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Das Ende Der Ausreden

Titel: Das Ende Der Ausreden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Roser
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größere Vorhaben auf ein ungewisses Irgendwann. Wir nutzen sie, um uns vor uns selbst und anderen zu entschuldigen. Oft keine große Sache, abgehakt.
    Was aber viel wichtiger ist: Ausreden sind daran beteiligt, dass wir Probleme nicht lösen. Sie verhindern, dass wir rechtzeitig handeln – um uns nach einem Streit zu versöhnen, eine Beziehung zu klären, einen Konflikt aus der Welt zu räumen, eine berufliche Situation zu verbessern oder unser Leben in Ordnung zu bringen. Sie sind Komplizen des Zögerns, des Hin und Hers, der Weigerung, ins Risiko zu gehen. Die Folge: Wir unterlassen es, an wichtigen Weggabelungen unseres Lebens Entscheidungen zu treffen. Und ziehen im schlimmsten (und nicht seltenen) Fall zum Schluss eine Bilanz verpasster Gelegenheiten. Egal, wie gut die Ausreden uns auf der Strecke erschienen, am Ende des Lebens zählt, was wir gelebt und verwirklicht, und nicht, was wir versäumt haben.
    Es beginnt oft harmlos: indem wir Probleme nicht aktiv angehen, sondern an ihnen festhalten.

Was ist eigentlich ein Problem?
    Wenn man eines hat, weiß man es. Etwas ist nicht so, wie es sein sollte oder ich es gerne hätte. Technisch ausgedrückt, handelt es sich um eine Soll-Ist-Abweichung. Damit ich diese Differenz wirklich als Problem (nicht nur als Störung, Hindernis oder Herausforderung) empfinde, gehört dazu, dass ich keine Lösung habe und dass sich negative Empfindungen einstellen. Ärger könnte aufkommen, ich könnte enttäuscht sein, mich ängstigen oder hilflos fühlen. Wenn ich keine negativen Gefühle habe, dann habe ich auch kein Problem, dann ist die Abweichung unerheblich oder mir egal. Man spricht von Problembewusstsein, eigentlich müsste man von Problemempfindung sprechen. Wenn mein Chef keine Unruhe spürt, wenn er weiß, dass ich unzufrieden mit meinem Job bin, dann hat er kein Problem. Dann bin ich ihm nicht wichtig und ich habe das Problem. Und muss entscheiden, ob ich mit jemandem arbeiten möchte, dem mein Wohlbefinden gleichgültig ist. Wenn einer der beiden Partner in den ersten Stunden einer Paarberatung davon spricht, dass er selbst ja kein, sondern nur der andere ein Problem habe, gibt es kein geteiltes Problemempfinden – und dann wird es schwierig mit der gemeinsamen Lösungssuche.

Wir schildern jedes Problem auf die gleiche Weise: So, dass wir es behalten können
    Völlig unabhängig vom Thema, vom Inhalt des Problems gibt es bei seiner Darstellung eine Grundmelodie, die immer gleich ist. Bei uns allen. »Ich weiß gar nicht, was ich machen soll!« ist eine häufige Formulierung. So weit, so klar. Das Fehlen der Lösung ist, wie beschrieben, Teil des Problems.
    Interessanter ist, warum uns nicht einfällt, was wir tun könnten. Wir sind wie vernagelt, tatsächlich nicht kreativ.
    In der Literatur wird das oft als Problemfokussierung bezeichnet: Ich starre aufs Problem und nirgendwo anders hin. Wenn ich mich auf ein Problem konzentriere, verengt sich mein Gesichtsfeld, und ich kann unmöglich gleichzeitig darüber nachdenken, wie ich es – mithilfe welcher Ressourcen (Fähigkeiten, Talente und Erfahrungen) – lösen könnte. Menschen, die ein Problem schildern, machen alle in etwa das gleiche Gesicht, sie zeigen, wie es so nett heißt, eine Problemphysiognomie, ein Ausdruck irgendwo zwischen Bauchschmerzen und Halsweh. Und sie schauen tendenziell nach unten, während Menschen, die nach einer Lösung suchen, ihren Kopf und dann ihren Blick im wahrsten Sinne des Wortes er-heben. Sie suchen dort oben im Schatz ihrer Erinnerungen oder sie machen sich neue Bilder, erfinden etwas. Zum Beispiel Ausreden. Wenn jemand eine Ausrede bewusst konstruiert, schaut er – achten Sie einmal auf sich selbst, wenn Sie es tun – nach rechts oben. Wenn Sie eine verwenden, die Sie gestern schon gebraucht haben, und Sie sich noch einmal an den Wortlaut zu erinnern suchen – nach links oben. Im Moment jedenfalls schauen wir entschlossen nach unten. Aufs Problem.

Wir ziehen das vertraute Unglück vor
    Entscheidend für alles Weitere ist es, ob und wie es gelingt, den Blick vom Problem zu lösen, um über Lösungen nachdenken zu können. Das klingt leichter, als es ist. Wir alle haben eine Tendenz, an einem Problem festzuhalten, so unsinnig das auch klingen mag. »Leiden ist einfacher als Handeln«, so hat Sigmund Freud es einmal formuliert – und uns damit einen Schlüssel zu diesem zunächst unverständlichen Verhalten gegeben.
    Ich löse mich erst dann vom Problem, wenn der Leidensdruck

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