Das Ende - Alten, S: Ende
der George Washington Bridge hatte ihm schlagartig die ernüchternde Realität bewusst gemacht.
Hamilton reichte dem Mediziner sein Handy. »Alle Anrufe nach Manhattan und in die Nachbarbezirke sind blockiert, aber es sollte möglich sein, dass Sie über diese Verbindung Ihre Frau in New Jersey erreichen. Vergessen Sie nicht: keine Einzelheiten über die Operation.«
David gab seine Nummer ein, während der Colonel in Hörweite blieb. »Leslie, ich bin’s.«
»David! Wo bist du? Ich versuche schon den ganzen Tag, dich zu erreichen. Hast du mitbekommen, was hier vor sich geht?«
»Ich musste zum Dienst zur Nationalgarde. Ich bin ganz in der Nähe. Les, hat Gavi es nach draußen geschafft?«
»Nein, aber ich habe ihre Schule erreicht. Sie lassen heute alle in der Turnhalle übernachten. David …«
»Keine Panik. Wenn sie in der Halle bleibt, sollte es eigentlich keine Probleme geben.« Er sah zu Colonel Hamilton, der auf sein Handy deutete. »Leslie, ich muss los. Ich tue von hier aus, was ich kann.«
»Ich liebe dich.«
»Ich liebe dich auch.« Er beendete die Verbindung und reichte seinem vorgesetzten Offizier das Telefon.
»Tut mir leid, das mit Ihrer Tochter zu hören, Captain. Meine Frau und ich … Wir haben unseren Sohn verloren. Er starb mit sieben Jahren an Leukämie. An unserem fünfzehnten Hochzeitstag ist er von uns gegangen. Es
gibt keine Worte dafür.« Hamilton wandte sich ab und wollte gehen.
»Colonel, diese Frau … Gutierrez … Wie geht es ihr?«
»Befehl ist Befehl, Captain. Es tut mir leid.«
Adrenalin mischte sich mit Zorn und Erschöpfung. David packte Hamilton so hart an seinem Bizeps, dass der Griff einen blauen Fleck hinterlassen würde, und drängte den Colonel rückwärts gegen einen Tisch. »Es tut Ihnen leid? Was soll das heißen? Es ging ihr gut!«
»Treten Sie zurück!« Der Colonel riss sich los. »Niemand verlässt Manhattan. Es sei denn in einem biologischen Schutzanzug oder einem Leichensack. Das sind meine Befehle.«
»Bastarde! Ihr habt sie umgebracht! Aber das Baby nicht auch noch, oder?«
»Krieg ist die Hölle, Captain. Ich werde für Ihre Tochter ein Gebet sprechen.«
Governor’s Island, New York
19:58 Uhr
Governor’s Island: Siebzig Hektar erstklassigen Landes mitten im Hafen von New York. Die Insel, die nicht einmal einen Kilometer von der Südspitze Manhattans entfernt liegt, war im Unabhängigkeitskrieg ein befestigter Außenposten und im Krieg gegen England 1812 eine strategische Militärbasis. Im folgenden Jahrhundert diente sie als Militärgefängnis, bevor sie schließlich für Besucher und als Anlegestelle für Bootsausflüge geöffnet wurde. Seit Jahrzehnten schon spielen Investoren mit der Idee, sie in ein Spielerparadies zu verwandeln.
In dieser Nacht verwandelte sich die Touristenattraktion in eine Art Grauzone.
Genau im Zentrum von Governor’s Island befand sich Leggett Hall. Das Gebäude, das einst als das längste der Welt galt, war so groß, dass man ein gesamtes Regiment darin unterbringen konnte. Jetzt wurde es hastig in eine Isolierstation der Stufe 4 umgebaut. Es sollte als vorübergehende Unterkunft für führende Politiker und Diplomaten aus der ganzen Welt dienen, die im UN-Gebäude verzweifelt darauf warteten, hierhergebracht zu werden.
Captain Jay Zwawa ging durch die gewaltige Kaserne. Er war erleichtert, dass er nach fast zwölf Stunden endlich seinen Racal-Schutzanzug hatte ausziehen können. Sein jüngerer Bruder Jesse war bei den Vereinten Nationen geblieben, um das für Mitternacht geplante Ausfliegen der Diplomaten zu koordinieren – vorausgesetzt, diese medizinische Zwischenstation würde jemals so weit hergerichtet sein, um ihre Gäste zu empfangen.
Verantwortlich für den Umbau der Kaserne war Joseph »Joey« Parker, ein geselliger Kerl aus Tennessee, der die Figur und die Haltung eines Offensive Tackle besaß. Jay Zwawa entdeckte den auf medizinische Einrichtungen spezialisierten Ingenieur, als dieser ein Belüftungsrohr inspizierte, während er über Funk seinen Vorarbeiter anschrie.
»Hören Sie zu, Sie völlig verblödeter Schwachkopf. In diesem Gebäude gibt es mehr Löcher als in einem Bordell in Vegas. Und das Stück Schweizer Käse, das Sie ein Belüftungssystem nennen, muss von Grund auf überarbeitet werden.«
»Probleme, Mr. Parker?«
Der Ingenieur schloss sein Handy und drehte sich zu Zwawa um. »Mein Pferd leidet unter Verstopfung. Mein
Pferd hat Probleme. Wir haben hier gleich mehrere
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