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Das Ende - Alten, S: Ende

Das Ende - Alten, S: Ende

Titel: Das Ende - Alten, S: Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Alten
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unerbittliche Erde empfing Shep mit einem letzten, knochenerschütternden Schlag, der den Innenraum um ihn herum zusammenschob.
    Das Chaos schwächte sich ab zu einem ruhiger werdenden metallischen Ticken, dann zu Stille.
    Ein kalter, scharfer Wind pfiff durch die zerstörte Kabine.
    Patrick Shepherd öffnete die Augen. Durch den Dunst konnte er dunkle Säulen ausmachen, jede ein enormer Baumstamm. Die Wurzeln waren knorrig vom Alter und teilweise begraben unter einem Teppich aus totem Laub und vereinzelten Schneebatzen.

    Ein heruntergefallenes Schild lehnte am schrottreifen Fahrgestell des Hubschraubers. Shep strengte sich an, die Worte zu entziffern.
     
    Willkommen im Inwood Hill Park
     
    Er drehte den Kopf, weil er die im Dunkel lauernde Gegenwart einer anderen Person spürte. Kopf und Körper der hoch aufgeschossenen Gestalt waren in ein dunkles Gewand gehüllt. Eingefallene Augen starrten. Warteten.
    Die Vision verschwand, aufgesogen in der Schwärze der Bewusstlosigkeit.

TEIL 3
DER HÖLLENBERG

»›Es laufen, wohl gestuft, drei Ringe hin durch dies Gestein, den obern, wo du warst, vergleichbar, alle voll verdammter Geister. (…) Betrug, des Menschen Sonderübel, ist vor Gott das schlimmste, so daß die Betrüger am tiefsten stehen und am schwersten büßen. (…) Daher im tiefsten, engsten Kreis, allwo im Mittelpunkt der Welt der Böse thront, auf ewig die Verräter sich verzehren.‹«
     
    DANTE, Die Göttliche Komödie ,
»Hölle«, Elfter Gesang

ERSTER HÖLLENKREIS
DER LIMBUS
    »Dem Höhepunkt des Lebens war ich nahe, da mich ein dunkler Wald umfing und ich, verwirrt, den rechten Weg nicht wiederfand. (…) Ich weiß nicht recht, wie ich hinein geriet, war nach und nach so schläferig geworden, bis daß ich abkam weit vom rechten Weg.«
    DANTE, Die Göttliche Komödie,
»Hölle«, Erster Gesang
    20. DEZEMBER
    Inwood Hill Park, Manhattan, New York
19:37 Uhr
(12 Stunden und 26 Minuten vor dem prophezeiten Ende der Tage)
     
    Dunkelheit. Vollkommene Dunkelheit. Und undurchdringliche Stille, bis auf das Heulen des Windes, dessen beißende Kälte ihm verriet, dass er vielleicht blind, aber nicht tot war. Mühsam versuchte er, sich aufzurichten, doch etwas hielt ihn an seinen Schultern, seiner Hüfte und seinem linken Arm fest. Die klaustrophobische Enge erfüllte ihn mit heißer Panik, auch wenn ihn ein letzter Erinnerungsfaden zwang, nicht den Verstand zu verlieren.
    Der Rettungshubschrauber …

    Seine Augen weiteten sich. Er reckte den Hals und sah an einer schwarzen Decke vorbei in einen Streifen Mondlicht, der halb von Wolken verdeckt wurde. Die Panik verschwand, und langsam begriff er, in welcher Lage er war: Er saß angeschnallt in seinem Pilotensitz. Er war in einem dichten Wald. Es war Nacht.
    Wind pfiff durch das gesprungene Acrylglas und nagte an seinem Fleisch. Die kalte Winterluft schien sich bis in seine Knochen zu bohren. Eichen, die er nicht sehen konnte, kratzten mit ihren in der Umklammerung des Winters brüchig gewordenen Zweigen über das zerschmetterte Cockpit.
    Shep tastete mit der rechten Hand um sich, bis er den Verschluss fand und seine Gurte lösen konnte. Er versuchte aufzustehen, bemerkte jedoch sofort, dass seine Armprothese zwischen der Steuerkonsole und dem Boden feststeckte. Er konnte weder sehen, wie sie sich verkeilt hatte, noch konnte er sich befreien.
    Wieder brandete eine Woge der Panik in ihm auf. Er zerrte an dieser verfluchten Verlängerung seines Körpers, doch der einzige Erfolg bestand darin, dass sich das Plastikfleisch vom Metallskelett löste. Trotzdem mühte er sich weiter damit ab, und bei jeder Bewegung schälte sich Zentimeter für Zentimeter ein weiteres Stück künstlicher Haut vom stählernen Gestänge.
    Plötzlich hielt er inne, denn er spürte die Anwesenheit eines Tieres. Er konnte den moschusartigen Geruch des Fells riechen. Unter dem Wollpullover sträubten sich seine Haare, als er hörte, wie sich die Pfoten über den Waldboden tasteten. Während sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnten, erkannte er durch das zerstörte Glas des Cockpits hindurch das typische Bewegungsmuster der näher kommenden Gestalt.

    Der Wolf trat aus dem Wald in das matte, graue Mondlicht. Es war ein dunkles, halb verhungertes Männchen. Speichel gurgelte in seiner Kehle, und seine zurückgezogenen Lefzen entblößten die gelben Fangzähne, zwischen denen kleine Atemwölkchen aufstiegen.
    Das Raubtier schlich näher und taxierte seine in der Falle sitzende

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