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Das Ende - Alten, S: Ende

Das Ende - Alten, S: Ende

Titel: Das Ende - Alten, S: Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Alten
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auf diesem Friedhof warst?«
    »Ja!«
    Der Sensenmann wiederholte seine Geste, diesmal noch nachdrücklicher als zuvor.
    Shep konnte die eisigen Tentakel des Todesengels spüren, die sich kristallisierend um sein Fleisch schlossen. Kalte Knochenfinger packten seine Kopfhaut und versuchten, sich in sein Gehirn zu bohren. Noch nie hatte er ein solches Entsetzen empfunden, nicht im Irak, nicht in seinen schlimmsten Albträumen.
    Die Angst wurde zu groß. Sie entfesselte Wellen der Panik, die das Blut in seinen Adern gerinnen ließen.
    Patrick Shepherd rannte.

    Nach vier Schritten lagen die Mausoleen hinter ihm, und er stürmte mitten durch ein Gräberlabyrinth den Hang hinab, wobei die Schneedecke jeden seiner Schritte zu einem Risiko machte. Seine kaputte Armprothese schwang unkontrolliert hin und her und kratzte über die Grabsteine. Jedes Mal, wenn das Metall gegen Stein prallte, stoben Funken auf. Sie bildeten eine Art Signalfeuer, das den Tod direkt zu ihm zu führen drohte.
    Plötzlich tauchte der Weg zu seiner Rechten wieder auf. Der eisbedeckte Asphalt verlief entlang der Friedhofsbegrenzung und endete am Osteingang, der hinaus auf den Broadway führte. Patrick rannte darauf zu – und stolperte über einen schneebedeckten Grabstein. Er stürzte und schoss mit dem Gesicht voran wie ein Schlitten in Menschengestalt den Hügel hinab, wobei er hin und her geschleudert wurde und sich überschlug. Schnee drang in seinen offenen Kragen, der Nachthimmel wirbelte vor seinen Augen, und schließlich rutschte er zusammengekrümmt gegen das alte Steinfundament, über dem sich das Osttor des Trinity-Friedhofs erhob.
    Desorientiert und mit schmerzenden Gliedern rollte sich Shep auf den Rücken. Er hatte keine Angst mehr, denn die eisige Gegenwart des Sensenmanns war verschwunden. Im Schnee liegend starrte er hinauf in die Nacht. Der Vollmond stand inzwischen so hoch, dass sein Licht durch die Lücken in der Wolkendecke drang. Gott, wenn du wirklich da oben bist, dann hilf mir bitte.
    Er hörte ein Knirschen – Stiefel im Schnee. Er schloss die Augen und wartete darauf, dass Virgil zu ihm kommen würde.
    Die Stimme gehörte jemand anderem. »Da ist er.«
    »Lass ihn in Ruhe, er gehört mir.«

    »Marquis, du hast mir schon den Letzten versprochen.«
    »Hast du vor, deswegen Stress zu machen, capullo? «
    »Nein, Mann. Alles cool.«
    »Genau. Sag ich doch die ganze Zeit.«
    Shep setzte sich auf – und die Nacht verschwand in einer Farbexplosion, als der Stiefel sein Gesicht traf.

FÜNFTER HÖLLENKREIS
DIE JÄHZORNIGEN
    »Nicht Höllendunkel, noch die Nacht des Himmels, wenn kein Gestirn zu sehn ist und die Wolken das einsame Gewölbe ganz verfinstern, haben mein Auge je so dicht umschleiert wie dieser Rauch, der uns umhüllte und so rau sich fühlbar machte und so beizend, daß man das Aug nicht offenhalten konnte.«
    DANTE, Die Göttliche Komödie,
»Fegefeuer«, Sechzehnter Gesang
    21. DEZEMBER
    USAMRIID
Fort Detrick, Frederick, Maryland
00:27 Uhr
(7 Stunden und 36 Minuten vor dem prophezeiten Ende der Tage)
     
    Der Tag setzte John Zwawa mit einer Erschöpfung zu, die immer größer wurde, und der steigende Blutdruck des Colonels machte jede Herausforderung noch schwieriger.
    Im Gebäude der Vereinten Nationen war das Chaos ausgebrochen. Scythe hatte den Obersten Rechtsgelehrten, die höchste politische und religiöse Autorität des Iran,
getötet. In Teheran war der Wächterrat in einer Sondersitzung zusammengetreten und hatte Ajatollah Ahmad Jannati zum neuen Obersten Rechtsgelehrten ernannt. Jannati war der führende Kopf der Hardliner innerhalb des Wächterrats und einer der entschiedensten Gegner demokratischer Reformen im Iran. Dieser Mann, der vor einiger Zeit gegenüber seinen Anhängern erklärt hatte, am liebsten wäre es ihm, wenn jemand die israelische Außenministerin Tzipi Livni erschießen würde, entschied jetzt über den Einsatz einer neuen Generation von in Russland hergestellten iranischen Interkontinentalraketen, die mit Atomsprengköpfen ausgerüstet waren.
    Der neue Oberste Rechtsgelehrte hatte sich irgendwo im UN-Gebäude in eine Privatsuite zurückgezogen, und nur eine Handvoll Mullahs wusste, wo er sich aufhielt. Über einen Unterhändler verlangte er, per Hubschrauber zum JFK International Airport gebracht zu werden, von wo aus er mit seinem Privatjet zurück nach Teheran geflogen werden würde. Jannati wusste nicht, dass seine letzte verschlüsselte E-Mail von der NSA abgefangen und

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