Das Ende - Alten, S: Ende
Notfall.«
»Leigh, meine Frau … Sie sagten, Sie hätten eine Adresse.«
Sie machte ein langes Gesicht. »Tut mir leid, ich hab sie DeBorn gegeben. Aber sie ist noch in meinem Posteingang. Gehen Sie in die Bücherei und öffnen Sie die E-Mail. Mein Passwort ist Virginia Fox. Mann, ist das peinlich.« Sie küsste ihn flüchtig auf die Lippen. »Nochmals danke, Shep. Ich muss los.«
Sie machte zwei schnelle Schritte, dann fiel ihr etwas ein. »Colonel Argenti hat angerufen. Ihr neuer Therapeut wird heute Nachmittag kommen. Reden Sie mit ihm, Shep. Tun Sie’s für Bea.«
Sie winkte und eilte dann durch die Station zu den Fahrstühlen …
… ohne das Sicherheitsteam zu bemerken, das die Klinikausgänge verriegelte.
Sekretariatsgebäude der Vereinten Nationen
United Nations Plaza, Manhattan, New York
33. Etage
11:55 Uhr
Präsident Eric Kogelo lehnte sich im Sessel zurück und schloss die Augen. Umringt von einem Beraterteam, war er einem pausenlosen Kreuzfeuer aus Wortkaskaden ausgesetzt, was seine Migräne weiter verstärkte, bis er das Gefühl hatte, dass seine Augäpfel mit einem Eispickel untersucht wurden.
»… ja, der Iran droht mit einem Angriff, aber bei allem Respekt, Mr. President, unsere größere Sorge ist im Augenblick
Scythe . Die Leute vom CDC bestätigen, dass die iranische Delegation verseucht wurde …«
»… zusammen mit Dutzenden anderer Delegierter und Hunderten amerikanischer Bürger. Also lassen Sie uns die Schuldzuweisungen zurückstellen.«
»Die Frau hat sich selbst mit einem Bakterium der Biosicherheitsstufe 4 infiziert, das sie in einem von der CIA finanzierten Labor in Fort Detrick kultiviert hat. Sie hat sich gezielt die iranische Delegation herausgesucht. Wenn Sie Schuldzuweisungen erleben wollen, dann warten Sie, bis ihr Höchster Führer seine nächste Rede hält.«
»Das dürfen wir nicht zulassen. Sir, ich empfehle, dass wir sämtliche Übertragungen abschalten …«
Der Präsident massierte seine Schläfe, während sein Geist nach einer Insel der Ruhe in dieser stürmischen See suchte. In jeder bedeutenden Gesellschaft gab es opponierende Kräfte, die das Chaos dem Fortschritt vorzogen. Eric Kogelo hatte diese Kräfte seit dem Augenblick seiner Amtsübernahme auf Schritt und Tritt bekämpft, und seine Regierung versuchte Kompromisse auszuhandeln, statt alles über den Haufen zu werfen. Mit dieser Taktik hatte er die Progressiven enttäuscht, während er es nach wie vor nicht schaffte, die Republikaner zu bekehren, die das Land lieber mit Furcht polarisierten, als einen bedeutsamen Wandel zu unterstützen. Kogelo, der nicht nachgeben wollte, mobilisierte seine Unterstützer und machte allmählich Fortschritte gegen eine Opposition, die von der Krankenversicherungsbranche, den Pharmaunternehmen und dem Monopol fossiler Brennstoffe angeführt wurde. Der junge Präsident wusste jedoch, dass sich im Schatten des Krieges noch eine stärkere Macht verbarg. Sich mit dem militärisch-industriellen
Komplex einzulassen war ein gefährliches Spiel.
Einen Tag wie heute hätte er sich dennoch niemals träumen lassen.
»Mr. President, Scythe ist nicht bloß ein iranisches Problem. Nach allem, was wir wissen, hätte sich jeder in dem Saal infizieren können – Sie eingeschlossen, Sir.«
Köpfe drehten sich zu dem Stabschef, als hätte der soeben Gott verflucht.
Kogelos Pressesprecher versuchte die Situation zu retten. »Sir, der Bürgermeister soll in fünfzehn Minuten zu den Medien sprechen – vielleicht sollten Sie dort sein.«
»Der Präsident kann das Gebäude nicht verlassen. In dem Moment, wo er geht, werden die anderen Delegierten verlangen, dass man sie ebenfalls gehen lässt; wir verlieren die Kontrolle und haben keine Möglichkeit, die Sache einzudämmen.«
»Wer sagt denn, dass wir überhaupt die Kontrolle haben? Haben Sie in letzter Zeit mal einen Blick nach draußen geworfen? Die Typen von der Army haben gerade eben noch zwei Zelte aufgebaut, und der ganze Platz ist von Militärfahrzeugen umstellt.«
»Genau deswegen müssen wir jetzt etwas unternehmen, bevor es zu spät ist. Einen Evakuierungshubschrauber aufs Dach beordern. Bringen wir den Präsidenten raus aus Manhattan.«
»Sie meinen, bringen wir Sie raus aus Manhattan.«
»Ist das ein solches Verbrechen? Ich habe Frau und Kinder. Keiner von uns ist infiziert.«
»Sind Sie da so sicher, dass …«
»Schluss jetzt!« Eric Kogelo stand auf, der Schmerz in seinem Kopf war fürchterlich.
Weitere Kostenlose Bücher