande, wenigstens theoretisch. Raumfahrt ist ein geistiger Zustand. Die Reise ist immer höllisch, und Sie finden nie einen Planeten, wie lieblich er auch sein mag, der Ihnen so gut gefällt wie der, auf dem Sie geboren sind.«
    Während er sprach, führte Jandanagger seinen Besucher in einen kleinen, bumerangförmigen Raum mit breiten Fenstern. Sie ließen sich auf eine niedrige Couch nieder, und sofort bewegte sich der Raum, schwebte in die freie Luft hinaus.
    »Dies ist unser Gegenstück zu Ihren Zügen. Es läuft auf einer festgelegten nukleonischen Bahn. Aber wir fahren nur zum Nachbargebäude; dort haben wir Einrichtungen, die ich Ihnen zeigen möchte.«
    Farro saß still und schwieg. Im ersten Moment der Bewegung hatte Angst ihn wie ein elektrischer Schlag durchzuckt. In weniger als zehn Sekunden hatten sie das Nachbargebäude erreicht. Der Raum fügte sich in die Struktur ein und wurde ein Teil von ihr.
    Nun führte ihn Jandanagger zu einem Aufzug, der sie ins Kellergeschoß brachte. Sie waren angekommen. Die Einrichtungen von denen der Minister gesprochen hatte, sahen nicht sehr eindrucksvoll aus. Vor einer Reihe gepolsterter Sitze verlief eine Art Theke, über der Gebilde hingen, die Farro an Sauerstoffmasken erinnerten. Kabel verbanden sie mit der Wand.
    Jandanagger setzte sich und bedeutete Farro, neben ihm Platz zu nehmen. »Was ist das für ein Apparat?« fragte Farro mißtrauisch.
    »Eine Art Wellenabstimmer. Er erfaßt viele derjenigen Wellenlängen, die der Mensch nicht wahrnehmen kann, und übersetzt sie in verständliche Begriffe. Zugleich bietet er einen objektiven und einen subjektiven Eindruck vom Universum. Wenn Sie die Maske überstülpen und ich das Gerät einschalte, werden Sie sozusagen Instrumentalaufnahmen des Universums erleben, zusammen mit menschlichen Eindrücken davon. Weil Sie in dieser Art der Betrachtung ungeübt sind, wird der Wellenabstimmer anfangs verwirrend auf Sie wirken. Trotzdem kann er Ihnen eine bessere Vorstellung vom Weltall geben, als Sie sie durch eine lange Raumfahrt gewinnen könnten.«
    Farro nickte und verschränkte seine kalten Hände ineinander.
     
    *
     
    Nun war die ganze Kolonne der Lemminge im Wasser. Die Tiere schwammen ruhig und ohne ein Geräusch, und ihre kleine gemeinsame Bugwelle löste sich bald in der größeren Bewegung der sanften Dünung auf. Allmählich zog sich die Kolonne in die Länge, als die stärkeren Tiere Vorsprung gewannen und die schwächeren zurückblieben. Eins nach dem anderen ertranken diese schwächeren Tiere, doch bis ihre kleinen, schlanken Köpfe endlich unter der Oberfläche verschwanden, drängten sie mit nicht nachlassender Energie weiter, die schwarzen Augen auf den fernen und leeren Horizont gerichtet.
     
    *
     
    Das Innere der Maske war kalt. Sie lag lose über Farros Gesicht, bedeckte die Ohren und ließ nur den Hinterkopf frei.
    »Ich bin bei Ihnen«, sagte der Minister. »Auch

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