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Das Ende aller Tage

Das Ende aller Tage

Titel: Das Ende aller Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss
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Entdecker, denen vor langer, langer Zeit, im Zeitalter der Roboter, die Reise zu den Sternen gelungen war.
    Dies ist nicht der Ort für die Geschichte der allmählichen Ausbreitung des Menschen über die Milchstraße; wir müssen uns auf kurze und gelegentliche Blicke auf die Erde beschränken. Trotzdem muß etwas über diese Ausbreitung gesagt werden, und sei es nur, um das folgende Fragment verständlicher zu machen.
    Von den ersten interstellaren Schiffen, riesigen, archenähnlichen Gebilden, wurde im dreiundzwanzigsten Jahrhundert eines mit Namen Großer Hund versuchsweise auf die Reise geschickt. Sein Ziel war Prokyon, seine Geschichte tragisch. Danach wurden bis zum achtzigsten Jahrhundert keine solchen Schiffe mehr gestartet. Erst dann wurden Reisen unternommen, die bis zu einem gewissen Grade auch erfolgreich verliefen.
    Auf den neuentdeckten Planeten, die weit verstreut im Raum lagen, gründeten die Kolonisten Niederlassungen, die sie im ständigen Kampf mit den Umweltbedingungen behaupten konnten. Dieser Kampf wirkte stimulierend. Die Kolonien begannen zu blühen; Jahrhunderte vergingen, dann streckten wiederum sie Fühler ins Unbekannte aus. Ein Planet nach dem anderen belebte sich mit unternehmungslustigen Zweifüßlern.
    Betrachten wir diese Welten. Betrachten wir den Fall Galcondar. Galcondar wurde von Koromandel aus kolonisiert, zweitausend Jahre nach Koromandels Kolonisation durch Lugat III. Die Galcondar-Kolonisten versuchten sich auf dem fremden Planeten entlang einer klimatisch begünstigten Küste in einem Savannengürtel niederzulassen. Wegen der Aktivität eines schnell fliegenden Fisches endete der Versuch mit einem Fehlschlag.
    Dieser Fisch, der Assatassi, besitzt eine scharfe, pfeilähnliche Spitze, die ohne weiteres in der Lage ist, einen Menschen zu durchbohren, wenn der Fisch sich in vollem Flug befindet. Den größten Teil des Jahres benimmt sich der Assatassi wie ein gewöhnlicher fliegender Fisch und gebraucht seine zu starren Schwingen umgebildeten Brustflossen nur auf der Flucht vor Raubfischen. Zur Brutzeit jedoch ändert sich sein Verhalten. Der Assatassi ist hermaphroditisch und befruchtet seine eigenen Eier; aus den Eiern schlüpfen kleine Würmer, die in die Eingeweide des Elternfisches übersiedeln. Durch diesen Prozeß beunruhigt oder auch gequält, versammeln sich die Assatassi auf See, je nach der Wassertiefe drei bis fünf Seemeilen vor der Küste, und vollführen dort einen merkwürdigen Tanz über und unter der Wasseroberfläche. Solche brutreifen Schulen können mehrere hunderttausend Fische umfassen und einige Hektar Wasserfläche bedecken. Ihr Treiben zieht zahlreiche Mövenarten und Kormorane an, die dann über den Sammelplätzen kreisen und beinahe nach Belieben Beute machen.
    Nach einigen Stunden läßt die Aktivität der Fische nach. Zu Tausenden erheben sich die Assatassi aus dem Wasser und fliegen in niedrigen Höhen auf die Küste zu, wobei sie Geschwindigkeiten bis zu zweihundert Stundenkilometern erreichen. Mit dieser Geschwindigkeit treffen sie das Ufer und sterben.
    Dieses Verhalten, weit davon entfernt, ein morbider Instinkt zu sein, ist ein weiteres Beispiel für die Vielseitigkeit der Natur zum Zweck der Arterhaltung. Die Assatassi-Maden können nur im Aas gedeihen. Bis zur Verwesung des Elternkörpers nähren sie sich von ihm. Zugleich machen sie eine Metamorphose durch und erreichen ein Larvenstadium. Diese Larven, die wie Insektenlarven Beine besitzen, kriechen ins Meer zurück; und so wird der Lebenskreis der Assatassi geschlossen.
    Diese unbedeutende Kuriosität hatte einen unvergleichlich bedeutenderen Effekt auf die Zukunft Galcondars. Als die Kolonisten in ihrem gelobten Land eintrafen, wurden sie von fliegenden Fischen bombardiert. Zu ihrem Pech hatten sie ihr Lager gerade während der Selbstmordsaison aufgeschlagen. Ein Fünftel von ihnen wurde durch die ersten Todesflüge getötet oder verwundet. Die Überlebenden spalteten sich in zwei Gruppen, von denen die eine im Inland nach Norden zog, die andere nach Süden, wo sie eine weniger gefährliche Umgebung suchten.
    So bildeten sich die beiden großen Reiche Galdid und Gal-Dundar. Fast zweihundert Jahre lang blühten sie ohne jede Verbindung untereinander. Als der Kontakt endlich wiederhergestellt w urde, führte es zu einer mächtigen Bereicherung der wirtschaftlichen Kraft und des kulturellen Lehens. In der folgenden Renaissance blühte nicht nur die Kunst in mannigfacher Form auf, sondern es

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