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Das Ende - Alten, S: Ende

Das Ende - Alten, S: Ende

Titel: Das Ende - Alten, S: Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Alten
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Kleidung. Wir desinfizierten das Haar der Vergasten und trockneten es im Dachgeschoss der dafür vorgesehenen Gebäude. Wir leerten die Gaskammern und füllten die Öfen, die vom Fett der Toten befeuert wurden. Wir zermahlten die Knochen – die sterblichen Überreste der Mitglieder unseres Volkes –, sodass sie als Kompost zum Düngen der Felder des Lagers dienen konnten.
    Wir lebten in der Hölle, aber wie dein Freund Dante gezeigt hat, gibt es in der Hölle verschiedene Kreise. Der tiefste Kreis der Hölle war Block 10, wo die medizinischen Experimente stattfanden. Hier war Mengeles persönliche Schreckenskammer, sein Pathologielabor, in dem er seine Experimentalchirurgie ohne Betäubung praktizierte. Operationen zur Geschlechtsumwandlung. Die Transfusion verschiedener Körperflüssigkeiten. Die Entnahme von Organen und das Abnehmen einzelner Gliedmaßen. Inzestuöse Befruchtungen. Die meisten Experimente nahm Mengele an Kindern vor, vor allem an Zwillingen. Junge Juden und Zigeuner wurden kastriert, in Druckkammern gesteckt oder bei lebendigem Leib eingefroren. Einige wurden geblendet, an anderen wurden Medikamente erprobt, und wieder andere wurden so grauenhaften Foltern ausgesetzt, dass es zu entsetzlich wäre, laut darüber zu sprechen. Man würde erwarten, dass diese Gräuel auf Mitglieder medizinischer Institute in Deutschland abstoßend gewirkt hätten. Tatsächlich aber drängten die Ärzte geradezu nach Auschwitz, um sich an diesem Zirkus Satans zu beteiligen und die Gelegenheit auszunützen, die ihnen das Vorhandensein von zu Vieh erniedrigten Menschen bot. Und jeden Tag führten die Züge Mengele neue Opfer zu.«

    »Hat denn niemand versucht zu fliehen?«
    »Doch. Ein paar. Die meisten wurden erwischt. Wenn jemand geflohen war, wurden alle Übrigen gezwungen, stundenlang im Hof Appell zu stehen, während der Geflohene aufgespürt, verhöhnt und gehängt wurde. Vergiss nicht, Patrick, wir waren Juden. Wir waren in dieser Hölle, weil niemand sich für uns interessierte. Wohin hätten wir also fliehen sollen? Sogar die Alliierten, die die Lager schließlich befreiten, waren nicht deshalb in den Krieg gezogen, um uns zu helfen. Man sagte uns, wir seien das von Gott auserwählte Volk, und Gott habe sich von uns abgewendet, wie so viele von uns sich am Berg Sinai von Ihm abgewendet hatten.
    Ein Gebet wurde fast unmöglich, denn wir waren Menschen, die man zu Ungeziefer erniedrigt hatte. Und doch gelang es ein paar von uns, ein kleines Fleckchen Licht zu finden, jenen letzten Funken menschlicher Würde, der darin bestand, dass wir uns weigerten, unser Schicksal zu akzeptieren. Für mich bestand diese Würde darin, auf meine Sauberkeit zu achten. Jede Nacht, bevor ich mich zu vier oder fünf anderen lebenden Leichnamen in die Koje legte, fand ich irgendwie die Möglichkeit, mir die Hände zu waschen und mir so den Staub und die Asche abzuspülen, die sich den Tag über angesammelt hatten. Das war meine Art, gegen unsere Unterdrücker anzukämpfen. Das war der kleine Sieg, der verhinderte, dass ich in der Dunkelheit versank.«
    »Hast du je daran geglaubt, dass man dich retten würde? Wie hast du es geschafft, dir deine Hoffnung zu bewahren?«
    »In Auschwitz war Hoffnung eine Sünde. Die Hoffnung hielt dich einen weiteren Tag am Leben, und um am Leben zu bleiben, musste man auf unmenschliche
Weise denken und handeln. Ich sah Mütter, die sich von ihren Kindern lossagten, um zu überleben, ich sah Frauen, die sich für eine Scheibe Brot von den Wachen vergewaltigen ließen. Ich sah, wie ein Mann seinen Bruder erwürgte, um ihm seine Essensration zu stehlen. Das Böse zeugt ständig noch mehr Böses, wie du sehr wohl weißt, Patrick. Und doch bewahrten wir uns mitten in all diesem Wahnsinn … Ja, wir bewahrten uns die Hoffnung, dass die Erde eines Tages ein anderer Ort sein und unser Überleben die Veränderung, nach der wir uns sehnten, rascher herbeiführen würde.«
    Virgil öffnete die Augen. »Jetzt hast du meine Geschichte gehört. Gibt dir das eine neue Perspektive für dein eigenes Elend?«
    »Um ehrlich zu sein, es verstärkt nur die Einsicht, die ich im Irak gewonnen habe – dass es keinen Gott gibt. Dass das Licht, das, wie du behauptest, angeblich ein Teil von uns allen ist, unmöglich existieren kann. Wenn Gott allmächtig ist, warum gibt es dann so viel Böses auf der Welt? Wenn Gott gütig ist, warum hat Er dann den Holocaust nicht verhindert? Wenn du behauptest, Er habe sich eben dafür

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