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Das Ende aller Tage

Das Ende aller Tage

Titel: Das Ende aller Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss
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wurden auch Raumschiffe zu den näheren Planeten entsandt. Auf einem dieser Planeten entdeckte man die Lapracants, eine freundliche Rasse von Humanoiden.
    Die Konferenzen zwischen den weisen Männern von Lapraca und den Gelehrten von Galdid und Gal-Dundar bildeten einen Wendepunkt in der Entwicklung interplanetarischer Beziehungen, denn auf ihnen wurden die Grundzüge der ersten kosmischen Sprache ausgearbeitet: Galingua.
    Viele Jahrhunderte später verbannte ein Galinguasprechendes Gericht Ishrail auf die Erde.
     
    *
     
    Je länger man die Verbannung Ishrails untersucht, um so interessanter wird die ganze Affäre. Namentlich zwei Gesichtspunkte verdienen hier Beachtung; einmal das Verhältnis der galaktischen Zivilisation zur Erde, und zum anderen der merkwürdig kodifizierte Krieg zwischen den »neuen« Planeten.
    Die menschliche Zivilisation breitete sich von Planet zu Planet aus; im Laufe von vierzig Millionen Jahren wurden annähernd zwanzigtausend Welten besiedelt, wobei es zu denkbar großen Verschiedenheiten der Bevölkerungsdichte und des zivilisatorischen Standards kam. Doch sie alle hatten – wenigstens in der Frühzeit – eines gemeinsam: Sie waren voneinander isoliert oder doch nur in sehr lockerer Verbindung. Die Übermittlung von Nachrichten über viele Lichtjahre hinweg war so gut wie unmöglich. Dieser Faktor war es, verbunden mit der Vielfalt neuer Umwelteinflüsse, der aus einer einzigen Wurzel eine beinahe unüberschaubare Mannigfaltigkeit der Kulturen entstehen ließ. Unter diesen Bedingungen war es unvermeidbar, daß die Erde in Vergessenheit geriet.
    Die Abkömmlinge der Erde neigten mit ihrem eigenen Aufstieg immer mehr dazu, die Idee eines Mutterplaneten zu leugnen oder zu verfälschen. Nur einige Welten – Droxy ist ein bekanntes Beispiel – erhielten die Vorstellung von der Erde in mythischer Form.
    Als die Planeten sich endlich in einer Föderation zusammenschlossen, versuchten Gelehrte durch die systematische Erforschung der Mythen, einen allen Menschen gemeinsamen Ursprungsplaneten zu finden. Der Versuch war zum Scheitern verurteilt, nicht zuletzt, weil es an die sechzig Welten gab, die sich Erde nannten, und viele andere auf Grund ihrer Legenden darauf bestanden, der Ursprungsplanet zu sein.
    Als die immaterielle oder interpenetratorische Form der Raumfahrt entwickelt wurde, wuchs der Verkehr zwischen den Planeten der Föderation sprunghaft an. Gleichzeitig verschlechterten sich die interplanetarischen Beziehungen. Obwohl ein interstellarer Krieg angesichts der Entfernungen unmöglich war, kam es allenthalben zu Feindseligkeiten. Unter ihnen litten wiederum die wirtschaftlichen und kulturellen Kontrakte. Die Föderation geriet an den Rand des Zerfalls; ihre Mitglieder waren im Begriff, in isolierten Provinzialismus zurückzusinken.
    Aus dieser Krise entwickelte sich der immerwährende galaktische Krieg, der nicht nur kein Krieg im herkömmlichen Sinn war, sondern auch das menschliche Verstehen und Zusammenleben revolutionierte. Die wechselvolle Geschichte eines jeden Planeten hatte gelehrt, daß die Menschen immer wieder in friedliebenden Gemeinschaften zu leben versuchten. Trotzdem kam es häufig zu barbarischen Kriegen. Nun verkehrte sich die Situation. Durch die Etablierung eines immerwährenden Kriegszustandes sollte dem Menschen sowohl die Stabilität als auch der nötige Antrieb gegeben werden, die Früchte des Friedens zu produzieren.
    Ein solcher Krieg mußte natürlich strengen Regeln unterworfen, seine Risiken vermindert und seine Opfer begrenzt werden; seine größten Härten hatten die am aktivsten am Krieg Beteiligten zu treffen, nicht aber die unschuldig Hineingezogenen.
    Als Ishrail auf die Erde ins Exil geschickt wurde, war der Krieg genauso ein Teil des galaktischen Lebens wie ade Sprache Galingua. Er umkleidete und verband das zivilisierte Universum, wie Efeu einen mächtigen alten Baum umspannt. Und wie der Efeu schließlich auch den stärksten Baum zugrunde richtet, so war es d iesem humanen und ausgeklügelten Krieg beschieden, die mächtigste aller Zivilisationen zu zerstören.
    Vorläufig sah man jedoch nur die Vorteile dieses Krieges. Die Förderation dehnte sich weiter aus, und für die Abenteuerlustigen gab es immer neue Dschungel zu erforschen. Gewiß, Handel und Industrie stagnierten, die Künste waren zu bloßem Formalismus erstarrt und Theologien ersetzten wieder die exakten Naturwissenschaften. Aber obwohl die Städte schliefen und die Arterien sich

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