Das Ende - Alten, S: Ende
therapierbare, ist der Beulen-Bazillus in vielerlei Hinsicht der grässlichste der Scythe -Bazillen, bei dem das Opfer hinterher aussieht und riecht wie der Tod. Zu den Symptomen gehören Fieber, Schüttelfrost und das schmerzhafte Anschwellen der Lymphdrüsen zu den sogenannten Pestbeulen, die erst rot und dann schwarz werden. Der historische Beulen-Bazillus zerrüttet außerdem das Nervensystem, was zu Unruhe und Fieberwahn führt. Bleibt sie unbehandelt, hat die Beulenpest eine Sterblichkeitsrate von sechzig Prozent.
Die Lungenpest ist ein fortgeschrittenes Stadium der Beulenpest. Sie tritt auf, wenn die Bazillen die Lunge des Opfers befallen, womit eine Übertragung der Seuche direkt von Mensch zu Mensch durch Tröpfcheninfektion ermöglicht wird. Die Symptome sind Atemnot, Husten,
eine Blaufärbung der Lippen und ein schwarz-blutiger Auswurf. Daraus entwickelt sich ein Lungenödem mit Kreislaufversagen. Wer den Atem einer infizierten Person einatmet oder in direkten Kontakt mit ihren Körperflüssigkeiten kommt, erkrankt an der Seuche. Bei niedrigeren Temperaturen kann das ausgestoßene Sputum auch gefrieren, was eine größere Übertragungsreichweite ermöglicht. Bleibt sie unbehandelt, liegt die Sterblichkeitsrate bei Opfern der Lungenpest zwischen fünfundneunzig und hundert Prozent.
Die letzte Variante – die septikämische Pest oder Pestsepsis – ist die tödlichste von allen. Sie tritt auf, wenn Bazillen direkt in den Blutkreislauf gelangen, und tötet das Opfer binnen zwölf bis fünfzehn Stunden. Noch einmal, Scythe enthält alle drei Varianten. Es breitet sich schnell aus, quält seine Opfer, während es Angst auslöst, und tötet binnen fünfzehn Stunden. Nur unser durch ein spezielles Verfahren erzeugtes Antibiotikum kann die Öffentlichkeit immunisieren oder eine infizierte Person heilen – vorausgesetzt, man erreicht sie rechtzeitig.«
»Erzählen Sie uns von der Frau.« Vizepräsident Arthur M. Krawitz saß neben Harriet Clausner; selbst auf ihrem kleinen Monitor konnte Lydia Gagnon sehen, wie die Außenministerin das Gesicht verzog.
»Ihr Name ist Mary Louise Klipot. Wir mailen jetzt jedem ihr Foto und ihre Biografie, auch dem FBI und den New Yorker Polizeibehörden. Mary ist die Mikrobiologin, die Scythe entwickelt hat. Sie war es, die Pest-Proben aus Europa mit zurückbrachte.
Mary ist im achten Monat schwanger. Sie ist mit ihrem Labortechniker, Andrew Bradosky, verlobt, von dem man annimmt, dass er der Vater ihres ungeborenen Kindes ist. Mary und Bradosky sind beide seit heute Morgen
2:11 Uhr, als Mary ihr BSL-4-Labor verließ, verschwunden. Auf einem Videoband des Sicherheitsdienstes ist zu sehen, dass sie einen Transportkoffer für BSL-Varianten bei sich hatte.«
Der Vizepräsident unterbrach. »Dr. Gagnon, war das einer dieser Diplomatenkoffer? Scythe wurde für den Einsatz fertig gemacht, nicht wahr?«
Lydia Gagnon wandte den Blick von der Einspielung aus dem Weißen Haus ab, in der Hoffnung, eine langwierige Debatte zu vermeiden. »Wir treffen keine politischen Entscheidungen, Mr. Vice President, wir gehorchen einfach nur Befehlen. Unsere Abteilung befolgt bis heute eine Anweisung aus dem Jahr 2001, ein System zur Unterwerfung einer feindseligen Bevölkerung zu entwickeln. Diese Befehle wurden niemals widerrufen. «
»Wer wusste überhaupt, dass diese Befehle existierten? Ich jedenfalls nicht, und ich sitze seit zwanzig Jahren im Auswärtigen Ausschuss. Diese Anweisung ist nicht nur illegal, Dr. Gagnon, das ist Völkermord!«
»Das ist Kriegsführung, Mr. Vice President«, warf Harriet Clausner ein. »Wie ich in den letzten beiden Tagesberichten der Geheimdienste für den Präsidenten deutlich zum Ausdruck gebracht habe, fehlt unserem Militär die Mannschaftsstärke, um in ein weiteres Land einzumarschieren. Biologische Waffen bieten uns Optionen.«
»Vierzig Millionen Iraner auszulöschen ist keine akzeptable Option, Mrs. Secretary.«
»Zuzulassen, dass Atomwaffen Terroristen in die Hände fallen, ebenso wenig.«
»Bei allem Respekt, dies ist weder die Zeit noch der Ort«, schnauzte Colonel Zwawa. »Dr. Gagnon, wo ist der verschwundene Scythe -Diplomatenkoffer jetzt?«
Mit ihrer Laptop-Maus klickte Dr. Gagnon auf eine Satellitenkarte von New York City. Ein roter Kreis zoomte an die 46. Straße zwischen First und Second Avenue heran. »Er ist in einer Gasse, die sechzig Meter westlich des Gebäudes der Vereinten Nationen liegt. Sobald unsere AIT-Teams am Boden sind, wird
Weitere Kostenlose Bücher