Das Ende - Alten, S: Ende
heftig im Uterus seiner Mutter.
»Haben Sie sie auf Antibiotika gesetzt?«
»Cefuroxim. Keine Wirkung.«
Dr. Clark öffnete Marys Krankenhaushemd und entblößte ihre eher kleinen Brüste. »Was sind das für rote Male?«
»Wir sind uns nicht sicher. Zuerst dachten wir, sie stammen von dem Zusammenprall mit dem Taxi; sie ist ziemlich hart gestürzt, als sie auf die Straße schlug. Wir warten noch auf die Laborergebnisse.«
Dr. Clark befühlte ihren Unterleib, dann arbeitete er sich nach unten zu ihrer Leistengegend vor, wo er sich an dem Baumwollschlüpfer entlangtastete – und an einer Wölbung innehielt. Er nahm eine Schere mit stumpfen Enden und schnitt den Stoff los, woraufhin ein geschwollener, leicht violett-schwarzer, rundlicher Fleischklumpen von der Größe einer Mandarine zum Vorschein kam.
»Sir … Ich schwöre, das war vorhin noch nicht da.«
»Das ist ein Bubo, ein infizierter Lymphknoten. Wer außer Ihnen beiden ist sonst noch mit dieser Patientin in Kontakt gekommen?«
»Die Pfleger. Hollis in der Radiologie.«
»Und die Rettungssanitäter, die sie einlieferten.«
»Dieser Raum steht offiziell unter Quarantäne. Sie beide müssen hierbleiben, während wir eine Isolierstation einrichten und uns mit dem CDC in Verbindung setzen.«
»Sir, ich hab meine TB-Spritzen bekommen.«
»Ich auch.«
»Das ist keine Tuberkulose, Schwester Coffman. Das ist die Beulenpest.«
Negative Energie lag in der Luft. Obwohl nicht so offenkundig wie ein schriller Pfiff oder ein Zahnarztbohrer, war ihre Gegenwart spürbar, und die Bewohner von Station 19-C waren sichtlich aufgewühlt. Diejenigen, die unter dem Einfluss von Beruhigungsmitteln standen, stöhnten in fiebrigem Schlaf. Wer von ihnen bei Bewusstsein war, der kratzte an seiner Haut oder stimmte in ein Furzkonzert ein, das sich gegen die diensthabenden Schwestern richtete. Ein Mann schleuderte seine besudelte Bettpfanne quer durch den Raum, womit er zu einem halben Dutzend ähnlicher Reaktionen anstiftete.
Den verwundeten Soldaten auf dieser Station und einem Dutzend anderer im Großraum New York City fehlten weder Gliedmaßen noch litten sie unter Schuss- oder Granatsplitterverletzungen. All diese Veteranen im Alter zwischen einundzwanzig und siebenunddreißig Jahren starben an Krebs.
Trotz der internationalen Ächtung von Uranmunition hatten die US-Streitkräfte zur Munitionsherstellung weiter unverhohlen abgereichertes Uran verwendet, das ein Nebenprodukt des Urananreicherungsprozesses war. Urangranaten wurden von militärischen Auftragnehmern
bevorzugt, weil sie so billig waren – abgereichertes Uran wurde den Waffenherstellern von der US-Regierung kostenlos angeboten.
Die Bewegungsenergie einer abgefeuerten Urangranate verwandelte sich beim Aufprall in Hitze, sodass das Geschoss sich durch Stahl und Stahlbeton brennen konnte, wobei mikroskopisch kleine radioaktive Staubpartikel freigesetzt wurden, die vom Wind verfrachtet wurden. Abgereichertes Uran wurde leicht eingeatmet oder geschluckt, schwächte das Immunsystem und konnte zu akuten Atemwegsleiden, Nieren- sowie Magen- und Darmerkrankungen führen – und zu Krebs.
Staff Sergeant Kevin Quercio hatte zwei Jahre in Basra als Besatzungsmitglied auf einem Bradley-Schützenpanzer verbracht, der 25-mm-Uran-Munition gegen feindliche Kämpfer in der Stadt Al-Samawa einsetzte. Kevin und die Mitglieder seiner Besatzung hatten sich über mehrere Monate hinweg bei ihrem befehlshabenden Offizier über extreme Beschwerden, vor allem im Darm-und Mastdarmbereich, beklagt. Sanitäter taten das Problem als Hämorrhoiden ab, aber der Schmerz wurde nur schlimmer. Nachdem sie von Arzt zu Arzt weitergereicht worden waren, ordnete ein Onkologe, der als Reservist diente, schließlich eine Röntgenuntersuchung an und entdeckte auf den Röntgenbildern drei Fälle von Darmkrebs, einen Fall von Leukämie, zwei Männer mit Morbus Hodgkin und einen weiteren Soldaten mit einem bösartigen Gehirntumor.
Kevin wurde nach New York zurücktransportiert, wo Ärzte seinen Mastdarm verkürzten und die Tumore von seiner Leber brannten; der Krebs hatte sich allerdings bereits auf beide Lungenflügel ausgebreitet. Als der sechsundzwanzigjährige gebürtige New Yorker erwachte, hatte
er einen Kolostomiebeutel und die Prognose unheilbarer Darm- und Lungenkrebs; die Ärzte gaben ihm noch ein Jahr zu leben.
Was die Nachricht von seinem Todesurteil noch verschlimmerte, war die Erklärung von Uncle Sam, dass Krebspatienten nicht
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